Tag der Autonomie

Autonomie macht Solidarität erst möglich 

Dienstag, 05. September 2017 | 15:52 Uhr

Bozen – Landeshauptmann Arno Kompatscher hat heute im Innenhof des Landhauses 1 gemeinsam mit den übrigen Mitgliedern der Landesregierung den Tag der Autonomie eröffnet, der heuer im Zeichen der Solidarität steht. „Wir feiern jedes Jahr unsere Autonomie, weil sie dazu beigetragen hat, dass wir in unserem Land gut leben können“, sagte der Landeshauptmann. „Unsere autonome Gesetzgebung und die autonome Verwaltung geben uns die Gestaltungsmöglichkeit, mit unserem Steueraufkommen solidarisch sein zu können – solidarisch mit Südtirol und solidarisch mit benachteiligten Regionen der Welt.“ In Südtirol fließen insgesamt 573 Millionen Euro in direkte Solidaritätsleistungen. „Allein zur Unterstützung der Familien konnten wir die Fördergelder in den letzten vier Jahren verdoppeln“, betonte Kompatscher.

Auch die Möglichkeit, solidarisch zu sein gegenüber Menschen in südlichen Regionen der Welt, sei eine der Folgen der Gestaltungsautonomie Südtirols. „Die Entwicklungszusammenarbeit und die Hilfe zu Selbsthilfe sind der beste, ja der einzige Weg, um der Migration wirksam zu begegnen“, unterstrich der Landeshauptmann.

Es gibt eine weitere Form der Solidarität, jenseits jener der öffentlichen Hand, die nichts koste und unbezahlbar sei, wie es Kompatscher beschrieb. „Das Ehrenamt erbringt unzählige Leistungen in allen Bereichen des Lebens, die die Lebensqualität in unserem Land ganz wesentlich beeinflussen“, sagte der Landeshauptmann, und dankte einmal mehr all jenen, die ihre Freizeit in den Dienst der Allgemeinheit setzen.

Als eine Form der Solidarität könne auch der Grenzgemeinden-Fonds von jährlich 40 Millionen Euro gesehen werden, mit dessen Hilfe Projekte  finanziert werden, von denen, neben Südtirol, auch die Nachbarprovinzen profitieren.

Der Parlamentarier und Vertreter des Regionenministeriums, Roger De Menech, lobte das Verantwortungsbewusstsein, mit dem das Land Südtirol auch dazu beitrage, die nachbarschaftlichen Beziehungen zu fördern. „Auf diese Weise hält Südtirol sein Solidaritätsmodell in jeder Beziehung lebendig“, sagte De Menech.

Stellvertretend für alle Vereine Südtirols hielten auch die Vertreter der WFTO (World Fair Trade Organisation, s. Meldung 2 /2), der Südtiroler Ärzte für die Welt und des Vereins Pro Nepal eine kurze Ansprache.

„Einer der vielen Vorzüge Südtirols ist die Tatsache, dass das Land sich als erstes Territorium Italiens schon vor über 25 Jahren ein Gesetz, eine Reglement und ein Budget für die Entwicklungszusammenarbeit gegeben hat”, sagte Präsident des Ärzte-Vereins und ehemalige Primar, Franco De Giorgi, und dieses Budget sei in den letzten Jahren verdoppelt worden. „Die Großzügigkeit der Südtiroler kennt wirklich keine Grenzen.“ Das Herz der Tätigkeit der „World Doctors“ liege vor allem in Äthiopien, wo der Verein für eine medizinische Grundversorgung, für sauberes Wasser, Bildung und medizinische Weiterbildung sorge. „Mit Perspektiven für die Zukunft möchten wir die Wurzeln der Menschen dieser Region stärken”, sagte De Giorgi.

Ernst Preyer von Pro Nepal beschrieb, wie sein kleiner Verein mit geringen  Mitteln viele Dinge im Nepal bewegen konnte – und es weiterhin tue. Aktuell bildet der Verein 20 nepalesische Ärzte in Notfallmedizin aus und 20 Sherpas in der Erstversorgung von Patienten, die Unfälle erlitten haben.

Südtirol als “Fair-Trade-Land“ ausgezeichnet

Am heutigen Tag der Autonomie, der heuer im Zeichen der Solidarität begangen wird, hat der Präsident der WFTO (World Fair Trade Organisation), Rudi Dalvai, Landeshauptmann Arno Kompatscher für das Land Südtirol die Auszeichnung Fair-Trade-Land überreicht.

Seit übe 25 Jahren unterstützt das Land Projekte des Fairen Handels – 110 waren es seit 1991 im Ausmaß von 2.9 Millionen Euro, beispielsweise im Ecuador, den Philippinen, Kenya, Indien und Nepal. Sie stellen eine der nachhaltigsten Methoden der Entwicklungszusammenarbeit dar, weil sie den Menschen in der jeweiligen Heimat eine Perspektive geben. Zusätzlich werden die Produkte des Fairen Handels so wie Zucker, Tee, Konfitüre oder Schokolade zunehmend in Strukturen des Landes verwendet. Darüber hinaus wählen immer mehr Südtiroler Bürger neben regionalen Produkten bewusst auch Produkte des Fairen Handels.

Die WFTO umfasst 400 Organisationen in 79 Ländern weltweit, die sich dafür einsetzen, Kleinbauern in benachteiligten Regionen der Welt ein Auskommen zu ermöglichen, indem sie ihnen faire Preise für ihre Erzeugnisse zahlen und diese auch vertreiben, beispielsweise über die Weltläden.

Arbeitsgruppe stärkt weiter den Fairen Handel

Die Landesregierung hat in ihrer heutigen Sitzung die Auszeichnung mit Freude zur Kenntnis genommen und beschlossen, sich nunmehr den über 2.000 Regionalregierungen aus 27 Ländern anzuschließen, die an der Kampagne Fair Trade Towns International – Local Government teilnehmen und deren Prinzipien unterstützen. „Wir möchten noch stärker auf dieses Instrument der Entwicklungszusammenarbeit setzen“, sagte der Landeshauptmann.

Gleichzeitig hat das Land Südtirol eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in der eigene Vertreter und solche von Vereinen mitarbeiten werden, die im Sektor der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind. Die Gruppe hat die Aufgabe, das Bewusstsein der Bevölkerung in diesem Zusammenhang weiter zu stärken und neue Projekte zu begleiten.

Dalvai überreichte gemeinsam mit der Koordinatorin der Weltläden, Brigitte Gritsch, dem Landeshauptmann die Auszeichnung und betonte, Südtirol habe Pionierarbeit geleistet, als hier vor über 30 Jahren der erste Weltladen eröffnete. „Diese Auszeichnung soll auch als Symbol für die gelungene Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und dem privaten Sektor dienen. Auf diese Strategie können wir also in Zukunft noch stärker bauen“, sagte Dalvai.

Von: mk

Bezirk: Bozen