Von: ka
Serino – Am Dienstagvormittag wurde die Autobahn Salerno-Avellino Schauplatz eines spektakulären, in Wildwestmanier organisierten Raubüberfalls. Ein aus rund einem Dutzend schwer bewaffneten Räubern bestehendes Kommando sperrte mittels brennender Fahrzeuge die Autobahn und überfiel drei Geldtransporter. In der Folge kam es zwischen den Räubern und den Beamten einer herbeigerufenen Polizeistreife sowie Carabinieri zu einem heftigen Schusswechsel. Aus Sicht der Kriminellen war dem Überfall nur ein Teilerfolg beschieden. Mit „nur“ zwei Millionen Euro ergriffen die Täter die Flucht.
Es war kurz nach 9.00 Uhr am Dienstagvormittag, als eine Bande militärisch organisierter Räuber in der Nähe der Ausfahrt von Serino der Autobahn Salerno-Avellino drei Geldtransportern auflauerte. Ziel ihrer kriminellen Gelüste waren drei Geldtransporter der Firma Cosmopol, die insgesamt acht Millionen Euro in bar zur Banca d’Italia-Filiale von Avellino bringen sollten. Gegen 10.00 Uhr streuten Mitglieder des Kommandos Nägel auf der Fahrspur aus. Daraufhin hielten die maskierten, mit Pistolen und Kalaschnikows bewaffneten Räuber die Autos an und zwangen den Fahrer eines Tanklastwagens, sein Fahrzeug auf der Autobahn querzustellen. Nachdem sie, um eine Barriere aus Blech und Flammen zu schaffen, ihre eigenen Autos angezündet hatten, nahmen sie die im Stau steckenden Geldtransporter ins Visier. Einem der drei Transporter gelang es, im letzten Moment die in Flammen stehende Barriere zu durchbrechen und die Flucht zu ergreifen. Die zwei anderen hingegen wurden mit schwerem Gerät aufgebrochen.
Aber an diesem Tag hatten die Kriminellen kein Glück. Zwei Carabinieri, die zu einem Gefangenentransport eingeteilt worden waren, waren zufällig zur gleichen Zeit auf der Autobahn unterwegs. Sie eilten mit der Waffe in der Hand zum nahen Tatort und befahlen den Räubern, die Hände hochzunehmen. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, feuerte ein Carabiniere vier Schüsse in die Luft. Auch eine Streife der Polizei, die auf der Autobahn ihren normalen Dienst versah, wurde von den im Stau steckenden Autofahrern zum Ort des Überfalls alarmiert. In der Folge kam es zwischen den Beamten der Polizei und den Carabinieri auf der einen und den bei ihrer „Arbeit“ gestörten Räubern auf der anderen Seite zu einem heftigen Schusswechsel. Dabei wurden weder ein Ordnungshüter noch ein Krimineller verletzt. Nachdem ihnen gelungen war, „nur“ zwei der anvisierten acht Millionen Euro zu stehlen, suchten die Räuber das Weite. Ein Teil von ihnen floh über Felder und Äcker ins Umland. Andere Räuber hingegen zwangen eine Frau dazu, ihnen ihren Fiat Punto auszuhändigen. Mit dem Wagen ergriffen die Räuber auf der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung Richtung Salerno die Flucht.
Trotz einer sofort in die Wege geleiteten Großfahndung, bei dem auch zwei Hubschrauber zum Einsatz kamen, konnten alle am Überfall beteiligten Banditen zunächst entkommen. Die Autobahn selbst blieb wegen der notwendigen Aufräum- und Löscharbeiten über Stunden in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. In der Zwischenzeit nahmen die DIA (Direzione Investigativa Antimafia, polizeiliche Hauptzentrale für die Bekämpfung der Mafia, Anmerkung der Redaktion) von Neapel sowie der Oberstaatsanwalt von Avellino, Rosario Cantelmo, die Ermittlungen auf.
In einem Interview sprach Rosario Cantelmo von einer „Kriegserklärung“. Einfache Bürger sowie jene Autofahrer, die unter vorgehaltener Kalaschnikow gezwungen worden waren, ihre Fahrzeuge zu verlassen, fragen sich hingegen, warum es überhaupt möglich ist, dass ein Dutzend schwer bewaffnete Kriminelle am helllichten Tag eine Autobahn komplett sperren und mehrere Geldtransporter überfallen können.