Altbundespräsident Heinz Fischer vertrat Österreich und sprach mit Mattarella

Viele Spitzenpolitiker bei Staatsbegräbnis für Napolitano in Rom

Dienstag, 26. September 2023 | 14:45 Uhr

Spitzenpolitiker aus ganz Europa haben sich in Rom zum Staatsbegräbnis für den früheren langjährigen italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano versammelt. An der nicht-religiösen Trauerfeierlichkeit im Saal in der Abgeordnetenkammer beteiligten sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Der einstige italienische Präsident war am Freitag im Alter von 98 Jahren gestorben.

Altbundespräsident Heinz Fischer vertrat Österreich bei dem Staatsbegräbnis. Seine Amtszeit fiel mit jener Napolitanos zusammen, die beiden Politiker waren gut befreundet. Fischer und seine Frau Margit kondolierten Napolitanos Witwe Clio Bittoni und den Söhnen Giovanni und Giulio. “Wir waren 40 Jahre lang befreundet. Unsere Amtszeiten als Staatspräsidenten haben sich überschnitten. Napolitano war ein Freund Österreichs und Südtirols. In Südtirol haben wir uns zwei Mal getroffen. Dort haben wir den Großen Verdienstorden, die höchste Auszeichnung Südtirols, erhalten”, berichtete Fischer gegenüber der APA in Rom.

Vor der Zeremonie traf Fischer in einem Saal der Abgeordnetenkammer den amtierenden italienischen Präsidenten Sergio Mattarella, der die ausländischen Gäste empfing. “Mattarella hat die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Italien und Österreich betont und sich anerkennend über das Lebenswerk Napolitano geäußert”, sagte Fischer, der den verstorbene italienischen Präsidenten als “großen Europäer” würdigte.

Napolitanos Sohn Giulio sowie Enkelin Sofia nahmen in teils emotionalen Reden Abschied von dem Ex-Präsidenten. Sie würdigten sein politisches Schaffen. “Er konnte Demagogie, Geschrei und Beschimpfungen nicht ertragen”, sagte Giulio.

Zahlreiche Menschen verfolgten die Trauerfeier auf dem Platz vor dem Sitz der Abgeordnetenkammer auf Großbildschirmen. Als der Sarg in den Palast getragen wurde, applaudierten sie. Die Trauerfeier wurde von dem Fernsehsender Rai 1 live übertragen und vor dem Gebäude auf Großbildschirme gezeigt. Napolitano war zwischen 2006 und 2015 mehr als achteinhalb Jahre Staatsoberhaupt – so lange wie kein anderer. Als Staatschef galt er als Garant von Stabilität in Italien. Der Kommunist war von Mai 2006 bis Jänner 2015 der elfte Staatspräsident des Landes und erlebte zahlreiche Regierungen. Er war der erste italienische Staatschef in der republikanischen Geschichte Italiens, der für ein zweites Mandat wiedergewählt wurde.

Napolitanos Trauerzeremonie ist das zweite Staatsbegräbnis in Italien binnen drei Monaten. Im Juni hatte in Mailand das Staatsbegräbnis für den im Juni verstorbenen Expremier Silvio Berlusconi stattgefunden. An der Zeremonie im Mailänder Dom hatten sich tausende Menschen beteiligt.

Von: apa