Zeller: „Ein ermutigendes Beispiel für Integration”

Alidad Shiri ist italienischer Staatsbürger

Freitag, 12. September 2025 | 12:11 Uhr

Von: mk

Meran – Heute Vormittag fand im Meraner Rathaus die Zeremonie zur Verleihung der italienischen Staatsbürgerschaft an Alidad Shiri statt, den aus Afghanistan stammenden Meraner, der im Alter von zehn Jahren aus seinem Land floh und nach einer vier Jahre und sechs Monate dauernden Odyssee nach Südtirol kam. Bürgermeisterin Katharina Zeller erklärt: „Ein ermutigendes Beispiel für Integration.”

Die offizielle Zeremonie zur Verleihung der Staatsbürgerschaft fand im Sitzungssaal des Ausschusses statt. Geleitet wurde sie von Bürgermeisterin Katharina Zeller, die sich geehrt fühlte, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.

“Die Geschichte von Alidad Shiri ist sehr berührend und hochaktuell. Sie mahnt uns, auf die Stimme derer zu hören, die in Not sind und unsere Hilfe brauchen, die der Verzweiflung entfliehen wollen und von einer besseren Zukunft für sich und ihre Angehörigen träumen. Es lohnt sich, in Integrations- und Inklusionsmaßnahmen zu investieren, denn eine gute Integration ist möglich. Die Geschichte von Alidad Shiri, der hier ein neues Leben aufbauen und sich auch beruflich verwirklichen konnte, beweist dies”, so Zeller.

Eine Odysse von über vier Jahren

Alidad Shiri war erst zehn Jahre alt, als er Afghanistan verlassen musste. Er floh mit der Familie seines Onkels nach Pakistan, nachdem sein Vater bei einem Anschlag getötet worden war und ein Jahr später auch seine Mutter, seine Großmutter und seine kleine Schwester ums Leben gekommen waren. In Pakistan beschloss er, allein nach Europa zu gehen, und begann eine Odyssee, die ihn – unter mehrfacher Lebensgefahr – zuerst in den Iran, dann in die Türkei und schließlich nach Griechenland führte.

Von Patras aus schaffte er es, an die Vorderachse eines Lastwagens gebunden, nach Venedig zu gelangen, aber das Fahrzeug fuhr nach dem Verlassen der Fähre noch vier Stunden weiter. Während einer Pause an einer Raststätte gelang es Alidad auszusteigen und er entdeckte, dass er sich in Südtirol befand.

In der Nähe der Autobahn wurde er von der Polizei angehalten, die ihn in ein Aufnahmezentrum für unbegleitete Minderjährige brachte. Dort blieb er fast vier Jahre lang, inzwischen besuchte er die Schule und lernte Italienisch. Als er 18 wurde, nahm in die Familie von Gerhard Duregger, dem Leiter des Zentrums, und seiner Frau Sabine Gamper liebevoll auf.

Mit Hilfe seiner Lehrerin Gina Abbate begann Alidad, die Geschichten über das Leben in Afghanistan und seine Reise nach Italien aufzuschreiben. Daraus entstand ein Buch, „Via dalla Pazza Guerra” (Weg vom verrückten Krieg), das Alidad bereits in vielen Schulen vorgestellt hat, um jungen Menschen das Drama derer näherzubringen, die aus ihrem Land fliehen müssen. Heute ist Alidad Shiri 33. Er hat einen Uni-Abschluss in Philosophie und lebt in Meran.

Bezirk: Burggrafenamt

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