Von: ka
Turin – Einen ganz besonders ekelhaften Fall hat die Polizei von Turin im Piemont aufgedeckt. Drei Männer gaben sich als „Gurus“ und „Magier“ aus und lockten junge Frauen in eine Mansardenwohnung, wo zuerst „spirituelle Sitzungen“ und anschließend Gruppenvergewaltigungen stattfanden. Erst eine Jugendliche fand den Mut, sich an die Polizei zu wenden.
Aber vorher war die junge Frau über Monate während und nach „heilenden Sitzungen“ von einem Mann, der sich als Guru und Magier ausgegeben hatte, missbraucht worden. Laut der ermittelnden Polizei sollen auch Drogen und andere verbotene, die Psyche verändernde Substanzen im Spiel gewesen sein. Aber am Ende fand das Mädchen, eine 17-jährige Studentin, den Mut, alles ihren Eltern zu erzählen und ihre Peiniger bei der Polizei anzuzeigen.
Mit der Anschuldigung, Gruppenvergewaltigungen durchgeführt zu haben, wurden der 69-jährige pensionierte Oberschullehrer Paolo Meraglia, der bei den Sitzungen die Rolle des „Meisters“ innegehabt hatte, sein Komplize und Besitzer der Mansarde, der 73-jährige Rentner Biagino Viotti, der während der „Riten“ als „Hilfsmagier“ fungiert hatte, der 22-jährige Freund des Opfers und dessen Mutter, die bei Vergewaltigungen sogar anwesend gewesen sein soll, festgenommen.
Das minderjährige Opfer, dem während der „Zeremonien“ die Rolle der „Vestalin“ zugewiesen worden war, war bereits im Alter von nur 15 Jahren dazu verleitet worden, an den „spirituellen Sitzungen“ teilzunehmen. Diese hatten stets in Vergewaltigungen, an denen fast immer mehrere Personen teilgenommen hatten, geendet. Damals hatte die Minderjährige begonnen zusammen mit ihrem Freund und seiner Mutter, die Mansardenwohnung aufzusuchen. Der 69-jährige Täter hatte der Minderjährigen vor zwei Jahren weisgemacht, dass sie unter „starker negativer Energie“ leide und sie sich daher „reinigenden Riten“ unterziehen müsse, zu denen auch Geschlechtsverkehr mit mehreren Personen gehören würde. Diese „Sitzungen“ mit anschließender Gruppenvergewaltigung sollen dann unter dem Einfluss von betäubenden Substanzen stattgefunden haben. Ersten Erkenntnissen zufolge sollen mindestens weitere 20 Frauen Opfer der dubiosen Praktiken des Mannes, die laut den Ermittlern nur als Tarnung für die Gruppenvergewaltigungen gedient haben sollen, gewesen sein.
Der Gebrauch von Drogen verschlechtert die rechtliche Lage der Beschuldigten erheblich, da davon ausgegangen werden kann, dass der Geschlechtsverkehr unter betrügerischer Einflussnahme und Zwang geschehen war.
Bei der Hausdurchsuchung wurde von der Polizei verschiedenes Material sichergestellt. Unter anderem wurden Tarotkarten, auf Zetteln geschriebene Beschwörungsformeln, mehrere Bücher, die sich mit Magie beschäftigen und ein Pendel beschlagnahmt. Die Polizei vermutet, dass die „Sitzungen“ bereits seit Jahren praktiziert worden waren, weil im Computer des „Meisters“ äußerst umfangreiches Videomaterial gefunden wurde. Laut eigenen Aussagen wird die Polizei eine Menge Zeit aufwenden müssen, um alle Aufnahmen zu sichten und die Verantwortlichkeiten der einzelnen Beschuldigten festzustellen. Am Ende jeder „Sitzung“ hatte der „Magier“ behauptet, dass es weiterer „Heilpraktiken“ bedurft hätte, damit die Opfer immer wieder zu ihm in die Mansarde kommen würden. Viele der Opfer waren so vom „Meister“ und seinen „Helfern“, die abwechselnd mit den Opfern Geschlechtsverkehr gehabt hatten, psychologisch unterjocht worden. Die Frauen hatten wirklich geglaubt, dass sie vom „Bösen Blick“ befallen seien und sie der Hilfe des „Meisters“ bedurft hätten. Nur die 17-Jährige hatte den Mut, sich an das Turiner Zentrum gegen Gewalt zu wenden, welches umgehend die Polizei einschaltete. Dem minderjährigen Mädchen war mit der Veröffentlichung der kompromittierenden Videos gedroht worden. Diese Drohung fällt nun auf dem „Meister“ und seine Komplizen zurück, weil nun auch der Tatbestand der Erpressung im Raum steht.
Den ekelhaften Tätern wurde das Handwerk gelegt. Ob aber die Opfer wieder in ein normales Leben zurückfinden?