Lai Ching-te gewinnt Präsidentschaftswahl in Taiwan

China-Kritiker Lai gewinnt Präsidentenwahl in Taiwan

Samstag, 13. Januar 2024 | 14:02 Uhr

Der Vizepräsident und Unabhängigkeitsbefürworter Lai Ching-te, auch bekannt als William Lai, hat trotz Warnungen aus China die Präsidentenwahl in Taiwan gewonnen. Der 64-jährige Politiker von der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) kam auf 40,2 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission am Samstag mitteilte. Sein Widersacher, der von der chinafreundlichen Kuomintang (KMT) aufgestellte Hou Yu-ih, erhielt 33,4 Prozent und räumte seine Niederlage ein.

Noch während der Auszählung am Samstag räumten beide Rivalen ihre Niederlage ein. Der Ausgang der zeitgleichen Parlamentswahl stand zunächst nicht fest. Sie ist für die weitere Entwicklung der komplizierten Beziehung zu China wichtig, das das demokratisch regierte und industriell hoch entwickelte Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet. Die Regierung in Peking hatte Lai vor der Abstimmung als einen gefährlichen Separatisten bezeichnet.

Man habe der Welt gezeigt, wie sehr man die Demokratie liebe, erklärte der 64-jährige Lai in einer ersten Stellungnahme. Das Volk von Taiwan habe erfolgreich einer Einflussnahme von außen widerstanden. Gegen Lai waren Hou Yu-ih von der nationalistischen Kuomintang (KMT) und Ko Wen-je von der Taiwanischen Volkspartei (TTP) angetreten. Die KMT steht für engere Beziehungen zu China, sie dementiert jedoch pro-chinesisch zu sein. Die TTP will auch die Fühler nach China ausstrecken, aber zugleich die Demokratie in Taiwan erhalten. Taiwans bisherige Präsidentin Tsai Ing-wen durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten.

Lai hat sich für die Erhaltung des Friedens ausgesprochen, eine Fortführung der bisherigen Politik sowie eine Stärkung des Militärs. Das Schicksal der Insel mit etwa 23,5 Millionen Einwohnern ist aufgrund ihrer Rolle in der Halbleiterindustrie von erheblicher Bedeutung für die Weltwirtschaft. So hat dort der weltgrößte Auftragschiphersteller TSMC seinen Sitz.

Die 19,5 Millionen Wahlberechtigten waren auch aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Dieses umfasst 113 Sitze. Der größte Teil der Abgeordneten wird direkt gewählt, der kleinere Teil der Sitze über Stimmen für die Partei festgelegt. Sowohl für die direkte Wahl der Abgeordneten als auch die des Präsidenten reicht eine einfache Mehrheit. Der neue Präsident tritt sein Amt am 20. Mai an.

Der Status von Taiwan ist einer der Hauptkonfliktpunkte zwischen den USA und China. Die Insel ist zwar seit 1949 selbstverwaltet, wird heute jedoch nur von einigen wenigen Staaten als unabhängig anerkannt. Auch Österreich unterhält keine formalen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan.

Damals besiegten die Kommunisten von Mao Zedong im chinesischen Bürgerkrieg die nationalistischen Kuomintang unter Chiang Kai-shek, die sich daraufhin auf die Insel zurückzogen und dort zunächst autoritär herrschten. Auch die USA brachen 1979 ihre formalen Beziehungen zugunsten Chinas ab. Sie unterstützen das Land jedoch mit militärischer Ausrüstung.

Von: APA/AFP/Reuters

Kommentare
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N. G.
N. G.
Kinig
4 Monate 4 Tage

Man darf gespannt sein. Kopf an Kopf! Es gibt eine nicht unerheblichen Tril der Bevölkerung der pri China ist. Zwar keine Vereinigung will aber immerhin. Gefährlich wenn sie die Regierung stellen würden.

Faktenchecker
4 Monate 4 Tage

NG Der Tril pri China ist Dein Untergang?

info
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Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

Kein Kopf an Kopf mehr. Taiwan hat aus den gebrochenen Versprechen in Hong Kong gelernt und strebt nach Unabhängigkeit. Das wird die Weltlage zwar nicht einfacher machen, aber der Durchbruch der individuellen, bürgerlichen Freiheiten ist weltweit nicht mehr aufzuhalten. Wenn diese mit Bildung, Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein gepaart ist, das beste, was den Menschen und der Welt geschehen kann.

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

Eine Annäherung an China bei gleichzeitiger Unabhängigkeit wird nicht möglich sein! China ist nicht an gut nachbarschaftlichen Beziehungen, sondern an einer Einverleibung Taiwans interessiert. Wie so oft bei diesen nationalistischen, emotionsgetriebenen Expansipnswünschen ist kein Kompromiss in Sicht: die Gier kennt keine Kompromisse!

hundeseele
hundeseele
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

Die einen mit Hilfe der Chinesen,die anderen mit Hilfe der USA Mal schauen wer die Wahlen zuletzt gewinnt,China oder Usa? Für beide Staaten ist ja nur der Standort(und die Technik Taiwans-Chips!) wichtig-Die Bevölkerung dort ist allen beiden egal….leider!

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

@ hundeseele

Das kann man auch anders sehen denn wenn nur die Chips und nicht die Bevölkerung wichtig wären dann könnten die USA doch ganz einfach die Wiedervereinigung fördern denn die Chinesen würde alle Chips der Welt an Amerika oder anderen Zwischenhändlern verkaufen.
Traurig ist dass in letzter Zeit bald jeder Stärkere einen schwächeren angreift. Tschetschenien, Abchasien, Ossetien, Georgien, Kuweit, Krim/Donbass/Luhansk, Ukraine und vielleicht schon bald Taiwan, Guyana sind nur einige Beispiele aber sicher werden bald andere folgen. Von all den anderen Krisenherden ganz zu schweigen. Anscheinend ist das Krieg führen im 21. Jahrhundert eine nachahmenswerte Tätigkeit geworden.

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