Von: ka
Frasso Telesino – Vergangene Woche wurden in Frasso Telesino, einer Ortschaft in der süditalienischen Region Kampanien, von den Carabinieri zwei Männer verhaftet. Ihnen wird zur Last gelegt, am vergangenen 19. Juli den 45-jährigen Hirten Giuseppe Matarazzo ermordet zu haben. Die ermittelnden Staatsanwälte glauben aber, dass der eigentliche Auftraggeber des Mordes der Vater eines jugendlichen Vergewaltigungsopfers des 45-Jährigen, das sich im Jahr 2008 das Leben genommen hatte, gewesen sei.
Arrestati i killer di Frasso Telesino. La vittima aveva scontato 11 anni per violenza su una minore che si era suicidata https://t.co/o7g8HQgff0
— Faro di Roma (@FarodiRoma) December 28, 2018
Die traurige Geschichte begann im fernen Jahr 2008 mit der Auffindung des leblosen Körpers der 15-jährigen Michela. Das Mädchen hatte das Wohnhaus ihrer Eltern verlassen und sich in der ländlichen Umgebung von Frasso Telesino das Leben genommen. Nach und nach kam die schreckliche Wahrheit ans Licht. Ein Nachbar und Freund der Familie, Giuseppe Matarazzo, hatte die 15-Jährige sowie ihre Schwester zwei Jahre hindurch sexuell missbraucht. Aus Scham hatte sich, so die Vermutung der damaligen Ermittler, die 15-Jährige ihrem Leben ein Ende gesetzt. In der Folge wurde Giuseppe Matarazzo festgenommen und im Jahr 2010 wegen sexuellen Missbrauchs der beiden minderjährigen Schwestern zu einer Haftstrafe von elf Jahren und sechs Monaten verurteilt.
Nachdem er ein Großteil seiner Haftstrafe abgesessen hatte, wurde Giuseppe Matarazzo im Juni des vergangenen Jahres für einen Hafturlaub in die Freiheit entlassen. Der 45-Jährige kehrte in direkter Nachbarschaft zu der Familie des Opfers wieder in das Haus seiner Eltern in Frasso Telesino zurück. Lang konnte er sich aber nicht der neu gewonnenen Freiheit erfreuen. Nur einen Monat nach seiner Haftentlassung, am 19. Juli 2018, wurde Giuseppe Matarazzo ermordet. Der 45-Jährige wurde von einem Auto aus aus nächster Nähe mit zwei Kugeln ins Herz getötet. Die ermittelnden Behörden hatten sofort den Verdacht, dass der Mord mit dem Missbrauchsfall in Verbindung stehen müsse.
Frasso Telesino
Chi ascolta @rafcalandra di Storie di Storiacce @Radio24_news conosce omicidio Matarazzo
Ma questi aggiornamenti atterriscono: sangue coperto con sangue cosa può cancellare se non l'essere umano?
🙄https://t.co/GLcPB9YZqv— Svetoni (@JacopoSvetoni) December 29, 2018
Sechs Monate nach dem gewaltsamen Tod trugen die Ermittlungen Früchte. Dank Zeugen, denen ein Fiat Croma mit zugeklebten Kennzeichen aufgefallen war, und dank der Tatsache, dass das Tatfahrzeug mit einem GPS Sender ausgestattet war, gelang es der Staatsanwaltschaft und den Carabinieri, zwei Männer als mutmaßliche Mittäter zu identifizieren. Vergangene Woche wurden der 55-jährige Giuseppe Massaro und der 30-jährige Generoso Nasta wegen Beihilfe zum Mord verhaftet. Sie werden jeweils beschuldigt das Tatfahrzeug, einen Fiat Croma, zur Verfügung gestellt und es gelenkt zu haben. Auf den Konten der beiden mutmaßlichen Mittäter stellten die Behörden mehrere Tausend Euro – vermutlich der „Lohn“ für die Unterstützung bei der Ermordung – sicher. Mithilfe der beiden Festgenommenen und weiteren Ermittlungen rechnen Staatsanwaltschaft und Carabinieri damit, in den nächsten Tagen auch den eigentlichen Mörder von Giuseppe Matarazzo festnehmen und den Auftraggeber des Mordes ermitteln zu können.
Die Ermittler glauben, dass der eigentliche Auftraggeber des Mordes der Vater der 15-jährigen Michela, die sich im Jahr 2008 das Leben genommen hatte, gewesen sei. Der Mann, der 58-jährige Lucio Iorillo, wurde von der Staatsanwaltschaft von Benevento in das Ermittlungsregister eingetragen. „Niemand darf Selbstjustiz üben“, so der Staatsanwalt von Benevento, Aldo Policastro.
Der Mord, die Missbrauchstat des Ermordeten sowie der Suizid des damals 15-jährigen Mädchens lösten in der italienischen Öffentlichkeit eine heftige Debatte aus. Niemand dürfe Selbstjustiz üben, aber warum sei es dem damaligen Täter ermöglicht worden, nach Verbüßung der Haftstrafe ausgerechnet in die direkte Nachbarschaft der Opfer zurückzukehren, fragt sich unter anderem eine Kommentatorin.