Von: ka
Mailand – Den Carabinieri von Mailand gelang es, einer ganz besonders dreisten und schamlosen Betrügerbande das Handwerk zu legen. Die fünf Betrüger gaben sich vor älteren Menschen als Carabinieri aus und forderten ihre Opfer dazu auf, ihnen eine hohe Summe zu übergeben, um den Enkel oder den Sohn der meist älteren Leute vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren.
Die Mitglieder der fünfköpfigen Betrügerbande – der 21-jährige Michele Diana aus Melegnano, der 31-jährige Luigi Murolo aus Neapel, der ebenfalls 31-jährige Stefano Pacilio aus Sant’Antimo, der 27-jährige Sergio Paudicio aus Portici und der 29-jährige Benito Scarallo aus Melito di Napoli – dachten sich eine ausgefeilte Betrugsmasche aus, um ihren Opfern, fast immer handelte es sich um ältere Menschen, Tausende von Euro abzunehmen.
Zwei der Betrüger, die allesamt aus der Umgebung von Neapel stammen, durchstreiften die Straßen von Mailand, während die beiden anderen aus einem Telefonbuch hintereinander die Anschlussnummern wählten. Hob einer der Senioren ab, erzählten sie ihrem Opfer, dass deren Enkel, Tochter oder Sohn verunfallt wäre und dabei einen Fußgänger überfahren hätte. Die psychologische Schwäche, Panik und die Angst ihrer Opfer ausnutzend, forderten sie die alten Menschen auf, aufzulegen, um die Linie den „Carabinieri“ übergeben zu können. Der vermeintliche „Carabiniere“ war aber niemand anders, als ein weiterer Betrüger. Mit überzeugenden und drohenden Worten bestätigte er den Sachverhalt des ersten Anrufers und forderte die nun ganz und gar verängstigten Senioren auf, einem Mann, der innerhalb kürzester Zeit die Wohnung des Opfers aufsuchen würde, eine bestimmte Summe Geld oder Schmuck zu übergeben. Das Geld sollte – so der Betrüger – angeblich dazu dienen, einen guten Rechtsanwalt zu bezahlen.
Ab diesem Zeitpunkt traten die „Straßenläufer“ in Aktion. Sie holten von ihren „Kollegen“ die nötigen Informationen ein, betraten die Wohnungen der Opfer und ließen sich von ihnen Geld und andere Wertgegenstände aushändigen.
Fingevano d’essere #Carabinieri o avvocati per truffare gli #anziani: fermati dai Carabinieri “veri” del Nucleo Investigativo di #Milano. Si tratta di 5 cittadini italiani, individuati grazie a un’operazione svolta tra #Napoli, #Parma e la #Spagna. #26febbraio #possiamoaiutarvi pic.twitter.com/9gDMWEzAqu
— Arma dei Carabinieri (@_Carabinieri_) February 26, 2018
Mit dieser Masche konnten die Betrüger innerhalb von nur drei Monaten mindestens 27 Opfer um ihre Ersparnisse, ihre Schmuckgegenstände und Uhren bringen. Laut ersten Informationen soll der entstandene Schaden mehr als 200.000 Euro betragen. Vom Geld blieb später nichts übrig. Die 200.000 Euro gingen innerhalb weniger Wochen in Jachturlauben auf Ibiza, Diskothekbesuchen, Eskortdamen, Kokain sowie teuren Langusten und Champagner auf. Die fünf Kriminellen luden zu ihren „Ausfahrten“ nach Spanien auch Freunde und Verwandte ein und besaßen sogar die Dreistigkeit, ihren protzenden, aufwendigen Lebensstil auf ihren Facebook-Profilen zu posten.
Bei ihren Betrügereien gingen sie sehr vorsichtig vor. Sie verwendeten nur billige „Wegwerftelefone“ und wechselten dabei ständig die SIM-Karten, die sie unter falschen Namen erworben hatten. Zudem saßen sie während der Gespräche immer im fahrenden Auto, um eine Lokalisierung über den nächsten Handymasten zu vermeiden. Dennoch gelang es den Carabinieri über die Aussagen der Opfer und über die Zurückverfolgung einiger Anrufe, den Betrügern auf die Schliche zu kommen. Die fünf „schamlosen Lebenskünstler“ wurden festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. Mit Urlaub auf Jachten, Champagner, Langusten und Prostituierten wird für die fünf Kriminellen für lange Zeit nichts mehr sein.
Besonders schlimm ist es für die alten Menschen unter den Opfern. Ihr Geld und ihre Habe sehen sie nie mehr wieder und schwer wiegen auch die psychischen Folgen des Betrugs.