Artenschutz: Wie schaut es mit der Umsetzung aus?

Biodiversität: “Vom Reden zum Handeln!”

Freitag, 15. November 2019 | 19:29 Uhr

Bozen – Anfang dieser Woche hat der Dachverband für Natur- und Umweltschutz mit Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer mehrere Themen zum konkreten Schutz der Biodiversität besprochen. Neben dem leidigen Thema Gülle und einigen aktuellen Beispielen, wo der angekündigte Schutz der Artenvielfalt ganz konkret umgesetzt werden kann, war die Rote Liste der gefährdeten Tierarten ebenso ein Thema wie auch die Wildruhezonen in den Naturparken. Der Dachverband erhofft sich, dass die von der Politik Anfang Juni groß angekündigten Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität keine reinen Lippenbekenntnisse bleiben.

Am Dienstag dieser Woche kam der Dachverband für Natur- und Umweltschutz mit der für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege zuständigen Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer zusammen, um über die konkreten Schritte und Maßnahmen zu sprechen, die von der Politik denn nun in Sachen Schutz der Biodiversität gesetzt würden. Anfang Juni gaben Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Arnold Schuler und die Landesrätin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz einen „umfassenden Überblick, über die bisherigen und künftigen Bemühungen, um Artenvielfalt in Südtirol weiter zu festigen und auszubauen.“

Eine der Fragen der Umweltschützer lautete: Welche konkreten Artenschutz-Maßnahmen zur Umsetzung dieser Ankündigungen sind nun von Seiten der Politik geplant oder bereits auf den Weg gebracht?

Einleitend kam dabei ein Beschluss der Landesregierung von März 2016 zur Sprache, der einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung der Gülle-Regelung auf den Natura-2000-Gebieten vorsieht. Auch damals hat es große politische Versprechungen gegeben. „Viele der dort aufgelisteten Vorhaben sind allerdings noch immer nicht, bzw. nur teilweise oder verspätet umgesetzt. Diese halbherzigen Umsetzungen klarer Vorgaben sind natürlich keine sehr vielversprechende Grundlage für die Fülle an angekündigten Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität“, so der Dachverband.

In diesem Zusammenhang erwartet sich der Dachverband eine klare und kohärente Haltung der Politik in Sachen illegale Zerstörung eines Moores in Olang, Überdüngung der Arlui-Wiesen im Vinschgau und bei der geplanten Rückwidmung eines Biotops in Landwirtschaftsgebiet an der Ilstener Au. Es helfe wenig, wenn auf der einen Seite großspurige politische Ankündigungen gemacht werden „… um Artenvielfalt in Südtirol weiter zu festigen und auszubauen.“, man aber nicht im Stande sei, vorhandene Lebensräume auch zu erhalten und zu schützen.

„Um wirklich Artenvielfalt zu erhalten und zu schützen, müssen wir aber viel mehr darüber wissen. Leider ist die Rote Liste der gefährdeten Tierarten Südtirols bereits 25 Jahre alt. Schon alleine dies zeigt, welchen Stellenwert und welche Priorität dieses Thema zumindest bisher hatte. Aber bereits damals zeigte die Rote Liste ganz klar auf, was die großen Treiber des Artenschwundes sind: Zerstörung der Lebensräume (durch Kulturmaßnahmen, Meliorierungen und Verlust von Brachflächen, Ufergehölzen, Auresten, Hecken, Kiesbänken usw.), Intensivbewirtschaftung (Monokulturen, Düngung, Entwässerung, Pestizide) sowie Einengung ihrer Lebensräume (durch Verbauung und Verkehrserschließung). Der überwiegende Anteil dieser Probleme steht dabei in direkter Verbindung zur landwirtschaftlichen Tätigkeit und diese hat sich in den letzten 25 Jahren sogar noch intensiviert. Auch hier muss die Politik schnellstmöglich Wege finden, um die Landwirte aus dieser Investitions-, Intensivierungs- und Abhängigkeitsspirale zu holen“, so die Umweltschützer.

Ein letzter Punkt, den der Dachverband bei Landesrätin Kuenzer in diesem Zusammenhang deponierte, waren die gesetzlich vorgesehenen Wildruhezonen in den Naturparken. Da die Kernkompetenz der Schutzgebiete bei ihrem Ressort liegt, sollte nach dem Dafürhalten des Dachverbandes auch ihr Ressort federführend bei der Umsetzung dieser Zonen sein, die nicht nur auf das Wild reduziert, sondern als echte Wildniszonen in den Schutzgebieten etabliert werden sollten.

Die besprochenen Themen wurden der Landesrätin in einem Forderungskatalog übergeben, verbunden mit dem Wunsch, dass dieser nicht in einer der zahlreichen Schubladen verschwinden möge.

Von: mk

Bezirk: Bozen