Marzia [15] stirbt in den Flammen des Flugzeugwracks – VIDEO

Schreckliches Unglück: „Wir retteten drei von ihnen, dann mussten wir aufgeben“

Montag, 23. September 2019 | 08:10 Uhr

Orio al Serio/Bergamo – Als zwei Männer auf ein abgestürztes, brennendes Flugzeug stießen, gelang es ihnen noch unter eigener Lebensgefahr, drei der vier Insassen – einen Vater und zwei seiner Töchter – aus dem Wrack zu retten. Angesichts der Flammen konnte die letzte Insassin – die 15-jährige Zwillingsschwester einer der Geretteten – nicht mehr rechtzeitig aus der brennenden Kabine gezogen werden. Hilflos mussten Retter und Gerettete mitansehen, wie das schwerverletzte Mädchen in den Flammen umkam.

Am Freitagvormittag kurz nach 10.00 Uhr hob eine Mooney M20 – ein viersitziges Leichtflugzeug – von der Piste des Aeroclubs von Orio al Serio bei Bergamo ab. Am Steuer saß der 51-jährige Wirtschaftsberater Stefano Mecca, der seine drei Töchter – die 18-jährige Chiara und die beiden 15-jährigen Zwillingsschwestern Silvia und Marzia – für einen Ausflug nach Venedig fliegen wollte. Aber der Flug dauerte nur wenige Minuten. Kurz nach dem Start teilte der Pilot dem Kontrollturm mit, dass er ein Problem hätte und zur Landebahn zurückkehren wolle. Als Stefano Mecca allerdings zu landen versuchte, war das Flugzeug zu schnell. Es konnte aber auch nicht mehr an Höhe gewinnen. Das Flugzeug schoss über die Piste hinaus, streifte eine Leitplanke, die der Mooney M20 einen Flügel abriss, und prallte an der Böschung der Umfahrungsstraße von Bergamo gegen einen Baum. Das Wrack fing sofort Feuer.

ANSA/FABIO CONTI

Genau in diesem Moment trafen der 56-jährige, pensionierte Polizeiinspektor Angelo Pessina und sein Freund Francesco Defendi am Unglücksort ein. Als sie das brennende Leichtflugzeug sahen, blieben sie stehen und liefen sofort zum Wrack, um die Verletzten aus der brennenden Kabine zu ziehen. „Ich habe einen Knall gehört, ich habe mich umgedreht und rechts von mir einen Flugzeugflügel gesehen. Wir haben keinen Moment nachgedacht. Wir haben das Auto abgestellt und sind sofort hinuntergerannt“, so später Angelo Pessina.

Es musste ganz schnell gehen. Da der mit 300 Litern Treibstoff gefüllte Tank zu explodieren drohte, bestand akute Lebensgefahr. Angelo und Francesco, die nicht wussten, wie viele Insassen sich im Flugzeug befanden, zogen nacheinander den Vater, seine älteste Tochter Chiara sowie eine der beiden Zwillingsschwestern – Silvia – aus den Flammen, und brachten sie auf einer nahen Wiese in Sicherheit. „Wir sind zu viert“, schrien der Vater und die beiden Töchter. Nun verstanden die beiden Erstretter, dass sich im Flugzeug noch ein Mädchen – Marzia – befand. Angelo und Francesco drehten sich zum Wrack um und erkannten, was das hieß. In diesem Moment brannte das gesamte Wrack bereits lichterloh, sodass es den beiden Männern nicht mehr möglich war, zur Flugzeugkabine vorzudringen. „Wir retteten drei von ihnen, dann mussten wir aufgeben“, so Angelo Pessina später.

ANSA/FABIO CONTI

Als die verständigten Feuerwehrleute und Rettungskräfte am Unglücksort eintrafen, war es bereits zu spät. Der verzweifelte Vater, seine beiden Töchter sowie Angelo und Francesco mussten hilflos mitansehen, wie die 15-Jährige in den Flammen umkam. „Das sind jene Momente, in denen du eine, wenn auch harte Wahl treffen musst. Das haben sie mir bei der Ausbildung beigebracht. Man möchte mehr tun, aber man riskiert, eine zweite Tragödie zu verursachen“, beschrieb der pensionierte Polizist Angelo Pessina später diese fürchterlichen Momente der Hilflosigkeit.

Als die Rettungskräfte und die Feuerwehr eintrafen, blieben die beiden Erstretter weiterhin beim Vater und seinen beiden Töchtern. „Wir haben dem Vater, einem verzweifelten Mann, und den Mädchen nahe sein wollen“, berichtete später Angelo Pessina.

Die Tragödie und die dramatische Rettung lösten weit über Bergamo hinaus tiefes Entsetzen aus. Leider war es nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein, dass Erstretter oder Rettungskräfte angesichts der Umstände nicht alle Verletzten rechtzeitig in Sicherheit bringen können.

Von: ka