Carabinieri retten Hunderte von Hunden – kriminelles Paar angezeigt – VIDEO

Wie im Film „101 Dalmatiner“: Operation „Crudelia“

Donnerstag, 18. April 2019 | 08:04 Uhr

Von: ka

Reggio Emilia – Eine Operation, bei der Hunderte von Rassehunden gerettet worden waren, wurde von den Beamten der Forstabteilung der Carabinieri mit dem in diesem Fall mehr als treffenden Namen „Crudelia“ – der Name der bösen Hundefeindin aus dem Film „101 Dalmatiner“ – getauft.

ANSA/UFFICIO STAMPA CARABINIERI FORESTALI DI REGGIO EMILIA

Für die Carabinieri hingegen war „Crudelia“ niemand anders als eine 29-jährige Tschechin aus Prag, die zusammen mit ihrem 37-jährigen, ursprünglich aus Neapel stammenden Ehemann an der Spitze einer kriminellen Organisation stand, die Rassehunde aus der Slowakei nach Norditalien schmuggelte, um sie im Stiefelstaat mit hohem Gewinn zu verkaufen.

Im Rahmen der am Dienstag abgeschlossenen Operation entzogen die Carabinieri insgesamt 237 Hunde, von denen die meisten zu den derzeit am meisten gesuchten und „trendigsten“ Rassen wie zur Französischen Bulldogge gehören, den Fängen der kriminellen Organisation. Kopf der Organisation war „Crudelia“ – eine ursprünglich aus Prag stammende, in Reggio Emilia wohnhafte Tschechin. Zusammen mit ihrem neapolitanischen Ehemann und ihrem in Tschechien wohnhaften Vater betrieb sie einen schwunghaften und äußerst lukrativen Handel mit Rassehunden.

Nachdem sich die drei an der Spitze der kriminellen Organisation stehenden Personen auf einschlägigen Seiten im Netz über die derzeit gängigen Preise und beliebtesten Hunderassen informiert hatten, begaben sie sich nach Nitra in die Slowakei, wo sie sich mit den entsprechenden Rassehunden – unter ihnen sehr viele Welpen – eindeckten. Anschließend schmuggelten sie die Hunde unter für das Tierwohl unwürdigsten Bedingungen nach Norditalien. Während der Fahrt waren die Hunde meist im Auto in kleinen Käfigen eingepfercht. Die Tiere erhielten wenig Wasser und Nahrung und in einigen Fällen wurde den Hunden für die „Reise“ auch Antibiotika verabreicht.

In Italien wurden die Rassehunde meist an Großhändler weitervermittelt, die sie ihrerseits an die Endkunden verkauften. Um dem Marktwert der Tiere zu steigern, wurden die Hunde unter anderem mit einem gefälschten Pedigree ausgestattet. Den Welpen wurde neben einer italienischen Herkunft auch ein höheres Gewicht und Alter „angedichtet“. Zu diesem Zweck verhielten sich „Crudelia“ und ihr Mann wie „Tiermediziner“. Sie fälschten Unterschriften auf echten Gesundheitspässen, „verschrieben“ den Tieren Therapien sowie Futterdiäten und veränderten die auf dem Mikrochip enthalten Informationen, um den Händlern eine falsche Identität und eine hohe Tiergesundheit mit dem dazu passenden Impfstatus vorzutäuschen.

ANSA/UFFICIO STAMPA CARABINIERI FORESTALI DI REGGIO EMILIA

Die Gewinnspanne der Organisation war äußerst hoch. Während die Tierschmuggler für die Rassehunde – meistens Welpen der Französischen Bulldogge oder der Rassen Chihuahua und Shiba – in der Slowakei zwischen 120 und 300 Euro bezahlten, konnten sie sie in Norditalien für das Dreifache verkaufen. Die besonders gesuchten und wertvollen Blauen Französischen Bulldoggen erzielten sogar einen Verkaufspreis von 1.000 Euro. Im Jahr verdiente die Organisation so rund eine halbe Million Euro.

Die Ermittlungen der Carabinieri begannen im Jahr 2017, nachdem bei einer Reihe von Straßenkontrollen insgesamt 129 Welpen beschlagnahmt worden waren. Auch einige Anzeigen von Tierhaltern von Reggio Emilia, deren Hunde erkrankt und gestorben waren, brachten die Carabinieri auf die Spur des kriminellen Trios. Mittels abgehörten Telefongesprächen gelang es den Beamten der Forstabteilung der Carabinieri, nach und nach die ganze Organisation und ihr kriminelles „Geschäftsmodell“ aufzudecken. Bei den folgenden Durchsuchungen beschlagnahmten sie weitere 108 Hunde sowie acht mutmaßlich zur Schmuggelei verwendete Fahrzeuge.

Gegen „Crudelia“ und ihrem 37-jährigen Ehemann wurde eine Aufenthaltspflicht und ein Verbot, das Land zu verlassen, verhängt. Gegen weitere 11 Personen, die in Bergamo, Monza, La Spezia, Piacenza, Ravenna und Grosseto wohnhaft sind, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Vater der 29-jährigen „Crudelia“ hingegen tauchte unter und verschwand von der Bildfläche. Nach ihm wird immer noch intensiv gefahndet.

Alle Angezeigten werden sich für verschiedene Straftaten wie Bildung einer kriminellen Vereinigung zum Zwecke des illegalen Handels mit Haustieren, Tierquälerei, betrügerische Handlung bei einer Handelstätigkeit, Betrug und Urkundenfälschung verantworten müssen.

ANSA/UFFICIO STAMPA CARABINIERI FORESTALI DI REGGIO EMILIA

Nach der Aufdeckung dieses Falls von Hundeschmuggel herrscht unter Tierfreunden große Erleichterung. Wie im Film „101 Dalmatiner“ endete die Geschichte mit dem Ende von „Crudelia“. Angesichts der hohen, erzielbaren, illegalen Gewinne wird es aber leider nicht bei diesem einen Fall bleiben, so die Befürchtung vieler Tierschützer.