Schockierende Lautsprecherdurchsage löst Protest aus - VIDEO

„Zigeuner und Störenfriede steigt aus dem Zug, ihr nervt“

Donnerstag, 09. August 2018 | 08:05 Uhr

Mailand/Cremona/Mantua – Eine verstörende Lautsprecherdurchsage, die bettelnde „Zigeuner und Störenfriede“ dazu „einlud“, den Zug zu verlassen, schockierte viele Pendler, welche in einem Regionalzug unterwegs zu ihrer Arbeit waren. Ein Pendler zeigte die Urheberin der Durchsage – die Zugführerin – bei ihrem Arbeitgeber an.

ANSA/ MOURAD BALTI TOUATI

Die Passagiere des Regionalzugs, der am Dienstag um 12.20 Uhr von Mailand Richtung Cremona abgefahren war, trauten ihren Ohren kaum, als sie eine Lautsprecherdurchsage vernahmen.

„Die Passagiere werden gebeten, Störenfrieden und Bettlern kein Münzgeld zu geben. Steigt aus, ihr nervt. Das Gleiche gilt für die Zigeuner. Steigt an der nächsten Haltestelle aus, weil ihr voll auf den Sack geht“, so die unglaublich vulgäre Ansage einer weiblichen Stimme.

Die meisten Passagiere waren „nur“ geschockt und schüttelten ungläubig den Kopf. Aber einer von ihnen, Raffaele Ariano, beschloss, es nicht beim schweigenden Protest bleiben zu lassen, und verständigte den Betreiber der Zugstrecke, die Trenord. Raffaele Ariano, der an der Universität Vita-Salute San Raffaele als Wissenschaftler arbeitet, veröffentlichte bereits kurz nach dem Verlassen des Zuges den Vorfall auf seiner Facebook-Seite. Er bat darin auch die anderen Nutzer um Ratschläge.

https://www.facebook.com/raffaele.ariano.5/posts/10216051732824271

In einer Stellungnahme dankte der Betreiber der Zugstrecke Trenord ihrem Kunden für den sofortigen Hinweis. Der Betreiber der Zugstrecke bezeichnete den Vorfall als gravierend und kündigte an, dass Trenord alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werde. Dank eines in kurzer Zeit erfolgten Abgleichs der Nummer des Zugs mit dem diensthabenden Personal, konnte die Urheberin der Durchsage – bei ihr handelt es sich um die Zugführerin – schnell ausfindig gemacht werden. Gegen sie wurde vonseiten von Trenord ein Disziplinarverfahren eröffnet, das auch ihre Entlassung zur Folge haben könnte.

Von der italienischen Tageszeitung La Repubblica interviewt, erklärte Raffaele Ariano, warum er die schockierende Lautsprecherdurchsage nicht einfach auf sich beruhen lassen wollte.

„Ich sah mich verpflichtet, diesen Vorfall zu melden, weil ich den klaren Eindruck habe, dass solche Verhaltensweisen von dem in unseren Land geschaffenen Klima salonfähig gemacht worden sind. In den sozialen Netzwerken wurde mir auch geraten, den Fall bei der Quästur anzuzeigen, aber ich will nicht, dass die Person, die die Durchsage gemacht hat, entlassen wird. Ich verlange von niemandem den Kopf, sondern eine klare Stellungnahme vonseiten des Betreibers, dass die Botschaft ankommt, dass solche Verhaltensweisen nicht toleriert werden“, so Raffaele Ariano.

Raffaele Ariano fügte hinzu, dass er diese Strecke seit Jahren als Pendler benutze und er schon immer bettelnde Personen angetroffen habe. Dabei sei es aber – so Raffaele Ariano – noch nie zu solchen Reaktionen gekommen.

Der Vorfall und die Anzeige lösten im Netz eine heiße Diskussion aus.

Von: ka