Ungesichert und mit Shorts bekleidet auf dem Eis

Leichtsinnige Touristen verwechseln Gletscher mit einer Strandpromenenade

Mittwoch, 07. September 2016 | 08:43 Uhr

Mont Blanc – Dass viele Touristen vollkommen unzureichend ausgerüstet sich auf den Bergen und Gletschern tummeln, ist den Bergrettern der Alpen leider seit Jahren wohlbekannt. Seit Lifte und Schwebebahnen Touristen bis nahe an das ewige Eis transportieren, hat sich das Problem noch weiter verschärft.

Was aber Luca Montanari, ein bekannter Bergsteiger, Bergretter, Mitglied der Veroneser Schule XMountain und Lehrer am Wissenschaftlichen Lyzeum der Berge in Tione im Trentino, auf dem Gletscher des Mont Blanc zu sehen bekam, schlug dem Fass den Boden aus.

Mitten auf dem Gletscher sah er Pärchen und ganze Familien, die sorglos Gletscherspalten überquerten und Fotos und Selfies schossen, als seien sie auf einem „Luna Park“ oder auf der Strandpromenade von Rimini. Da die Touristen mit Jeans und Shorts angezogen waren und oft nur Turnschuhe an den Füßen trugen, passten auch Bekleidung und Schuhwerk eher zum Strand als zum Gletscher. Unnötig zu erwähnen, dass keiner der Urlauber angeseilt war oder Gurte am Körper trug. Immerhin trug einer der Touristinnen – man müsste lachen, wenn es nicht so traurig und riskant wäre – als Sonnenschutz ein lustiges Hütchen auf dem Kopf. Besonders gravierend aber war, dass Eltern ihre Kinder sorglos auf dem Gletscher mitnahmen und auf dem Gletscher spielen und herumtollen ließen, obwohl unter der Schneedecke der Tod lauert.

Als Luca Montanari eine der Mütter, die auf dem Gletscher Fotos von ihren Kindern schoss, auf die Todesgefahr hinwies, wurde er von der Frau regelrecht angeschnauzt. Nach diesem Zwiegespräch kehrte Montanari zu seiner Arbeit – er hielt in der Nähe gerade einen Alpinkurs ab – zurück. Später entschloss sich der erfahrene Bergsteiger aber, die Bilder der leichtsinnigen Touristen auf seinem Facebook-Profil zu posten, in der Hoffnung, dass in Zukunft solche „Strandszenen“ im hochalpinen Gelände ausbleiben.

Die Bilder haben im und außerhalb des Netzes eine heftige Debatte ausgelöst. Viele Bergretter danken Luca Montanari dafür, dass endlich dieses leidige Problem angesprochen wird. Wer in den Bergen wohnt, arbeitet und dort seine Freizeit verbringt, weiß, dass gerade für Leichtsinnige der Tod hinter jeder Ecke lauert. Aus einem Selfie wird dann schnell eine tränenreiche Tragödie.

 

https://www.facebook.com/luca.montanari.140/posts/10209085093958176

 

Von: ka