„Sole 24 ore“ bringt interessanten Zahlenvergleich – im Süden viele arme Familien

Bürgergeld: In Südtirol am wenigsten Familien anspruchsberechtigt

Dienstag, 13. November 2018 | 08:08 Uhr

Rom – Wer bekommt das neue Bürgergeld in Italien, das die Regierung in Rom umsetzen will? Anhand der gesamtstaatlichen ISEE-Zahlen (Indicatore della Situazione Economica Equivalente, ein Indikator, der zur Ermittlung der wirtschaftlichen Lage einer Familie dient, Anmerkung der Redaktion) und dem für die Inanspruchnahme des von der gelb-grünen Regierung beschlossenen, geltenden Höchstlimit von jährlichen 9.360 Euro ISEE-bereinigtem Einkommen stellt das italienische Wirtschaftsblatt „Sole 24 ore“ interessante Zahlenvergleiche an.

ANSA/ LUCA LAVIOLA

Bei diesen Vergleichen kommt heraus, dass sich die meisten anspruchsberechtigten Familien im ärmeren Süden Italiens befinden. Dies ist keine Überraschung, weil beim Einkommen die Familien im Süden seit Jahrzehnten dem italienischen Durchschnitt hinterherhinken. Gemessen an der Gesamtzahl gibt es in der Provinz Crotone in Kalabrien am meisten potenzielle Empfänger des in Italien „reddito di cittadinanza“ genannten Grundeinkommens. In dieser kalabresischen Provinz erfüllen mehr als ein Viertel aller Familien – insgesamt 27,9 Prozent – die Kriterien für den Erhalt des Staatsbürgerschaftsgeldes. In vielen anderen Provinzen des italienischen Südens ist die Lage kaum anders, wobei die süditalienische Metropole Neapel mit rund 230.000 Familien die absolut höchste Anzahl von anspruchsberechtigten Familien vorweisen kann.

ANSA/RICCARDO ANTIMIANI

Am anderen Ende der Zahlenreihe befinden sich die meisten norditalienischen Provinzen. Südtirol schneidet noch besser ab. Gemessen an der Gesamtanzahl der Haushalte fällt in Südtirol nur jede vierzigste Familie unter die Voraussetzungen des italienischen Grundeinkommens. Anders ausgedrückt sind insgesamt nur 5.100 einheimische Familien dazu berechtigt, das staatliche, von der Regierung ins Leben gerufene, Bürgergeld genannte Grundeinkommen zu erhalten. In Prozente umgelegt, handelt es sich dabei nur um 2,3 Prozent der in der Provinz Bozen lebenden Familien, rechnet „Sole 24 ore“ vor.

Andere Fragen werfen hingegen die von der Regierung zur Verfügung gestellten Mittel auf. Will die Regierung, wie sie verspricht, zweieinhalb Millionen laut ISEE anspruchsberechtigte Familien erreichen und laut ihren eigenen Vorgaben „nur“ neun Milliarden Euro ausgeben, hieße das, dass jeder einzelnen Familie nur 294 Euro monatlich zur Verfügung stehen würden. Dies ist weit von den von der gelb-grünen Regierung angepeilten 780 Euro entfernt, so das italienische Wirtschaftsblatt „Sole 24 ore“.

Ob das Bürgergeld aber überhaupt in dieser Form kommen wird, steht in den Sternen. Die wirtschaftliche Abschwächung und der Schuldenberg engen den Spielraum der gelb-grünen, römischen Regierung immer stärker ein.

 

 

Von: ka

Bezirk: Bozen