Sie waren nach dem Unfalltod einer 17-Jährigen aufgestellt worden

Varese: Orange „Blitzersäulen“ gestohlen

Montag, 13. März 2017 | 08:06 Uhr

Varese – Nur wenige Tage nach ihrer Installation sind in Varese in der Lombardei bereits drei orangefarbene „Blitzersäulen“ gestohlen worden. Die orangen Säulen, die wie auch der Bürgermeister von Varese, Davide Galimberti, klarstellt, sind keine Radargeräte im eigentlichen Sinne und können auch keine Bußgelder verteilen, sondern sollen nur die Autofahrer davon abhalten, die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten.

Trotzdem scheinen die Speedchecks vielen ein Dorn im Auge zu sein. Drei von neun erst letzte Woche aufgestellten Säulen wurden von Vandalen aus ihrer Verankerung gerissen und entweder gestohlen oder in einen schwer zugänglichen Abhang hinuntergeworfen. Der Bürgermeister rief seine Gemeindebürger dazu auf, dabei mitzuhelfen, die Übeltäter ausfindig zu machen und Verdächtige der Stadtpolizei zu melden.

Twitter/Varese
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Der Ärger des Bürgermeisters ist auch deshalb sehr groß, weil er den Eltern der 17-jährigen Giada Molinaro, die auf dem Zebrastreifen von einem Autoraser überfahren und getötet worden war, versprochen hatte, etwas gegen die häufigen Geschwindigkeitsübertretungen zu unternehmen. Der Unfalllenker, ein 24-jähriger Koch aus der Umgebung, war damals, am 14. September 2016, nicht stehen geblieben, um dem Opfer zu helfen, sondern hatte Fahrerflucht begangen. Er war sogar so dreist einen Karosseriespengler anzulügen, er hätte ein Wildschwein überfahren. Erst dank eines Glassplitters, der vom Scheinwerfer des Unfallwagens stammte, war die Polizei ihm auf die Spur gekommen und hatte ihn festgenommen.

Twitter/Varese
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Kurz vor dem Prozess, der im verkürzten Verfahren am 21. März stattfinden wird, bot die Versicherung des Unfallfahrers den Eltern von Giada Molinaro, Pasquale Molinaro und Stefania Marzano, eine Entschädigung von einer Million Euro an. Aber Pasquale Molinaro und Stefania Marzano lehnten die hohe Summe ab. „Es ist keine Frage von Geld, es ist eine von Gerechtigkeit. Wir wollen von unserem Recht Gebrauch machen, im Gerichtssaal zu sitzen, und das Gefühl haben, dass wir keine Kompromisse eingegangen sind. Wir wollen dem jungen Mann, der unsere Tochter überfahren hat, und dem Richter ins Gesicht sehen“, so der 61-jährige Vater von Giada Molinaro.

Besonders schmerzhaft ist für Giadas Eltern, dass der 24-Jährige nicht angehalten hatte, um erste Hilfe zu leisten und die Rettungskräfte zu rufen, und in den zwei Tagen darauf sogar versucht hatte, den Verdacht von sich zu lenken. Der Schmerz der Eltern ist nicht in Worten zu fassen.

Twitter/Varese
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Ob auch jene daran denken, die die an sich harmlosen orangefarbenen „Blitzersäulen“ ausreißen und stehlen? Auch in Südtirol erfreuen sich die orangen Speedchecks – die Behälter, in denen man Radargeräte einfügen kann – nicht sonderlich großer Beliebtheit. Muss erst zu härteren Maßnahmen gegriffen werden, damit sich solch fürchterliche Tragödien wie der von Giadas Unfalltod nicht wiederholen?

Von: ka