Von: Ivd
Bozen – Am heutigen Montagvormittag fand im Palais Widmann in Bozen die Pressekonferenz zum Genderbericht 2024 des Personals der autonomen Provinz Bozen statt. Die Pressekonferenz wurde von Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer in Zusammenarbeit mit der Landesverwaltung Südtirol organisiert.
Der Bericht basiert auf den aktuellen Daten des Organisationsamtes/Controlling, welche die Geschlechterverteilung sowie zentrale Entwicklungen innerhalb der Landesverwaltung Südtirols detailliert abbilden.
An der Pressekonferenz nahmen Landeshauptmann Arno Kompatscher, Personallandesrätin Magdalena Amhof, Präsidialsekretärin des Südtiroler Landtages Maria Elisabeth Rieder, die Vorsitzende des Landesbeirats für Chancengleichheit Ulrike Oberhammer, Silvia Vogliotti vom Organisationsamt sowie Generaldirektor Alexander Steiner teil.
Daten und Entwicklungen
Die Landesverwaltung bleibt ein stark weiblich geprägter Arbeitgeber:
70,7 Prozent des Personals sind Frauen.
Der Bericht zeigt zudem strukturelle Trends:
- 48,3 Jahre beträgt die durchschnittliche Altersstruktur des Personals (48,4 Frauen / 48,2 Männer);
- 57,9 Prozent der Frauen arbeiten in Teilzeit, im Vergleich zu 17,5 Prozent der Männer;
- 38,1 Prozent der Führungspositionen werden von Frauen besetzt;
mehr als 50 Prozent der Beschäftigten sind über 50 Jahre alt, - 78,3 Prozent der bezahlten Überstunden werden von Männern geleistet, obwohl Frauen die Mehrheit der Arbeitskräfte stellen.
Wortmeldungen der Teilnehmenden
Landeshauptmann Arno Kompatscher betonte den strategischen Wert der Analyse: „Flexible Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen zur Unterstützung von gleichberechtigten Care-Modellen und faire Karrierechancen sind zentrale Themen für jedes Unternehmen und besonders für die Landesverwaltung. Die nun vorgestellten Daten können dabei unterstützen, die Landesverwaltung in diesem Sinne als attraktiven und modernen Arbeitsplatz weiterzuentwickeln.“
Für Landesrätin Magdalena Amhof zeigt die Genderanalyse 2024, „dass aktive Gleichstellungspolitik auch in der Landesverwaltung dringend notwendig bleibt. Trotz vieler guter Initiativen, wie zuletzt die neue Elternzeitregelung, der Ausbau von Co-Working-Plätzen oder die Abschaffung der Kernzeiten am Nachmittag, bleibt die Vereinbarkeit von Beruf, Kindererziehung und Pflege eine Herausforderung. Darüber hinaus müssen wir weibliche Führungswege noch stärker fördern und die Rahmenbedingungen weiter verbessern, um die Landesverwaltung als attraktiven Arbeitgeber und als positives Beispiel weiterzuentwickeln.“
Maria Elisabeth Rieder, Präsidialsekretärin des Südtiroler Landtages, betont die Bedeutung der Chancengleichheit in der Landesverwaltung: „Der Genderbericht 2024 zeigt uns deutlich, wie wichtig es ist, auch in den politischen und öffentlichen Strukturen weiterhin konsequent für Chancengleichheit zu arbeiten. Insbesondere die Förderung weiblicher Führungskräfte, gleicher Lohn für gleiche Arbeit und die Schaffung von Rahmenbedingungen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern, müssen weiterhin im Fokus stehen.“
Silvia Vogliotti vom Organisationsamt erklärte den methodischen Ansatz: „Die Auswertung zeigt langfristige Trends und hilft uns, Personalentwicklung datenbasiert zu planen. Eine kontinuierliche Beobachtung ist wesentlich, um Veränderungen richtig einzuordnen.“
Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer hob die Bedeutung der Daten für die Gleichstellung hervor: „Auf Basis der Daten habe ich Vorschläge erarbeitet, die die Landesverwaltung dabei unterstützen können, gleiche Chancen, faire Rahmenbedingungen und moderne Arbeitsmodelle weiter auszubauen. Die Analyse ist ein wertvolles Instrument, um Entwicklungen sichtbar zu machen und Verbesserungen zu fördern.“
Ulrike Oberhammer, Vorsitzende des Landesbeirats für Chancengleichheit, unterstrich die gemeinsame Verantwortung: „Gleichstellung ist ein kontinuierlicher Prozess. Die analysierten Daten bestätigen die Relevanz jener Themen, die wir seit Jahren begleiten, und bestärken uns darin, diesen Weg weiterzugehen. Ein wichtiges Instrument ist auch der Gleichstellungsaktionsplan, welcher die Richtung vorgibt und weiterentwickelt sowie im Bedarfsfall angepasst wird.“
Generaldirektor Alexander Steiner stellte den Bezug zur Personalstrategie des Landes her: „Die Ergebnisse fließen in unseren Gender Equality Plan mit ein. Wir haben bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, um die Chancengleichgleich in der Landesverwaltung zu fördern, wie die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit, Sensibilisierungs- und Informationsveranstaltungen, die Initiative Frauen in Führung, Gendermedizin und anderes mehr. Wir werden unsere Bemühungen weiter fortsetzen.“
Von der Gleichstellungsrätin ausgearbeitete Vorschläge
Auf Grundlage der Daten des Organisationsamtes hat die Gleichstellungsrätin Vorschläge formuliert, die u. a. folgende Bereiche betreffen:
- Zeitliche und räumliche Flexibilisierung:
- Förderung der Nutzung vorhandener Flexibilitätsmodelle (z. B. Smart Working, Gleitzeit),
- Ausbau von Co-Working-Angeboten für Pendler,
- Maßnahmen zur Reduzierung der „Teilzeit-Falle“, da 57,9 Prozent der Frauen und nur 17,5 Prozent der Männer Teilzeit arbeiten;
Strukturierte Begleitung des Generationenwechsels:
- mehr als 52 Prozent der Beschäftigten sind über 50 Jahre – eine Herausforderung für Wissenstransfer und Servicekontinuität,
- geplante Nachbesetzungen, systematische Übergaben und Wissensmanagement-Programme;
Unterstützung für Beschäftigte mit Care-Verantwortung:
- Fokus auf die Generation-Sandwich (45–60 Jahre), die zugleich Kinder und ältere Angehörige betreut,
- Ausbau von Unterstützungsangeboten und flexiblen Modellen auch für die Pflege älterer Familienmitglieder;
Förderung weiblicher Führungswege:
- Frauenanteil in der Führung 2024: 38,1 Prozent,
- in Spitzenpositionen (erste Ebene): 27,7 Prozent,
- gezielte Maßnahmen wie Mentoring, Coaching und transparente Auswahlprozesse,
- Top-Sharing;
Förderung aktiver Vaterschaft:
- Väter nutzen Elternzeit deutlich seltener als Mütter,
- Informationskampagnen, Videos, Workshops und klare Kommunikation der Rechte;
Geschlechtergerechte Gestaltung von Regelungen:
- Analyse möglicher indirekter Benachteiligungen, z. B. bei Überstunden:
78,3 Prozent der bezahlten Überstunden werden von Männern geleistet, was zu Einkommensdifferenzen führt, obwohl Frauen 55,4 Prozent der Arbeitsleistung erbringen (ULA).
Die Vorschläge sind als Beitrag zur Weiterentwicklung der Personalpolitik zu verstehen.




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