Von: ka
Cologno Monzese/Lombardei – Die Idee, wenige Tage vor dem 25. April – dem Tag der Befreiung vom Faschismus und Nationalsozialismus – auf dem Platz vor dem Gemeindehaus von Cologno Monzese ein Feldlager der Waffen-SS zu errichten, sorgt italienweit für Empörung.
Die „historische Heeresschau“, welche von der Lega regierten Stadtgemeinde unterstützt wird, trägt den Titel „Das Leben in einem Feldlager einer Abteilung der deutschen Infanterie in den letzten Wochen vor der Befreiung“ und soll im Sinne der Initiatoren, die historischen Begebenheiten von damals der Bevölkerung näherbringen. Das Lager selbst wird von der „36 Füsilier Kompanie“ organisiert. Die Vereinigung, die nach eigenen Angaben auf ihrer zwischenzeitlich vom Netz genommenen Facebook-Seite nur „an das Leben der Soldaten während des Zweiten Weltkriegs erinnern will und keinerlei politische Ziele verfolgt“, stellt aber offen vom Gesetz verbotene Abzeichen der SS, der Wehrmacht und des Dritten Reiches, wie unter anderem auch das Hakenkreuz, zur Schau.
Auch der Name des angeblich unpolitischen Freizeitvereins – „Gruppo 36 Füsilier Kompanie“ – ruft bewusst die 36. Waffen-Grenadier-Division der SS in Erinnerung. Die nach ihrem Gründer Oskar Dirlewanger auch SS-Sturmbrigade Dirlewanger genannte SS-Division war vorwiegend im besetzten Polen und Weißrussland zur Partisanenbekämpfung und zuletzt zum Kampf gegen die Rote Armee eingesetzt worden.
Der Widerstand gegen die Idee der Gemeindeverwaltung von Cologno Monzese ließ nicht lange auf sich warten. Politische Vertreter sowie auch der Vorsitzende der italienischen Partisanenvereinigung Anpi sprachen von einer gezielten Provokation, welche die historische Erinnerung verletzt. Im Zuge ihrer Kritik erinnerten mehrere Gegner der Initiative auch daran, dass im Zuge der Besatzung durch die Deutsche Wehrmacht in Cologno Monzese neun unschuldige Bürger in ein Konzentrationslager deportiert und dort ermordet worden waren. Auch das „Beobachtungszentrum der neuen Rechten“ meldete sich zu Wort und sparte vor allem gegenüber der Stadtgemeinde von Cologno Monzese nicht mit Kritik.
„Es ist unannehmbar, dass die Gemeinde ein solches Event unterstützt. Es handelt sich um eine ausgemachte Provokation. Und die ist sie umso mehr, weil diese in den Vortagen des 25. April stattfindet“, so die Beobachtungsstelle in einer Stellungnahme.
#Italy – Fury over plans to hold a #Nazi-themed historical reenactment in #ColognoMonzese near #Milan just days before Italy's #LiberationDay (#25aprile). The town, ruled by Matteo Salvini's #Lega party, has given its patronage to the event. pic.twitter.com/Fdk4KSUj8M
— ANPI Brescia (@AnpiBrescia) April 1, 2018
Angesichts der starken Widerstände steht es nunmehr in den Sternen, ob am 20. und 21. April auf dem Hauptplatz von Cologno wirklich ein Feldlager der SS zu sehen sein wird. In der Gemeinde gingen viele Verantwortliche auf Tauchstation. Auch der „Gruppo 36 Füsilier Kompanie“ nahm wie oben erwähnt seinen Facebook-Auftritt vorübergehend vom Netz.
https://www.facebook.com/fusilier36k/videos/vb.1023381501059406/1055255064538716/?type=2&theater