Von: ka
Napoli – Die Blutfehde zwischen neapolitanischen Camorraclans reißt nicht ab. Ein besonders widerwärtiger Mordversuch hat sich am Samstag gegen 17.15 Uhr im Viertel Don Guanella ereignet.
Eine Großmutter, die 57-jährige Amalia Sepe, kehrte mit ihrem Enkelsohn gerade vom Einkaufen zurück, als vor ihrem Haus Killer der Camorra – laut der Polizei sollen es wenigstens zwei gewesen sein – ihr eine Falle stellten. Der erste Killer drückte der Frau die Pistole an den Kopf, während der zweite ihr das Kleinkind entriss. Ziel des Mordkommandos war es so den 33-jährigen Giuseppe Telese – Sohn der Frau, Vater des Kindes und eigentliches Ziel der Killer – aus dem Haus zu locken, um ihn töten zu können. Allerdings rechneten sie nicht mit dem Opfermut der Verzweiflung der Mutter, die sich in die Schussbahn stellte. Als Giuseppe Telese aus dem Haus kam, warf sich seine Mutter Amalia Sepe vor die schießenden Killer. Dabei wurde die Frau im Unterbauch und in der Leistengegend von zwei Kugeln getroffen und schwer verletzt. Ihr Sohn hingegen bekam nur einen Streifschuss am Knöchel ab.
Als die Killer sahen, dass sie den Mann nicht sofort töten konnten und durch den Aufruhr im Viertel immer mehr Passanten herbeiströmten, ergriffen sie die Flucht und ließen das Kind auf dem Boden vor dem Haus zurück. Amalia Sepe, deren Opfermut ihrem Sohn wahrscheinlich das Leben gerettet hat, wurde ins Krankenhaus eingeliefert und einer Notoperation unterzogen. Nach Aussage der Ärzte soll sie aber außer Lebensgefahr sein. Mutter und Sohn sind für die Polizei keine unbeschriebenen Blätter und weisen wegen Drogenhandel und Diebstahl Vorstrafen auf.
Dieser Mordversuch, dessen Ablauf geradewegs aus der Fernsehserie Gomorrha stammen könnte, ereignete sich nur zwei Tage nach dem Mord an den 38-jährigen Giuseppe Guazzo, der laut den Ermittlern dem Camorraclan der Lo Russo angehören soll. Giuseppe Guazzo hatte weniger Glück als Telese. Die Killer der Camorra feuerten viele Schüsse auf ihn ab, wobei er von mindestens vier Kugeln am Kopf tödlich getroffen wurde. Als die Carabinieri später sein Haus durchsuchten, fanden sie im Aufzugschacht Drogen und Waffen.
Ein Ende der Blutfehde zwischen Clans der Camorra ist nicht in Sicht.