Von: mk
Bozen – Europa ist von der zweiten Corona-Welle praktisch überrollt worden. Auch Südtirol wurde nicht verschont. Weil die Zahl der Neuinfektionen seit Herbstbeginn bei uns besonders drastisch angestiegen ist, kam die Landesregierung unter Zugzwang. Ganz nachvollziehbar war das Vorgehen jedoch nicht immer.
Zuerst bestand Südtirol auf seinen eigenen Weg. Als Rom drohte – offen mit Klagen und indirekt mit dem Verwehren von Beiträgen -, schwenkte man auf den staatlichen Kurs um.
Für Gastlokale waren zunächst längere Öffnungszeiten erlaubt, dann nur bis 18.00 Uhr, um letztendlich doch wieder zugesperrt zu werden. Nach dem Aufschrei von Verbänden durften die Lokale und auch mehr Geschäfte plötzlich wieder öffnen, bis Südtirol zur roten Zone erklärt wurde. Nun stehen wir vor dem zweiten Lockdown.
Corona-Leugner, Maskenverweiger und Verschwörungstheoretiker machen bestimmt nicht die Mehrheit in Südtirol aus. Der überwiegende Teil der Bevölkerung versteht, dass wir uns in einer historischen Ausnahmesituation befinden und dass auch bittere Entscheidungen nötig sind.
Mit diesem Walzer an Verordnungen, diesem Hin und Her, diesem Vorpreschen und Zurückrudern hat man allerdings wertvolles Vertrauen verspielt. Ein klarer, aber schmerzhafter Schritt zu einem früheren Zeitpunkt wäre vermutlich hilfreicher und auch überzeugender gewesen.