Finanzpolizei legt „Schlaumeiern der Stempelkarte“ das Handwerk – VIDEO

Rache gehörnter Ehefrau führt zu elf Festnahmen und 31 Anzeigen

Donnerstag, 29. November 2018 | 07:03 Uhr

Palermo – Am Dienstag führte die Finanzpolizei von Palermo eine groß angelegte Aktion gegen die sogenannten „Schlaumeier der Stempelkarte“ durch. Dank der Aufnahmen mehrerer versteckter Kameras konnten die Beamten der Finanzpolizei nachweisen, dass viele Angestellte des sizilianischen Gesundheitsassesrorats während der Arbeitszeit nicht an ihrem Arbeitsplatz vorzufinden waren. Indem sie unter sich die Stempelkarten austauschen, täuschten die Betrüger ihre Anwesenheit vor. Außerdem verschafften sie sich auf illegale Weise Zugang zum computergestützten, zentralen Zeiterfassungssystem, um dort nie getätigte Arbeitsstunden einzutragen. Zum Verhängnis wurde allen letztendlich der Hinweis einer betrogenen Ehefrau.

Guardia di Finanza Palermo

Die Beamten der Finanzpolizei trauten ihren Augen kaum, als sie die Videoaufnahmen der versteckten Kameras auswerteten. Viele Angestellte des sizilianischen Gesundheitsassesrorats, die eigentlich an ihrem Arbeitsplatz hätten sein sollen, gingen den verschiedensten „Freizeittätigkeiten“ nach. Einige genehmigten sich „unendliche“ Kaffeepausen oder erledigten verschiedene Besorgungen. Andere wiederum tätigten Einkäufe aller Art, gingen zum Friseur oder unternahmen einfach nur einen langen Spaziergang. Das Ergebnis dieser Einstellung zur Arbeit war, dass viele erst gar nicht an ihrem Arbeitsplatz erschienen, bis zu drei Stunden zu spät kamen oder kamen und gingen, wann immer sie wollten. Offiziell hingegen verbrachten sie ihren ganzen Arbeitstag im Büro. Letztendlich zum Verhängnis wurde allen, dass einer der betrügerischen Angestellten die „illegal dazugewonnene Freizeit“ dazu nutze, sein außereheliches Verhältnis zu pflegen. Allerdings rechnete er nicht mit der Rache seiner Frau.

Die eifersüchtige Ehefrau, die schon lange ahnte, dass ihr Mann sie betrog, rief im November 2016 die grüne Nummer der italienischen Finanzpolizei „117“ an, um die Beamten auf die „verdächtigen Abwesenheiten“ ihres Gatten aufmerksam zu machen. Diskret begann die Finanzpolizei von Palermo, die Büros des Gesundheitsassessorats der autonomen Region Sizilien zu kontrollieren. Um handfeste Beweise sammeln zu können, platzierten die Beamten im Gebäude eine Vielzahl von versteckten Kameras. Die Bilder brachten Ungeheuerliches an Tageslicht. Mehr als ein Fünftel aller Angestellten tauschten ihre Stempelkarten untereinander aus oder stellten sich gegenseitig fingierte Anwesenheitsbescheinigungen aus. Das Ergebnis war, dass jeweils nur ein kleiner Teil der „Schlaumeier“ effektiv am Arbeitsplatz zu finden war, während der Rest allen nur erdenklichen Freizeittätigkeiten nachging. Allein mit den falschen Bescheinigungen wurden insgesamt mehr als 400 nie geleistete Arbeitsstunden illegal in das zentrale Arbeitszeiterfassungssystem eingetragen.

Zwei Jahre nach dem Anruf der Ehefrau schlugen die Finanzbeamten am Dienstagmorgen zu. Sie nahmen insgesamt elf Personen fest und überstellten sie in den Hausarrest. Anderen elf Personen wurde die Pflicht auferlegt, mit ihrer Unterschrift ihren Aufenthalt zu bestätigen, während weitere 20 Personen auf freiem Fuß angezeigt wurden. Ihnen allen wird schwerer Betrug, unerlaubter Zugang zum computergestützten, zentralen Zeiterfassungssystem sowie Falschbeurkundung zur Last gelegt.

Die Festnahmen sorgten auf der Insel für ein politisches Erdbeben. Der Assessor für Gesundheitswesen der autonomen Region Sizilien, Ruggero Razza, gab während einer Pressekonferenz seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Gerichtsbarkeit an diesen Betrügern ein wahres Exempel statuieren wird. Ruggero Razza versprach außerdem, dass sich die Region als Nebenkläger dem Verfahren anschließen wird.

Der massive Betrug erregte in ganz Italien Aufsehen. Der Auslöser der Ermittlungen – eine betrogene Ehefrau, die sich an ihrem untreuen Ehemann rächen wollte – brachte aber viele Leser und Kommentatoren zum Schmunzeln. Selten sei eine Rache so süß und fürchterlich gewesen wie diese, schrieb ein unbekannter Leser ins Netz.

Von: ka