Von: luk
Meran – Im Rahmen der „Dialoge Meran“ berichtete der Autor Jürgen Todenhöfer am 17. Januar im bis auf den letzten Platz besetzten Stadttheater Meran im Gespräch mit Eberhard Daum aus seinen jahrzehntelangen Erfahrungen auf den Kriegsschauplätzen des Nahen Ostens und beleuchtete das Phänomen „Islamischer Staat“ in seiner ganzen tragischen Reichweite. Außerdem las Todenhöfer Auszüge aus seinem vor kurzem erschienenen und bereits heftig diskutierten Buch „Die große Heuchelei: Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“.
Jürgen Todenhöfer gilt als einer der besten Kenner des „Islamischen Staates“. Er hat sich intensiv mit dem Phänomen auseinandergesetzt und war zehn Tage lang als erster westlicher Publizist in Begleitung schwer bewaffneter Jihadisten im IS unterwegs, um die „gefährlichsten Terroristen der Welt“, wie er sie nennt, hautnah zu erleben, ihren Alltag und ihre Motive unmittelbar kennenzulernen. Ein gefährliches Unternehmen mit ungewissem Ausgang. Doch für Jürgen Todenhöfer die einzige authentische Möglichkeit, um das IS-Phänomen zu verstehen.
“Der Westen”, sagt Todenhöfer, “unterschätzt nach wie vor die Gefahr, die der IS für den Mittleren Osten und für den Frieden in der Welt darstellt, und hat noch immer keine überzeugende politische Strategie.”
Im Herbst des Jahres 2019 ging die Meldung durch die Medien, dass der Islamische Staat geschlagen ist und sein berühmter Anführer Abu Bakr al-Baghdadi offiziell tot. “Doch ist dem wirklich so? Seitdem die Türkei an ihrer Südgrenze zu Syrien einen sogenannten Sicherheitsstreifen eingerichtet und die Kurden von dort ausgesiedelt hat, weiß niemand so genau, wie viele IS-Kämpfer aus den von Kurden bewachten Gefängnissen und Lagern fliehen konnten. Und was ist mit den vielen europäischen IS-Kämpfern, die sich wieder auf den Weg in ihre Heimatländer machen?”