Kein Platz im Asylzentrum

Verhaftete Mütter: Kinder feiern Silvester mit der Polizei

Mittwoch, 04. Januar 2017 | 07:13 Uhr

Palermo – Eine berührende Geschichte, die perfekt in die Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel passt, erreicht die italienische Öffentlichkeit aus dem sizilianischen Palermo.

Die Geschichte begann am Flughafen von Palermo. Wegen der blutigen Anschläge in Europa wurden zur Weihnachtszeit die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft, was zur Folge hatte, dass der Grenzpolizei mehrere Personen mit gefälschten Dokumenten ins Netz gingen.

Twitter/Palermo
Twitter/Palermo

Zuerst fielen den Beamten die Pässe einer griechischen Frau und ihrer zwei Kinder auf. Nachforschungen der Grenzpolizeibeamten ergaben, dass alle drei Pässe gefälscht waren. Die Frau wurde wegen Besitzes gefälschter Dokumente verhaftet und in das Gefängnis von Palermo überstellt. Ihre beiden Kinder im Alter von 13 und neun Jahren hingegen wurden aus Mangel an verfügbaren Plätzen im Aufnahmezentrum für jugendliche Asylsuchende vorübergehend der Obhut einer Polizeibeamtin übergeben.

Kurze Zeit später musste eine Frau aus Sri Lanka verhaftet werden, die versucht hatte, zusammen mit ihrem zwölfjährigen Sohn mit illegalen Dokumenten nach Italien einzureisen. Wie die Frau aus Griechenland wurde auch sie verhaftet und in das Frauengefängnis von Palermo gebracht.

Da auch für dieses Kind kein Platz in einem Aufnahmezentrum in der Nähe zur Verfügung stand und die Beamten der Grenzpolizei es nicht übers Herz brachten, die Kinder auf dem Flughafen zurückzulassen, fragten sie kurzerhand beim Gericht von Palermo nach, ob sie nicht die Kinder mit nach Hause nehmen könnten, um mit ihnen zusammen Silvester zu feiern. Die Gerichtsbarkeit hatte gegen diesen Wunsch nichts einzuwenden und machte den Weg frei für die Aufnahme der drei mittlerweile mutterlosen Kinder im Zuhause der Beamten.

So geschah es, dass die beiden griechischen Kinder den letzten Tag des Jahres im Haus der Polizistin verbrachten, während der zwölfjährige Junge aus Sri Lanka im Haus eines Grenzbeamten der Quästur von Palermo aufgenommen wurde, mit dessen Familie er den Anbruch des Jahres 2017 feiern konnte.

In Anwendung der Gesetze sahen sich die Polizisten der Quästur von Palermo gezwungen, die Mütter der Kinder zu verhaften und der Justiz zu überstellen, aber dank der Offenherzigkeit der beiden Beamten konnten die drei Kinder doch noch – wenn auch ohne ihre Eltern – Silvester in einem mit menschlicher Wärme erfüllten Zuhause feiern.

Von: ka