49-jähriger Ukrainer in Rimini festgenommen – VIDEO

„Serhii K. war an der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines beteiligt“

Freitag, 22. August 2025 | 08:07 Uhr

Von: ka

Rimini/Rom/Berlin – In Rimini wurde ein 49-jähriger Ukrainer namens Serhii K. von den Carabinieri festgenommen. Serhii K., dessen Spur bereits seit Wochen verfolgt wurde, wird beschuldigt, an der Sabotage der Nord-Stream-Gaspipelines beteiligt gewesen zu sein. Laut den Ermittlungen soll er sogar einer der Koordinatoren der Gruppe von Saboteuren gewesen sein, die im September 2022 die Gaspipelines durch Sprengung schwer beschädigt haben, welche Russland mit Deutschland verbinden. Für die schwer angeschlagene Ukraine, die in Verhandlungen um einen Waffenstillstand ringt, kommt die schwere Anschuldigung, die Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines sei durch Ukrainer erfolgt und Serhii K. und seine Gruppe hätten auf höchstem Befehl gehandelt, zur Unzeit.

ANSA/US CARABINIERI

Die Festnahme erfolgte durch die Carabinieri in enger Zusammenarbeit mit Interpol und den deutschen Behörden. Der ukrainische Staatsbürger wird beschuldigt, im September 2022 an der Sabotage der Nord-Stream-Gaspipelines beteiligt gewesen zu sein. Die Festnahme erfolgte in der Nacht vom 20. auf den 21. August auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls, der am 18. August von der deutschen Bundesanwaltschaft ausgestellt worden war.

Der Ukrainer verbrachte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Alter von sechs und neun Jahren einen fünftägigen Urlaub in einer Unterkunft in San Clemente im Süden der Provinz Rimini. Seine Bewegungen wurden bereits überwacht, da er mit dem Auto und einem gültigen Reisepass unterwegs war. Bei seiner Festnahme leistete er keinen Widerstand, sondern händigte seinen Reisepass und sein Smartphone aus, ohne besonders überrascht zu wirken.

Nach seiner Festnahme wurde er in das Gefängnis „Casetti” in Rimini gebracht. Am Freitagmorgen wird er nach Bologna überführt, wo um die Mittagszeit die Anhörung vor dem Richter des Berufungsgerichts zur Bestätigung der Festnahme auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls stattfindet. Das Gericht ist nämlich für eine eventuelle Auslieferung an Deutschland zuständig.

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Den Ermittlern zufolge gehörte der Mann zu jener Gruppe von Saboteuren, die im September 2022 Sprengstoff an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 in der Nähe der dänischen Insel Bornholm in der Ostsee angebracht hatten. Die Explosion bedeutete eine gravierende Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine und verschärfte die Energieversorgungskrise in Europa, denn ein Großteil des für Deutschland bestimmten russischen Erdgases wurde seit Jahren direkt über Nord Stream 1 geliefert. Die Explosionen ereigneten sich am 26. September 2022 und verursachten schwere Schäden an beiden Pipelines. Nach seiner voraussichtlichen Überstellung aus Italien wird der Festgenommene dem Untersuchungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt.

Die zuständige Staatsanwaltschaft Karlsruhe teilte mit, dass der Beschuldigte unter dem dringenden Verdacht stehe, gemeinsam mit anderen eine Explosion mit Sprengstoff verursacht sowie verfassungswidrige Sabotage und die Zerstörung von Bauwerken begangen zu haben. Ein anderer, mit Haftbefehl gesuchter ukrainischer Taucher – identifiziert als Wolodymyr Z. – lebte in Polen, konnte sich jedoch vor seiner Festnahme noch rechtzeitig in die Ukraine absetzen.

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Die Ukraine hat stets bestritten, an der Sabotage beteiligt gewesen zu sein. Die Indizien und Beweise, die die deutschen Ermittler im Laufe ihrer Untersuchungen jedoch zusammentrugen, wiegen schwer. Nach einigen im März 2023 bekannt gewordenen Enthüllungen sollen die Ermittler ihre Aufmerksamkeit auf eine Gruppe ukrainischer Taucher in Polen gerichtet haben. Serhii K. und seine Komplizen sollen eine Segelyacht benutzt haben, die von Rostock an der Nordostküste Deutschlands aus gestartet war und die als ein Boot mit dem Namen „Andromeda” identifiziert werden konnte. Die „Andromeda” war zuvor von einem deutschen Unternehmen über Mittelsmänner unter Verwendung gefälschter Ausweispapiere gechartert worden.

Der Mietvertrag über rund 3.000 Euro pro Woche soll von einer polnischen Firma bezahlt worden sein, die von zwei Ukrainern geleitet wurde. Die „Andromeda” stach von Rostock aus in See und legte Zwischenstopps in Wiek, einem kleinen Hafen auf der deutschen Insel Rügen, und in Christiansø, einem Ort im Nordosten der dänischen Insel Bornholm, ein. Nach zwei Wochen wurde das Boot in einem sehr schlechten Zustand an die Eigentümer zurückgegeben.

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Diese Rekonstruktion des Tathergangs wird durch die Identifizierung eines Lieferwagens mit ukrainischem Kennzeichen gestützt. Dieser wurde am 8. September 2022 von einer Radarkamera auf der Insel erfasst. Es wird vermutet, dass sich in dem Fahrzeug Sprengstoff befand, der anschließend an Bord der „Andromeda” geladen wurde.

Nach Durchsuchungen durch deutsche Behörden wurden an Bord der „Andromeda” Rückstände des für Unterwasseroperationen geeigneten Sprengstoffs HMX gefunden. Am 25. Mai 2023 erhielt das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) von der ehemaligen Lebensgefährtin des geflohenen Ukrainers eine DNA-Probe seines Sohnes. Durch den Vergleich dieser Probe mit den auf dem Schiff hinterlassenen DNA-Spuren konnten die Ermittler die Anwesenheit des Verdächtigen an Bord der „Andromeda” bestätigen.

Am 11. November 2023 berichtete die Washington Post unter Berufung auf amerikanische und europäische Beamte, dass Ukrainer, darunter ein Oberst namens Roman Chervinsky, für die Sabotage der Nord-Stream-Gaspipelines verantwortlich seien. Letzterer soll die Logistik geleitet und ein sechsköpfiges Team unterstützt haben, das das Segelboot gemietet und die Operation durchgeführt hat. Der Oberst habe die Operation jedoch weder geplant noch allein zu ihrer Durchführung beigetragen, so die amerikanische Tageszeitung. Vielmehr habe er Befehle von höheren ukrainischen Offizieren unter der Führung von General Valery Zaluzhny, dem damaligen Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, erhalten. Die Operation sei jedoch ohne Wissen und Zustimmung von Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine, durchgeführt worden.

Die deutsche Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach nach der Festnahme von einem „beeindruckenden Ermittlungserfolg“ der Bundesanwaltschaft. Die Sprengung der Pipelines müsse aufgeklärt werden, „auch strafrechtlich”, betonte sie. Von Serhii K., der einer der Koordinatoren der Gruppe von Saboteuren gewesen sein soll, erhoffen sich die deutschen Ermittler des BKA neue Erkenntnisse zum Fall.

Für die schwer angeschlagene Ukraine, die in Verhandlungen um einen Waffenstillstand ringt, kommt die schwere Anschuldigung, die Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines sei durch Ukrainer erfolgt und Roman Chervinsky, Wolodymyr Z., Serhii K. und ihre Gruppe hätten auf höchstem Befehl gehandelt, zur Unzeit.

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