Von: luk
Rom – Trotz gesetzlicher Vorgaben kennen viele Italienerinnen und Italiener wichtige Dokumente rund um ihre Geldanlagen kaum. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des digitalen Vermögensverwalters “Moneyfarm”. Im Mittelpunkt steht dabei der sogenannte „Rendiconto Costi e Oneri“: Es ist ein jährlicher Kostenbericht, den Banken und Finanzdienstleister laut EU-Richtlinie MiFID II seit 2018 verpflichtend an ihre Kundschaft senden müssen.
Der Bericht soll detailliert aufzeigen, welche Gebühren und Provisionen im Zusammenhang mit Investitionen angefallen sind – etwa bei Fonds. Ziel ist mehr Transparenz und ein gestärktes Vertrauensverhältnis zwischen Anlegern und Finanzintermediären.
Die Kosten können nämlich die mögliche Rendite einer Anlage auffressen oder zumindest schmälern. Bei gewissen Intermediären übersteigen die jährlichen Kosten die Vier-Prozent-Marke. Was nicht nach viel klingt, macht sich aber dennoch im Geldbeutel der Anleger bemerkbar. Bei einem Investment von 100.000 Euro wären es in diesem Beispiel jährlich 4.000 Euro. Umso wichtiger ist es für Anleger und Sparer, über die anfallenden Kosten von Fonds und anderen Investitionen Bescheid zu wissen. Es ist ein Schlüsselinstrument für den Anleger, um zu verstehen, ob die Ersparnisse “gut arbeiten” oder eben “weniger gut”.
Doch laut Umfrage kennen nur 36 Prozent der Befragten diesen Bericht überhaupt oder wissen, wo sie ihn finden können. Und das, obwohl 97 Prozent die Kostenfrage für ihre Anlageentscheidungen als besonders wichtig einstufen. Vor allem Männer zwischen 43 und 58 Jahren mit höherem Vermögen (durchschnittlich rund 80.000 Euro) zeigen etwas mehr Kenntnis. Dennoch wissen auch in dieser Gruppe 60 Prozent nicht, wo sie den Bericht abrufen können, oder haben ihn noch nie gesehen.
Nur vier von zehn Befragten wissen, dass der Rendiconto einmal jährlich bis spätestens Ende April zur Verfügung gestellt werden sollte. Die Kommunikation darüber ist ausbaufähig: Mehr als die Hälfte erhält keine Benachrichtigung über die Veröffentlichung, 74 Prozent besprechen den Bericht nicht einmal mit ihrer Finanzberatung.
Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr ist das Interesse gestiegen. 7,2 Prozent mehr Personen gaben an, den Bericht gelesen zu haben. Besonders unter Frauen sei das Interesse an vertieften Informationen um 18 Prozent gewachsen. Die Zahl jener, die die ausführlichere Version des Berichts anfordern, hat sich verdoppelt – bleibt mit 6,4 Prozent aber niedrig.
Bemerkenswert ist auch ein Zusammenhang mit der Wahl der Anlageprodukte: Wer den “Rendiconto Costi e Oneri” kennt, investiert häufiger in kosteneffiziente Produkte wie ETFs. Rund 73 Prozent dieser informierten Anleger sehen darin das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis, bei den besonders kostenbewussten Anlegern liegt der Wert sogar bei knapp 80 Prozent. Dennoch bleiben Fonds weiterhin die meistgewählte Anlageform der Italiener.
Junge Menschen unter 27 Jahren zeigen sich besonders schlecht informiert: Zwei Drittel kennen ihre Investitionskosten kaum, fast 18 Prozent haben den Begriff „Rendiconto“ noch nie gehört. Doch auch hier gibt es positive Signale – rund 60 Prozent der Generation Z äußern den Wunsch, sich stärker mit dem Thema zu befassen.
Die Studie macht deutlich: Obwohl die Transparenz in der Finanzberatung in Italien wächst, ist der Informationsstand vieler Anleger und Anlegerinnen noch mangelhaft – vor besonders bei jungen Menschen. Eine bessere Kommunikation über zentrale Dokumente wie den Rendiconto könnte helfen, informiertere und effizientere Anlageentscheidungen zu fördern.
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