Finanzwache deckt dreisten Sozialbetrug auf – VIDEO

Kerngesunder „Behinderter“ entdeckt

Samstag, 27. Januar 2018 | 08:32 Uhr

Lecce/Gallipoli – Der Finanzwache der süditalienischen Stadt Gallipoli gelang es, einen ganz besonders dreisten Fall von Sozialbetrug aufzudecken. Ein „falscher Behinderter“, der im Rollstuhl saß und seit zwei Jahren eine Pension des Sozialfürsorgeinstituts INPS empfing, erwies sich bei näherem Hinsehen als kerngesunder Mann, der problemlos sogar die Reifen seines Fahrzeugs wechseln konnte.

Offiziell galt der Mann, ein 52-Jähriger aus Sannicola in der Provinz Lecce, als an den Rollstuhl gefesselter Invalide, aber in Wirklichkeit war der 52-jährige Betrüger kerngesund und konnte sich sportlichen Tätigkeiten widmen und auch jegliche Arbeiten übernehmen. Dank seiner betrügerischen Masche und seiner schauspielerischen Künste gelang es ihm, sich eine Pension des Sozialfürsorgeinstituts INPS zu erschleichen, die er seit zwei Jahren erhielt. Die lokale Sanitätseinheit stellte ihm wegen seiner in Wirklichkeit nur auf dem Papier existierenden „Pathologien“ sogar kostenlos einen Rollstuhl und Krücken zur Verfügung. Aber das war noch nicht alles. Nur 20 Tage nach dem Tod seiner Mutter besaß der Betrüger sogar die Dreistigkeit, den Antrag auf die Hinterbliebenenrente zu stellen, mit der er sein Einkommen wesentlich aufgebessert hätte.

Guardia di Finanza Lecce

Aber der Finanzwache von Gallipoli konnte er nichts vormachen. Aufgrund einiger Verdachtsmomente begannen die Beamten, den Mann zu beschatten und mit versteckter Kamera zu filmen. Dabei sammelten sie eine Vielzahl von Beweisen, die zeigten, dass der 52-Jährige vollkommen gesund war und eigentlich weder des Rollstuhls noch der Krücken bedurfte. Einmal erwischten sie ihn sogar, wie er an seinem Fahrzeug ohne Probleme alle Reifen wechselte. Den Rollstuhl brauchte er eigentlich nur, um sich mit ihm vor der ärztlichen Kommission zu präsentieren.

Guardia di Finanza Lecce

Während der Ermittlungen, welche von der Staatsanwaltschaft von Lecce koordiniert wurden, nahmen die Beamten der Finanzpolizei auch die Mithilfe ärztlicher Spezialisten der rechtsmedizinischen Kommission des Sozialfürsorgeinstituts INPS in Anspruch, welche den 52-Jährigen einer neuerlichen Visite unterzogen. Der Mann erschien zur Visite im Rollstuhl, der von seiner Freundin, einer Mathematiklehrerin, geschoben wurde.

Bei der ärztlichen Untersuchung wurde der Betrug aufgedeckt. Der falsche Invalide wurde bei den Justizbehörden wegen erschwerten Betrugs zulasten des Sozialfürsorgeinstituts INPS angezeigt. Auch gegen seine Freundin wurde wegen Beihilfe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Finanzwache deponierte beim Untersuchungsrichter von Lecce auch einen Antrag, dem Betrüger alle in den zwei Bezugsjahren unrechtmäßig erhaltenen Pensionsgelder – es handelt sich um eine Gesamtsumme von mehr als 19.000 Euro – zu beschlagnahmen.

Ebenfalls beschlagnahmt wurden der Rollstuhl und die Krücken, die der 52-jährige Betrüger nie gebraucht hatte. Sie können nun endlich jenen Invaliden kostenlos zur Verfügung gestellt werden, die diesen Namen auch wirklich zu Recht tragen.

Von: ka