8.653 Flüchtende für Südtirol vorgesehen

Supervulkan: Italien legt Evakuierungsplan vor – Übung im Oktober

Donnerstag, 20. Juni 2024 | 08:00 Uhr

Von: Ivd

Pozzouli – In einer beispiellosen Aktion bereitet Italien die Anwohner der angrenzenden Regionen des Supervulkans in den Phlegräische Feldern auf einen möglichen Ernstfall vor. Angesichts der jüngsten Erdbeben und der drohenden Gefahr eines Vulkanausbruchs planen die Behörden im Oktober eine groß angelegte Evakuierungsübung.

Neapel und seine Umgebung sind Heimat von etwa 1,3 Millionen Menschen, die in unmittelbarer Nähe von aktiven Vulkanen leben. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, könnte dies das Leben dieser Menschen drastisch verändern. Die italienische Regierung und der Katastrophenschutz haben daher einen detaillierten Notfallplan entwickelt, der das Gebiet um die Phlegräischen Felder in verschiedene Risikozonen unterteilt und Maßnahmen für die Evakuierung vorsieht.

Evakuierung in zwei Schritten

Der Evakuierungsplan besteht aus zwei Phasen: In der „Vor-Alarm“-Phase können Bewohner freiwillig ihre Häuser verlassen und werden dabei von staatlicher Seite unterstützt. In der „Alarm-Phase“ müssen alle Personen in der roten Zone, die etwa 500.000 Menschen umfasst, das Gebiet verlassen. Diese Zone schließt die Hafenstadt Pozzuoli sowie mehrere Gemeinden und Stadtviertel Neapels ein. Die Evakuierung soll innerhalb von 72 Stunden abgeschlossen sein, wobei Krankenhäuser, Altenheime, Kultureinrichtungen und Gefängnisse Priorität haben.

Unterbringung soll 150 Mio. Euro pro Monat kosten

Im Ernstfall sieht der Plan vor, die betroffene Bevölkerung auf 14 verschiedene Regionen Italiens zu verteilen. Die Lombardei, die größte italienische Region, soll etwa 77.000 Menschen aufnehmen und auf dem Mailänder Messegelände unterbringen. Südtirol soll rund 8.653 Personen beherbergen, während Rom etwa 71.000 Menschen aufnehmen würde. Die Gesamtkosten für die Versorgung der Evakuierten werden auf rund 150 Millionen Euro pro Monat geschätzt.

Während der Übung im Oktober werden Zivilschutz und Feuerwehr Zelte aufstellen, um die Bevölkerung zu informieren und die Evakuierten in Auffanglager zu bringen. Bereits 2019 fand eine ähnliche Übung in den Campi Flegrei statt, bei der Freiwillige entlang von Evakuierungsrouten transportiert wurden.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) beschreibt die Phlegräischen Felder als „riesigen Schnellkochtopf“, der jederzeit explodieren könnte (Südtirol News berichtete). Ein Ausbruch des Supervulkans könnte ganz Italien und weite Teile Europas betreffen und eine riesige Aschenwolke verursachen. Obwohl ein Ausbruch derzeit als unwahrscheinlich gilt, möchte die Regierung keine Risiken eingehen und die Bevölkerung auf das schlimmste Szenario vorbereiten.