Dutzende von Flüchtlingen erreichen auf kleinen Booten die italienische Küste – VIDEO

Sizilien: „Geisterlandungen“ gehen unvermindert weiter

Mittwoch, 07. August 2019 | 07:02 Uhr

Agrigent – Während halb Europa auf das Duell zwischen dem italienischen Innenminister Matteo Salvini und den verschiedenen Rettungsorganisationen blickt, gehen die „Geisterlandungen“ – so werden die Anlandungen von kleinen Flüchtlingsbooten, die von den Behörden nicht erkannt werden, genannt – unvermindert weiter. Nachdem bisher am Strand nur leere Boote entdeckt worden waren, konnte diesmal eine „Geisterlandung“ auf Video festgehalten werden.

Die Badeurlauber auf dem Strand von Punta Bianca in der Nähe der sizilianischen Provinzhauptstadt Agrigent staunten nicht schlecht, als sie am Montagnachmittag ein rund zehn Meter langes Holzboot erblickten. Gegen 17.00 Uhr – ironischerweise genau zu jener Zeit, als im Senat die Vertrauensabstimmung für das zweite Sicherheitspaket der Regierung stattfand – lief die Nussschale, in der sich ungefähr 40 Flüchtlinge befanden, im Sand vor dem Strand fest. Die Migranten – bei den meisten von ihnen handelte es sich um Tunesier – stiegen so schnell als möglich aus dem Boot. Einige der Urlauber boten den Tunesiern Wasser an, aber die allermeisten Migranten hatten wenig Zeit zu verlieren. Einmal an Land erklimmten sie sofort den Hügel hinter dem Strand, um die nahe Küstenstraße, die Palma di Montechiaro mit Agrigent verbindet, zu erreichen. Die gesamte Szenerie wurde von Aktivisten der Umweltorganisation „Mareamico“ mit dem Smartphone festgehalten. Laut einer Stellungnahme von „Mareamico“ war es das erste Mal, dass in Italien eine „Geisterlandung“ filmisch dokumentiert wurde.

Nuovo sbarco fantasma oggi alle 17,00 a Punta bianca. Una quarantina di migranti sono arrivati con questa peschereccio…

Pubblicato da Mareamico Delegazione Di Agrigento su Lunedì 5 agosto 2019

Obwohl sofort die Ordnungskräfte verständigt wurden – so „Mareamico“ – waren in der Umgebung in der ganzen Nacht noch immer umherziehende Migranten zu sehen. Sie waren vermutlich auf der Suche nach öffentlichen Verkehrsmitteln, um das Hinterland des Strandes schnellstmöglichst verlassen zu können.

Aber diese „Geisterlandung“ war nicht die einzige an diesem Tag. Bereits am Montagvormittag waren Migranten bei Licata an Land gegangen. Später fanden Badeurlauber am Strand Schwimmwesten, Wasserflaschen, zurückgelassenen Proviant und einige Kleidungsstücke – ein klares Zeichen, dass an diesem Ort Migranten angelandet waren.

NEL 2019 IN SICILIA SUCCEDONO ANCORA QUESTE COSE

Questo è l'incredibile video dello sbarco di una quarantina di migranti tunisini a punta bianca, oggi 5 agosto 2019.Alle 17,00 sono arrivati indisturbati a riva e si sono dispersi per le campagne. Ancora alle 21,00 andavano vagando tra Zingarello e vill. mosè, alla ricerca di un mezzo che li porti a Catania (dicono che sono diretti lì)

Pubblicato da Mareamico Delegazione Di Agrigento su Lunedì 5 agosto 2019

Selbst Lampedusa ist von diesen „selbstständigen Anlandungen“ betroffen. Am Montag kamen auf der Insel zwischen Sizilien und Nordafrika 48 Flüchtlinge – 27 Frauen, 15 Männer und sechs Kinder – an. Die Männer und Frauen, von denen drei schwanger sind, stammen überwiegend von der Elfenbeinküste, aber auch aus Mali und Tunesien.

Das Video blieb trotz der Urlaubsstimmung in Italien nicht unbemerkt. Viele Leser und Kommentatoren meinen, dass in der Öffentlichkeit dem Duell zwischen Salvini auf der einen und den Rettungsschiffen der Nichtregierungsorganisationen auf der anderen Seite viel zu viel Raum gegeben werde, während in Wirklichkeit die unkontrollierten Anlandungen von Migranten das viel größere Problem seien. Andere Leser mahnen dazu, das Flüchtlingsproblem auch im Urlaub nicht zu vergessen.

 

Von: ka