Von: Ivd
Rom – Laut einer aktuellen Analyse des Fintech-Unternehmens Bravo sind 81 Prozent der von Überschuldung bedrohten Italiener Abiturienten oder Hochschulabsolventen. Das räumt mit dem Mythos auf, eine gute Bildung schütze vor der Pleite. Anlässlich des Monats der finanziellen Bildung präsentierte das Unternehmen alarmierende Daten, die eine unbequeme Wahrheit offenbaren: Die klassische Schulbildung vermittelt nicht, wie man mit Geld umgeht.
Das Observatorium Finsight analysierte rund 16.000 Profile von Menschen, die Bravos Unterstützung zur Schuldenreduzierung in Anspruch nahmen. Die Ergebnisse sind paradox: Abiturienten und Hochschulabsolventen haben im Durchschnitt sogar höhere Schulden als Menschen ohne Abschluss – rund 30.000 Euro gegenüber 24.000 Euro. Zudem haben 48 Prozent derjenigen mit mindestens Abitur Schulden von über 25.000 Euro, bei Nicht-Abiturienten sind es nur 34 Prozent. Vierzig Prozent der Akademiker jonglieren gleichzeitig mit mindestens drei offenen Schulden, 19 Prozent sogar mit vier oder mehr.
Kreditfalle bei besserem Einkommen
Die Erklärung liegt auf der Hand: Wer mehr verdient, bekommt leichter Kredite. 26 Prozent der analysierten Abiturienten und Hochschulabsolventen verdienen über 2.000 Euro monatlich, verglichen mit 20 Prozent bei Menschen ohne Abschluss. Doch diese größere Verfügbarkeit wird zur Falle für diejenigen, die nicht über die Werkzeuge verfügen, um die tatsächliche Nachhaltigkeit ihrer finanziellen Verpflichtungen einzuschätzen.
Das typische Profil des überschuldeten Akademikers: männlich (70 Prozent), zwischen 45 und 54 Jahre alt (30 Prozent), verheiratet (52 Prozent) und mit unbefristetem Arbeitsvertrag (62 Prozent). Das monatliche Einkommen liegt meist zwischen 1.500 und 2.000 Euro (34 Prozent) oder zwischen 1.000 und 1.500 Euro (30 Prozent). Die meisten besitzen ein Eigenheim (38 Prozent), ein erheblicher Teil lebt zur Miete (25 Prozent) oder hat eine Hypothek (21 Prozent). Es ist das Bild eines Arbeitnehmers mit festem Vertrag, oft mit Familie, der trotz regelmäßigem Einkommen nach und nach in die Schuldenspirale gerutscht ist.
Schulden in Preis-Hotspots am höchsten
Regional konzentriert sich das Phänomen auf die Lombardei (17 Prozent), Latium (zwölf Prozent), Kampanien (neun Prozent), Sizilien (neun Prozent) und die Emilia-Romagna (acht Prozent). Die hohen Zahlen in der Lombardei und Latium spiegeln die teuren Metropolregionen Mailand und Rom wider, wo hohe Lebenshaltungskosten das Schuldenrisiko erhöhen.
„Die Daten zeigen, dass klassische Schulbildung allein nicht ausreicht, um die Menschen vor wirtschaftlicher Not zu schützen“, erklärt Daniel Martínez, Co-Country Manager von Bravo in Italien. Der Hintergrund ist erschreckend: Laut OECD-Daten verfügen nur 16,6 Prozent der Italiener über akzeptable Mindestfinanzkenntnisse – damit liegt Italien auf Platz 36 von 39 untersuchten Ländern weltweit.


 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                                 
                                                 
                                                                                                 
                                                                                                 
                         
                        

Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen