Von: ka
Orbetello/Toskana – Während in Wald- und Berggebieten wie dem Apennin und den Alpen die Wölfe in erster Linie durch Risse von Wild- und Weidetieren wie unter anderem Rehen und Schafen auffallen, zeugt ein Video aus der Toskana von der fast unglaublichen Anpassungsfähigkeit des Wolfs. Dort wo wie in der südlichen Toskana das Verbreitungsgebiet des Wolfs auch das Meer erreicht, sind die Räuber durchaus nicht abgeneigt, ihre Nahrung auch mit Fisch zu ergänzen.
Nach Angaben des National geographic ist das Video im letzten Herbst von einem Fischer aus Orbetello in der südlichen Toskana – die genaue Identität des Urhebers konnte nicht herausgefunden werden – in der Lagune von Orbetello gedreht worden.
Das Video zeigt einen Wolf, wie er sich in das niedere Wasser der Lagune wagt, um in den Netzen nach gefangenen Fischen zu suchen. Am Anfang scheint der Wolf etwas unschlüssig zu sein und hält kurz inne, vielleicht um nach nahrhaften Fischen Ausschau zu halten, bevor er ins salzige Wasser steigt. Dann aber läuft er mit schnellen Schritten ins Meer und steuert, die letzten Meter sogar schwimmend, zielgenau ein bestimmtes Netz an, um daraus einen Fisch zu ergattern. Daraufhin kehrt er sofort wieder ans Ufer zurück.
Das offensichtlich mit einem Smartphone und aus relativ großer Distanz aufgenommene Video, lässt nicht den endgültigen Beweis zu, dass es sich beim herbstlichen „Fischer“ wirklich um einen Wolf gehandelt hat. Die Wissenschaftler des Projektes LIFE Medwolf, die in der Provinz Grosseto in der südlichen Toskana die Wolfspopulation beobachten, versichern aber, dass es sich aufgrund der Gestalt, der Gangart und des Verhaltens beim Raubtier um einen Wolf gehandelt hat.
Zudem ist mithilfe genetischer Analysen von Bodenproben bereits in der Vergangenheit das Vorhandensein von Wölfen in der Nähe des Meeres nachgewiesen worden. Für Experten selbst sind „fischende Wölfe“ keine Überraschung. Laut mehreren wissenschaftlichen Studien decken beispielsweise in der kanadischen Pazifikprovinz British Columbia in Ozeannähe lebende Wölfe bis zu 90 Prozent ihres Nahrungsbedarfs aus dem Meer. Die Wölfe suchen die Strände nach Aas und in Ebbepfützen gefangen Fischen und Krabben ab. Wölfe sind aber auch schon dabei beobachtet worden, wie sie zu Inseln geschwommen sind.
Sowohl Experten als auch einfache Tierbeobachter und -Liebhaber sind einhellig der Meinung, dass die intelligenten und lernfähigen Tiere dazu imstande sind, genau und flexibel auf das Angebot ihrer Umgebung zu reagieren und jegliche Nahrungsquelle zu nutzen wissen.