Was verursachte das Desaster im Wasserkraftwerk von Suviana? – VIDEO

Tragödie: Wartung, Geruch nach Verbranntem und Explosion

Donnerstag, 11. April 2024 | 07:02 Uhr

Suviana/Camugnano – Nach der Explosion im Wasserkraftwerk von Suviana, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, werden in der italienischen Öffentlichkeit viele Fragen nach der Ursache dieses tragischen Unglücks laut. Experten, die das Pumpspeicherkraftwerk kennen, nennen für das Desaster, das während planmäßigen Wartungsarbeiten geschah, drei mögliche Gründe.

Die Rettungskräfte versuchen inzwischen, zu den vier vermissten Angestellten vorzudringen, aber die Hoffnung, sie lebend zu bergen, wird von Stunde zu Stunde kleiner. Großes Glück hingegen hatten rund 60 Mittelschüler, die kurz vor dem Desaster die Kraftwerksanlage besucht hatten. Nachdem sie Geruch nach Verbranntem vernommen hatten, entschieden die Schüler und ihre Lehrer, eine halbe Stunde früher als geplant zum nächsten Ziel ihrer Lehrfahrt aufzubrechen.

APA/APA/Vigili del Fuoco/HANDOUT

Die Bilanz des Desasters im Wasserkraftwerk von Suviana ist erschütternd. Nach dem Tod des 45 Jahre alten Pavel Petronel Tanase, des 73-jährigen Mario Pisano und des 36-jährigen Vincenzo Franchina besteht wenig Hoffnung, die vier noch vermissten Angestellten der Unternehmen, die mit den Wartungsarbeiten betraut waren, lebend zu bergen. Gesichert ist bisher nur, dass die Explosion – wahrscheinlich explodierte einer der Transformatoren – während einer seit Langem geplanten Überholung einer Turbine, die sich 40 Meter unter der Wasseroberfläche befindet, geschah.

Die Generalüberholung der zweiten Turbine in der von Enel Green Power betriebenen Kraftwerksanlage betraf das Drehventil, die Eichung des Hydrauliksystems sowie den Austausch der Schaltanlage und der Transformatoren. Mit den Wartungsarbeiten waren die Firmen Abb und Siemens betraut. Die Explosion war sehr heftig. Sie verursachte den Einsturz der Decke zwischen dem achten und neunten Tiefgeschoss, wodurch es zum Bruch von Kühlröhren kam. Durch den folgenden Wassereintritt wurde das gesamte Stockwerk geflutet. Den Technikern zufolge erlitt die Staumauer bei der Explosion aber keinen Schaden.

Mit einer Leistung von 330 Megawatt ist das Pumpspeicherkraftwerk Bargi oberhalb von Suviana in der Gemeinde Camugnano das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Emilia-Romagna. Das Team, das mit der Wartung der Turbine beschäftigt war, bestand aus zwölf Mitarbeitern. Experten, die das Pumpspeicherkraftwerk kennen, nennen für das Desaster drei mögliche Gründe. Einer besagt, dass bei der Wartung einige Teile der Turbine falsch eingebaut worden sein könnten. Die zweite lautet, dass während der Vorprüfung irrtümlicherweise ein riskantes Manöver eingeleitet worden sei. Die dritte Möglichkeit besteht darin, dass die Explosion in irgendeiner Weise mit der Verwendung von minderwertigen Materialien bei den Wartungsarbeiten zusammenhänge. Das Auftreten eines menschlichen Fehlers gilt den Experten zufolge als wahrscheinlichste Explosionsursache. Derzeit wird überprüft, ob von den beteiligten Unternehmen die Ausschreibungsbedingungen eingehalten wurden.

Während das Kraftwerk Bargi aus dem Jahr 1975 stammt, entstand das Wasserkraftwerk von Suviana in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts. Die gesamte Anlage bezieht ihr Wasser aus dem Einzugsgebiet des Flusses Brasimone. Technisch gesehen wird der Höhenunterschied von 384 Metern, der zwischen dem größeren, tiefer liegenden Stausee von Suviana und dem höher liegenden See des Brasimone herrscht, ausgenutzt, um Strom zu erzeugen.

Zu Spitzenlastzeiten schießt das Wasser des Brasimone fast fünf Kilometer nach unten, um die beiden 165-Megawatt-Turbinen anzutreiben. Während Schwachlastzeiten hingegen pumpen dieselben Turbinen das Wasser vom unteren in den oberen See, wobei bei Ausschöpfung der gesamten Leistung der beiden Turbinen bis zur Füllung des Stausees des Brasimone nur sechs Stunden vergehen sollen.

Die beiden Röhren mit einem Durchmesser von 3,6 bis 4,4 Metern erlauben es, bis zu 104 Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach unten zu führen oder 47 Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach oben zu pumpen. Aufgrund der hohen Gesamtleistung und der Möglichkeit, zu fast jeder Zeit viel Energie in das Netz einspeisen zu können, gehört die gesamte Anlage zu den sogenannten strategischen Kraftwerksanlagen Italiens.

ANSA/ VIGILI DEL FUOCO

Einen Tag nach dem schrecklichen Unglück herrscht weit über die Dörfer in der Nähe des Kraftwerks hinaus große Trauer. Nachdem Taucher auf der Suche nach den Vermissten die Umgebung des Unglücksorts abgesucht hatten, gelang es den Rettungskräften, bis in die Nähe des Orts der Explosion vorzudringen. Von den Vermissten fehlt aber immer noch jede Spur. Auch wenn ihren Angehörigen niemand die Hoffnung nehmen will, die vermissten Mitarbeiter lebend zu bergen, ist es angesichts der gewaltigen Zerstörungen wenig wahrscheinlich, dass sie noch am Leben sind.

Großes Glück hingegen hatten rund 60 Mittelschüler, die kurz vor der Explosion die Kraftwerksanlage besucht hatten. Nachdem sie Geruch nach Verbranntem vernommen hatten, entschieden die Schüler und ihre Lehrer, eine halbe Stunde früher als geplant zum nächsten Ziel ihrer Lehrfahrt aufzubrechen.

Am Mittwoch leitete die Staatsanwaltschaft wegen schuldhaft herbeigeführter Katastrophe ein Ermittlungsverfahren ein. Die Klärung der Ursache des Desasters von Suviana dürfte die nächsten Jahre die Gerichte beschäftigen.

Von: ka

Kommentare

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2 Kommentare auf "Tragödie: Wartung, Geruch nach Verbranntem und Explosion"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Faktenchecker
1 Monat 6 Tage

Spekulanten unterwegens.

Zugspitze947
1 Monat 4 Tage

Fest steht dass die ersten Informationen total FALSCH waren ! Denn es wurde NICHT darüber berichtet dass es sich hier um ein Pumpspeicherkraftwerk handelt sondern nur von einem Stausee  !!! Das ist ein riesenunterschied ! 🙁 Da dürfte wohl menschliches Versagen oder Unwissen die Hauptursache sein ! Den Angehörigen der Toten Vermissten und Verletzten kann man nur viel Kraft und Hoffnung wünschen um mit diesen schweren Folgen klar zu kommen. 🙂

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