„Die von Menschen ausgesetzten Fische bedrohen das gesamte Ökosystem“ – VIDEO

Tragödie im Loppio-See: Tausende Goldfische verenden qualvoll

Freitag, 14. November 2025 | 08:04 Uhr

Von: ka

Mori/Loppio – Von den vielen Einheimischen und Touristen, die von der Autobahn bei Rovereto aus den schnellsten Weg zum Gardasee nehmen, unbemerkt, spielt sich im Loppio-See eine Tragödie ab. Die von Menschen ausgesetzten Goldfische, die sich in dem im Frühjahr und Sommer vollen See stark vermehrt haben, sterben in dem sich im Herbst langsam austrocknenden Gewässer einen qualvollen Erstickungstod.

Einige Bürger rüsten sich, um einen Teil der Goldfische zu fangen und in ihren Aquarien unterzubringen. Doch die überwiegende Mehrheit der Fische dürfte in dem mittlerweile zum Tümpel geschrumpften Loppio-See qualvoll verenden. „Sie verfügen über eine hohe Fortpflanzungsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, schnell neue Lebensräume zu besiedeln. Die von Menschen ausgesetzten Fische bedrohen jedoch das gesamte Ökosystem”, betont ein Experte.

Facebook/Ivo Cipriani

Die meisten Touristen, die eilig auf der Verbindungsstraße von Rovereto nach Torbole zum Gardasee unterwegs sind, nehmen keine Notiz von der Tragödie, die sich derzeit im Loppio-See abspielt. Der See ist trockengefallen und füllt sich nur nach lang anhaltenden Regenperioden. Einheimische und Naturforscher, die die Tierwelt im und um den See beobachten, haben hingegen festgestellt, dass die Goldfische, die sich im mit Wasser gefüllten See stark vermehrt haben, im geschrumpften und fast vollständig trockengefallenen See qualvoll verenden. Besorgniserregend ist, dass Goldfische überhaupt im Naturschutzgebiet des Loppio-Sees in der Gemeinde Mori vorhanden sind. Bei den betreffenden Fischen, den Goldkarpfen, handelt es sich nämlich um eine invasive, nicht heimische Art. Die eigentlich „fremden” Fische wurden im Laufe der Zeit von einigen Menschen unvorsichtigerweise in den See ausgesetzt, was schwerwiegende Folgen für das Ökosystem hat.

Facebook/Ivo Cipriani

In den letzten Tagen wurden in den sozialen Netzwerken Bilder veröffentlicht, die Tausende dieser Fische zeigen. Wie bereits im vergangenen Winter drängen sie sich in seichtem Wasser. „Auch wenn solche Handlungen harmlos oder sogar nützlich erscheinen mögen, stellt das Einbringen nicht heimischer Organismen in ein natürliches Ökosystem eine konkrete Bedrohung für die ökologische Stabilität und Funktionsfähigkeit der einheimischen Seeumwelt dar. Darüber hinaus ist es generell gesetzlich verboten“, erinnert Karol Tabarelli de Fatis, Naturforscher am Muse-Museum der Wissenschaften, gegenüber dem Corriere del Trentino.

Die Verbreitung der Goldfische scheint von Jahr zu Jahr voranzuschreiten, wahrscheinlich durch Vermehrung oder auch durch Besatzmaßnahmen des Menschen. „Es handelt sich um eine Art, die sich stark vermehrt und deren Larven schnell wachsen. Es ist möglich, dass kleine Tümpel oder Feuchtgebiete, die von der Umgebung zurückgehalten werden, genügend Wasser liefern, damit einige Larven überleben können“, erklärt der Naturforscher.

Facebook/Marco Cantaloni

Er erklärt auch, wie Goldfische wertvolle einheimische Arten verdrängen. “Goldfische verfügen über eine hohe Fortpflanzungsfähigkeit, die es ihnen ermöglicht, schnell neue Lebensräume zu besiedeln und mit einheimischen Arten um grundlegende Ressourcen wie Nahrung und Lebensraum zu konkurrieren. Ihre omnivore Ernährung beschränkt sich nicht nur auf pflanzliches Material, sondern umfasst auch Eier und Larven von Fischen und Amphibien sowie zahlreiche wirbellose Wassertiere. Das hat direkte Auswirkungen auf das Überleben und die Bestandsgröße der einheimischen Populationen“, so der Naturforscher am Muse-Museum der Wissenschaften.

„Ihre Anwesenheit stellt daher eine ernsthafte Gefahr für die Arten dar, die derzeit den Loppio-See bevölkern. Der See ist ein Gebiet von außerordentlichem ökologischem und naturkundlichem Wert. Aufgrund der dort vorhandenen Lebensräume und Arten ist er als Schutzgebiet anerkannt. Es handelt sich um ein Feuchtgebiet von regionaler Bedeutung, das eine grundlegende Rolle als Fortpflanzungsgebiet für zahlreiche Amphibien spielt“, betont Tabarelli de Fatis.

Facebook/Marco Cantaloni

Zu den bedeutendsten Arten, die im Loppio-See einen optimalen Lebens- und Fortpflanzungsraum gefunden haben, gehören der Laubfrosch, die Gelbbauchunke und der Teichmolch. Diese Arten finden hier einen ökologisch äußerst wichtigen Rückzugsort und reagieren empfindlich auf Umweltveränderungen und die Wasserqualität.

„Es ist unerlässlich, dass das Gebiet sorgfältig geschützt und bewirtschaftet wird, um jegliche Eingriffe oder die Einführung nicht heimischer Arten zu vermeiden, die das ökologische Gleichgewicht des Beckens beeinträchtigen könnten. Der Schutz dieser Umwelt trägt nicht nur zur Erhaltung der lokalen Artenvielfalt bei, sondern ist auch ein wichtiges Engagement für den Schutz der Süßwasserökosysteme im großen Maßstab“, fährt der Wissenschaftler fort.

Ein weiteres Risiko für die Arten des Sees sind neue Krankheiten, die von Goldfischen eingeschleppt werden können. „Allochthone Arten können als Überträger von Krankheitserregern und Parasiten dienen, die in der lokalen Fauna nicht vorkommen. Die Verbreitung dieser Organismen kann die Gesundheit der einheimischen Fischfauna beeinträchtigen, ihre genetische Vielfalt verringern und die Widerstandsfähigkeit des gesamten Ökosystems schädigen“, sagt Tabarelli de Fatis.

Bei der Bekämpfung dieser invasiven Fischart könnte jedoch ausgerechnet Hilfe von den Arten kommen, die den See bevölkern. Insbesondere Vögel, die sich von Goldfischen ernähren, wie Reiher, Eisvögel, Zwergtaucher, Blässhühner und Stockenten, können die Auswirkungen auf das Ökosystem mildern. Auch einige Menschen sind bereit, ihren Beitrag zu leisten: Sie rüsten sich, um einige der vorhandenen Goldfische zu fangen und in ihre Aquarien zu Hause oder in künstliche Teiche zu bringen.

Den Großteil wird jedoch der Loppio-See selbst besorgen, dessen Wasserstand starken natürlichen Schwankungen unterliegt. Die übergroße Mehrheit der Goldfische dürfte in dem mittlerweile zum Tümpel geschrumpften See qualvoll verenden. Um diese Tragödie in Zukunft zu vermeiden, bitten die Naturforscher darum, Goldfische gar nicht erst in Seen auszusetzen.

 

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