Carabinieri und Finanzwache nehmen Paten fest – VIDEO

Mafia mit am Esstisch: Fleisch der Cosa Nostra aus dem Supermarkt

Dienstag, 10. April 2018 | 07:16 Uhr

Palermo – Eine erfolgreiche Aktion der Carabinieri und der Finanzpolizei brachte in Palermo leider die erschreckende Erkenntnis zutage, dass die Mafia immer noch sehr aktiv ist, über erhebliche Geldmittel verfügt und immer wieder neue Methoden erfindet, sich ihre Taschen zu füllen. Anstatt wie bisher Unternehmen das Schutzgeld abzupressen, arbeitet Cosa Nostra direkt mit willfährigen Lieferanten zusammen. Da die Mafia ihre Tentakel bis in den Lebensmittelgroßhandel ausstreckt, sitzt sie sozusagen mit am Esstisch der Sizilianer.

Nach langen Ermittlungen gelang es den Carabinieri und der Finanzwache von Palermo in einer gemeinsamen Aktion, einen mutmaßlichen Mafiapaten und sechs weitere Personen zu verhaften. Am Montagmorgen klickten für Pietro Formoso, herausragendes Mitglied, wenn nicht gar Boss der Mafiafamilie von Misilmeri, eines großen Zentrums in der Provinz Palermo, die Handschellen. Pietro Formoso, der als „Spezialist“ des Drogenhandels und insbesondere des Geschäfts mit Kokain gilt, verfügte trotz der Beschlagnahme einiger seiner Bankkonten und Güter weiterhin über großzügige Geldmittel. Einen guten Teil dieser Summen investierte seine „Familie“ laut der Staatsanwaltschaft in den Fleischhandel. Mithilfe eines mit ihm „freundschaftlich verbundenen“ Unternehmens hätten er und seine „Mitstreiter“ mehrere Supermärkte von Palermo und Umgebung dazu „überredet“, ihr Fleisch zu überteuerten Preisen bei „seiner“ Firma abzunehmen. Da die Supermärkte die höheren Kosten an die Kunden weiterreichten, steckte die Mafia ihre Hand direkt auch in deren Brieftaschen. Aus Sicht der Cosa Nostra hatte diese Vorgangsweise den Vorteil, dass das „Schutzgeld“ leicht in Lieferantenrechnungen versteckt werden konnte.

ANSA

Die Ermittlungen der DIA(Direzione Distrettuale Antimafia, Bezirksdirektion der Antimafia-Polizei, Anmerkung der Redaktion) von Palermo ergaben, dass trotz der Schläge der vergangenen Jahre die Mafia wieder recht aktiv ist und über erhebliches Vermögen verfügt. Die Untersuchungen waren nicht leicht, weil die Bosse wegen der spektakulären Festnahmen in den vergangenen Jahren sehr vorsichtig geworden waren. Aber dank intensiver Überwachung der Telefonanschlüsse und Smartphones sowie umfangreicher Beschattungen gelang es Staatsanwalt Francesco Lo Voi und seinem Stellvertreter Salvatore De Luca von der DIA dem kriminellen Netzwerk um Pietro Formoso, das aus Mafiosi und ihnen in Komplizenschaft verbundenen Unternehmern bestand, das Handwerk zu legen.

Aber der Weg ist noch weit und der Lebensmittelhandel für Cosa Nostra sehr interessant und lukrativ. Während Formoso im Fleischsektor tätig war, wählten andere Mafiafamilien den Handel mit Olivenöl, Kaffee, Orangen, Artischocken, Tomaten und Mozzarella, um ihre meist aus dem Drogenhandel entstandenen Gewinne zu reinvestieren oder reinzuwaschen.

Es wird noch viele Erfolge wie der vom Montag brauchen, um auf Sizilien auf allen Ebenen eine von der Organisierten Kriminalität befreite Gesellschaft durchzusetzen.

 

 

Von: ka