Schwangere von La Maddalena verlangen Aufrechterhaltung der Geburtenabteilung – VIDEO

„Kampf der Bäuche“

Dienstag, 14. März 2017 | 09:36 Uhr

La Maddalena – Nicht nur in Südtirol schlägt den Politikern, die Geburtenabteilungen schließen wollen, der lautstarke Protest der Bevölkerung entgegen. Auch auf der sardischen Insel La Maddalena wollen sich die Frauen gegen die endgültige Schließung der einzigen Geburtenabteilung der Insel wehren. Sie haben den „Kampf der Bäuche“ ausgerufen.

Auf La Maddalena, einer Insel, die etwas nördlich von Sardinien liegt und von knapp 11.000 Seelen bewohnt wird, ist die Angst groß, in Anlehnung an die staatliche Verordnung, wonach alle Geburtenabteilungen, die weniger als 500 Geburten pro Jahr aufweisen, nach und nach geschlossen werden müssen, für immer den einzigen Geburtenstützpunkt zu verlieren. Sollte die Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin keine Ausnahme genehmigen, bedeutet die Umsetzung der staatlichen Richtlinie das endgültige Aus des seit 1970 bestehenden Stützpunkts.

Twitter/Maddalena
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Auch wenn die Abteilung auf La Maddalena nur jährlich 60 Geburten aufweist, wollen die Frauen und besonders die Schwangeren von La Maddalena um ihren „punto nascita“ kämpfen und verlangen vom Staat und der autonomen Region Sardinien eine Teilaufhebung der laut ihrer Meinung zu rigiden Richtlinie. Die Argumente der Inselbewohnerinnen gleichen denen der Bergbäuerinnen aus dem Wipp- und Oberpustertal. Mit vielen auch fantasievollen Protesten, wie mit auf den Schwangerschaftsbäuchen gemalten Slogans machen die Frauen sowohl auf der Straße als auch in Fernsehtalkshows auf ihre Lage aufmerksam. Der Bürgermeister und mehrere Politikerinnen stellten sich hinter die Schwangeren von La Maddalena und gaben – wie Senatorin Manuela Serra vom M5S – zu bedenken, dass die Schließung die Sicherheit der Frauen massiv gefährde. „Die Regierung möge die Aufrechterhaltung des Geburtenstützpunktes garantieren. Der Wind, der beständig stark über der Insel weht, behindert sehr oft im Jahr den Fährverkehr und die Hubschrauberflüge, was im Falle von Schwangerschaftskomplikationen ein großes Risiko darstellt“, so die Senatorin.

Twitter/Maddalena
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Die Schwangeren und ihre Unterstützer weisen auch darauf hin, dass die nächste Geburtenabteilung – Olbia – wenigstens eineinhalb Autostunden entfernt ist, und das auch nur, wenn das Meer mitspielt. Seit die Abteilung geschlossen wurde, sind auf La Maddalena ein Gynäkologe und eine Hebamme ständig in Bereitschaft, aber es fehlt der Anästhesist, der erst von Olbia kommend die Insel erreichen muss. Im Notfall könne man natürlich auf der Insel gebären, erklärt eine Krankenschwester, aber dann müsse das Baby nach Olbia transportiert werden, weil es auf der Insel seit einer Woche keine Geburtenabteilung mehr gibt. Laut den Richtlinien sollte aber, um eine für Mutter und Neugeborenes gefahrlose Hausgeburt zu gewährleisten, ein Krankenhaus höchstens 30 bis 40 Fahrminuten entfernt sein. Mit dem Meer und der Entfernung halten somit die mutigen und wehrhaften Inselbewohnerinnen starke Argumente in ihrer Hand.

Twitter/Maddalena
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Die Schwangeren nutzten auch den 8. März, den Tag der Frau, noch einmal um einen eindringlichen Appell an die Gesundheitsministerin Lorenzin zu richten. Ob die Schwangeren von La Maddalena mehr Durchsetzungskraft als ihre Südtiroler Kolleginnen aus dem Wipp- und Oberpustertal besitzen, wird sich noch weisen. Aber selbst manch römischen, und Bozner, Bürokraten schwant langsam, dass sich Ebenen, hohe Bergtäler und abgelegene Inseln nicht so einfach alle über einen „500 Geburten pro Jahr-Kamm“ scheren lassen.

Von: ka