Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa leitet die Vermittlungsmission

Angriff auf Kiew bei Besuch afrikanischer Staatschefs

Freitag, 16. Juni 2023 | 20:44 Uhr

Während des Besuchs einer Vermittlungsmission afrikanischer Staats- und Regierungschefs ist die ukrainische Hauptstadt Kiew am Freitag von Russland mit Raketen angegriffen worden. “Explosion in der Hauptstadt im Stadtbezirk Podil”, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko im Messengerdienst Telegram mit. Nähere Angaben zu Schäden und möglichen Opfern machte er nicht. Der ukrainischen Armee zufolge wurden ballistische Raketen auf Kiew abgefeuert. Im ganzen Land gab es Luftalarm.

Vertreter der ukrainischen Führung sprachen von einem gezielten Angriff während des Besuchs der Delegation. “Die russischen Raketen sind eine Botschaft an Afrika: Russland will mehr Krieg, keinen Frieden”, schrieb Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Mit dem “größten Raketenangriff auf Kiew seit Wochen” wolle Russlands Präsident Wladimir Putin “Vertrauen aufbauen”, spottete er.

Ukrainischen Behörden zufolge sind durch herabstürzende Trümmer im Kiewer Umland mehrere Wohnhäuser beschädigt und vier Menschen verletzt worden. Insgesamt seien sechs russische Hyperschallraketen des Typs Kinschal (Dolch) und sechs Marschflugkörper abgefangen worden. Derartige Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Delegation unter Leitung des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa war am Vormittag mit dem Zug aus Polen in Kiew eingetroffen. Auf dem Programm stand auch ein Treffen mit Präsident Wolodymr Selenskyj. Am Samstag wird die Delegation im russischen St. Petersburg erwartet. Erwartet wird, dass es dann auch eine Begegnung mit Kremlchef Wladimir Putin geben wird.

“Dieser Krieg muss beendet werden und es sollte Frieden durch Verhandlungen geben”, sagte Ramaphosa nach einem Treffen mit Selenkskyj. “Es muss eine Deeskalation von beiden Seiten geben.”

“Irgendwelche Gespräche mit Russland zuzulassen, solange der Besatzer auf unserem Boden ist, bedeutet den Krieg, den Schmerz und das Leiden einzufrieren”, sagte Selenskyj am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew laut Agentur Interfax-Ukraine. Sein Land benötige einen realen Frieden und dabei “einen realen Abzug der russischen Truppen von unserem ganzen unabhängigen Boden”.

Ramaphosa wird von den Staatschefs aus dem Senegal, Sambia und den Komoren begleitet. Für Ägypten nimmt Ministerpräsident Mustafa Madbuli teil. Ugandas Präsident Yoweri Museveni lässt sich wegen einer Covid-Infektion von einem früheren Ministerpräsidenten vertreten. Für die Republik Kongo nimmt entgegen früherer Angaben nur der Stabschef des Präsidenten teil. Viele afrikanische Staaten leiden infolge des seit bald 16 Monaten dauernden Kriegs unter Problemen bei der Versorgung mit Getreide.

Für Unmut sorgten in Südafrika Medienberichte, wonach Ramaphosas Leibwächter an der Einreise in Polen gehindert worden sein sollen. Demnach konnten die Sicherheitsleute keine ausreichenden Nachweise über mitgeführten Waffen vorlegen. Ramaphosa habe deshalb nur mit wenigen Personenschützern in die Ukraine reisen müssen.

Putin beschimpfte Selenskyj beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg. “Ich habe viele jüdische Freunde, seit meiner Kindheit. Sie sagen: “Selenskyj ist kein Jude. Das ist eine Schande für das jüdische Volk””, sagte Putin am Freitag in der russischen Ostsee-Metropole. Aus dem Publikum, wo unter anderem viele kremltreue Politiker sowie die Chefs mehrerer völkerrechtswidrig annektierter ukrainischer Gebiete saßen, erntete er für diese Aussage Beifall.

Putin gab sich inmitten der ukrainischen Offensive zuversichtlich. “Panzer aus dem Westen brennen”, sagte er auf dem Wirtschaftsforum. Mehrere Panzer seien zerstört worden, darunter deutsche vom Typ Leopard. “Auch die F-16 werden brennen, daran kann es keinen Zweifel geben”, fügte er mit Blick auf Pläne hinzu, die Ukraine mit solchen US-Kampfjets auszurüsten. Trotz der Belastungen durch den Krieg zog Putin eine positive Bilanz der wirtschaftlichen Lage seines Landes.

Von: APA/dpa/AFP/Reuters