Von: luk
Mailand/Berlin – Nach dem Tod des Berlin-Attentäters Anis Amri herrscht bei den Sicherheitsbehörden in Deutschland Erleichterung. Doch viele Fragen müssen noch geklärt werden. Die Ermittlungen zum Umfeld des Attentäters aus Tunesien gehen mit Hochdruck weiter.
Unter anderem soll der Fluchtweg von Amri genau nachgestellt werden. Er war mit dem Zug von Frankreich nach Italien gekommen. Doch es ist unklar, wie er die Grenze von Deutschland nach Frankreich und dann jene nach Italien, ohne kontrolliert zu werden, passieren konnte.
Ermittlungen und Polemiken in Italien
In Italien hat der Tod von Amri Polemiken ausgelöst. Beppe Grillo von der Fünf-Sterne-Bewegung fordert, dass alle illegalen Einwanderer umgehend ausgewiesen werden sollen. Zudem fordern die Oppositionsparteien, die Wiedereinführung von Grenzkontrollen.
Die Lega Nord geht sogar noch weiter: Die Partei unter Führung von Matteo Salvini verlangt einen umgehenden Einwanderungsstopp. Nur Frauen und Kindern auf der Flucht von Kriegen sollten aufgenommen werden. Salvini will außerdem gegen islamische Gebetsorte vorgehen. Sie dienten zur Rekrutierung von Fundamentalisten. Amris Flucht nach Italien sieht der Lega-Chef als Beweis dafür, dass er dort auf Unterstützung zählen konnte.
Bekanntlich ist der 24-jährige Tunesier in der Nacht bei einer Routinkekontrolle in Sesto San Giovanni angehalten worden, er hat sofort das Feuer eröffnet und einen Polizisten leicht verletzt, bevor er erschossen wurde. Die Polizei will auch aufdecke, warum er gerade nach Sesto San Giovanni geflüchtet ist und ob er Kontakte zur dortigen slamischen Gemeinschaft hatte. Laut dem Mailänder Polizeichef hätte Amri weitere Anschläge verüben können. Bei ihm wurden kein Telefon und auch keine Dokumente gefunden, wohl aber einige 100 Euro.
Premier Gentiloni spricht von anhaltender Terrorgefahr
Italiens Ministerpräsident Paolo Gentiloni sieht auch nach dem Tod des mutmaßlichen Terroristen von Berlin weiterhin eine Terrorbedrohung in Italien. Die Gefahr von Anschlägen bestehe weiter. Es könne noch keine Entwarnung gegeben werden, so der Premier in Rom.
Gentiloni hat eine engere Zusammenarbeit zwischen den europäischen Sicherheitskräften gefordert. Es brauche mehr Abstimmung und Informationsaustausch, so der Regierungschef, der sich bei dem jungen Polizisten bedankt hat, der beim Schusswechsel mit Amri verletzt worden ist.
IS-Webseite zeigt Video Amris vor Anschlag in Berlin
Unterdessen hat das IS-Sprachrohr Amaq die Tötung des mutmaßlichen tunesischen Verantwortlichen des Anschlags in Berlin, Anis Amri, bestätigt. Auf der Webseite Amaqs wurde ein angebliches Video gezeigt, das Amri vor dem Anschlag in Berlin aufgenommen hatte, berichteten italienische Medien.
In dem kurzen Clip schwört der Tunesier dem IS die Treue und zeigt sich entschlossen, die bei Luftangriffen getöteten Moslems zu rächen.
Amri ruft in dem Video außerdem Islamisten dazu auf, Anschläge in Europa zu verüben: “Kämpft auf dem Weg Gottes”, rief der 24-Jährige. Im Video warnte er die Europäer: “Wir kommen, um euch wie Schweinen die Kehle durchzuschneiden”.
https://www.youtube.com/watch?v=J6t5hCG9Ghw