Deborah Sciacquatori(19) wollte Mutter und Oma beschützen – VIDEO

Schreckliche Familientragödie: Gewalttätiger Vater von eigener Tochter umgebracht

Dienstag, 21. Mai 2019 | 06:58 Uhr

Monterotondo – Monterotondo, eine Kleinstadt 20 Kilometer nördlich von Rom, war am Wochenende Schauplatz einer schrecklichen Familientragödie. Nach Stunden von Angst und erlittener Gewalt konnte die 19-jährige Deborah Sciacquatori nicht mehr länger dabei zusehen, wie ihr alkoholisierter Vater ihre Mutter verprügelte. Sie nahm ein Küchenmesser zur Hand und verletzte ihn am Ohr. Der 41-jährige Lorenzo Sciacquatori verstarb wenig später in der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Monterotondo.

Am frühen Sonntagmorgen kam Lorenzo Sciacquatori wieder einmal vollkommen betrunken nach Hause. Der 41-Jährige, der in früheren Jahre eine anfangs erfolgreiche Karriere als Boxer eingeschlagen hatte, war später in den Sog von Alkohol und Drogen geraten, wobei er vollkommen den Kopf verloren hatte. Wie Verwandte und Nachbarn berichteten, hatte er bereits vor Jahren begonnen, seine 42-jährige Frau Antonietta zu schlagen. Die 42-Jährige hatte ihn in der Folge im Jahr 2014 wegen häuslicher Gewalt bei den Carabinieri angezeigt. Vier Monate später war der besonders unter Alkohol- und Drogeneinfluss gewalttätige Mann von den Carabinieri – diesmal wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt – erneut festgenommen worden. Allerdings hatte ihn seine Frau später wieder in die gemeinsame, eheliche Wohnung aufgenommen, was sich als schwerer Fehler entpuppen sollte.

Der gescheiterte Boxer Lorenzo Sciacquatori fuhr fort, seine Frau, seine heute 19-jährige Tochter Deborah und die kranke Großmutter, die ebenfalls in der Wohnung wohnt, zu drangsalieren. Gegen 5.00 Uhr am frühen Sonntagmorgen trat der Betrunkene gegen die Wohnungstür und verlangte, eingelassen zu werden. Einmal in der Wohnung schrie er die Frauen an und begann, sie zu schubsen und zu stoßen. Noch in der Nacht kam auch seine Schwester in die Wohnung. Vergeblich versuchte sie, ihren Bruder zu beruhigen. Nach drei Stunden verbaler und physischer Gewalt flohen alle vier Frauen die Treppe hinunter. Zugleich zog Lorenzo Sciacquatori die alte Großmutter ein letztes Mal gewaltsam in die Wohnung zurück. In diesem Moment verstand die 19-jährige Deborah, dass sie reagieren musste, wenn sie das Leben ihrer Mutter, ihrer Tante und ihrer Oma retten wollte.

Sie nahm ein Küchenmesser, das sie vorher zu ihrem Schutz an sich genommen hatte, und verletzte ihren Vater am Ohr. Anschließend verständigten sie die Rettungskräfte. Deren Bemühungen waren aber vergeblich. Der 41-Jährige erlag in der Ersten Hilfe des Krankenhauses von Monterotondo seinen Verletzungen. Laut einer ersten Untersuchung durch den Gerichtsmediziner führte die Schnittverletzung aber nicht zu seinem Tod. Möglicherweise verabreichte die 19-Jährige, die selbst als Boxtalent gilt, ihm vor dem Angriff mit dem Küchenmesser einen Faustschlag ins Gesicht.

Ob der Schnitt, ein Schlag oder der Sturz auf dem Boden den Tod von Lorenzo Sciacquatori verursachte, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Die 19-jährige Deborah Sciacquatori wurde wegen vorsätzlicher Tötung festgenommen. Der Staatsanwalt von Tivoli, Francesco Menditto, entließ sie in Erwartung der Ergebnisse der Autopsie zunächst in den Hausarrest. Der Staatsanwalt unterstrich, dass „angesichts des aggressiven Verhaltens des Mannes und des Versuchs der jungen Frau, sich, ihre Mutter und ihre Großmutter zu schützen, das eventuelle Vorliegen von Notwehr abgewogen werden wird“.

Dabei wird das Gericht sich vermutlich auch das Leben der 19-jährigen Oberschulstudentin ansehen. Deborah Sciacquatori ist das absolute Gegenteil ihres Vaters. Die 19-Jährige gilt in ihrer Oberschule, dem Kunstlyzeum von Monterotondo, als fleißige Modellstudentin. Deborah gelang es dank ihres schulischen Erfolges, einen Platz in einem nationalen Leistungswettbewerb zu ergattern. In diesen Wochen war Deborah damit beschäftigt, sich auf die Maturaprüfung vorzubereiten. Ein Lerneinsatz, der durch den Tod ihres „Vaters“ jäh unterbrochen wurde.

Nach dem Fall von Monterotondo, stellten sich viele Italiener – darunter besonders viele Frauen – hinter die lebensfrohe und fleißige 19-Jährige, die – so scheint die Sachlage – in einer ausweglosen, familiären Situation gezwungen war, sich selbst und ihre Lieben zu verteidigen.

Von: ka