Toskanische Weinbauern fordern Abschuss der großen Pflanzenfresser

„Unsere Weinberge werden Wildschweinen und Rehen zum Fraß vorgeworfen“

Sonntag, 06. Mai 2018 | 08:02 Uhr

Florenz/Toskana – Während in Südtirol die großen Raubtiere Wolf und Bär für heiße Diskussionen sorgen, sind es in der Toskana die Wildschweine und Rehe, welche es auf die jungen Triebe der Reben abgesehen haben, die Sorgenfalten auf die Stirn der Bauern treiben. Die Vereinigung der wichtigsten Qualitätsweinproduzenten der Toskana fordert die Politik auf, endlich Maßnahmen gegen die hungrigen Pflanzenfresser zu ergreifen.

„Unsere Trauben, unsere Arbeit, unserer hervorragende toskanische Prämiumqualität werden Wildschweinen und Rehen zum Fraß vorgeworfen. Wir haben nicht länger vor, dabei zuzuschauen“, so die Klage der toskanischen Weinbauern, welche sich in der A.VI.TO, einer Vereinigung, die die 16 wichtigsten toskanischen DOC-Weinproduzenten umfasst, zusammengeschlossen haben.

Twitter/cinghiali

Die A.VI.TO fordert von der Politik, das Problem der zu großen Anzahl der Wildtiere endlich anzugehen. Die bisher genutzten Maßnahmen wie das Abschießen einer bestimmten Anzahl von Rehen und Wildschweinen hat sich, so die A.VI.TO, als vollkommen unzureichend erwiesen. Mittlerweile riskieren die Weinbauern, wegen des ausufernden Wildfraßes ganze Jahrgänge zu verlieren. Die Weinbauern wollen es nach eigenen Angaben vermeiden, ihre Rebgüter einzuzäunen, sodass weder Mensch noch Tier eindringen können, weil diese einschneidende Maßnahme mit dem Landschaftsbild, das die toskanischen Winzer mitgestaltet haben und weiterhin schützen wollen, unvereinbar ist.

Allerdings haben die von den Wildschweinen und Rehen verursachten Schäden ein ungeheuerliches Ausmaß angenommen, das alle bisher getätigten Investitionen gefährdet, so die toskanischen Weinbauern. „Jetzt am Anfang des Weinbaujahres haben die Reben schon recht lange Triebe bekommen. Wenn diese von den Rehen gefressen werden, geht der gesamte Jahresertrag verloren. Wenn hingegen die ersten Triebe junger Reben gefressen werden, erreichen diese nie die Reife, um die besten Trauben zu liefern, was für gigantische Schäden sorgt und alle Investitionen zunichtemacht“, so die in der A.VI.TO zusammengeschlossenen Weinbauern.

Twitter/cinghiali

Da die Weinwirtschaft einen wichtigen Wirtschaftszweig der Toskana darstellt, ist die Klage der Weinbauern durchaus ernst zu nehmen. Allein die Weinbauern, welche von der A.VI.TO repräsentiert werden, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro und geben mehr als 20.000 Menschen Arbeit. Insgesamt werden in der mittelitalienischen Region insgesamt 22.000 kleine und mittelgroße Weinhöfe gezählt, welche auf 60.000 Hektar Rebfläche Trauben produzieren. Die Toskana allein sorgt für ein Fünftel des italienischen Weinexports.

ANSA

Zudem sorgen sich Weinbauern um die Sicherheit der Einheimischen und auch der Gäste, welche in den vielen Urlaub auf dem Bauernhof anbietenden Höfen ihre Ferienzeit verbringen. Immer öfter werden Toskaner und Urlauber Opfer von von Wildschweinen und Rehen verursachten Verkehrsunfällen.

Die Weinbauern fordern die Politik auf, endlich zu handeln, und durch Maßnahmen aller Art den Bestand der großen Pflanzenfresser zu verringern. In den Weinbaugebieten, so die Forderung der A.VI.TO, soll die Zahl der Rehe und Wildschweine sogar auf null reduziert werden.

Ob die Wünsche der toskanischen Weinbauern Gehör finden werden? Den toskanischen Weinbauern wären jedenfalls die Wölfe, die Jagd auf Rehe und Wildschweine machen und die jungen Rebtriebe in Ruhe lassen, kein Dorn im Auge.

 

 

 

Von: ka