Ethnische Trennung für Zeller kein Thema mehr, aber...

Die Trikolore war dann doch zu viel – VIDEO

Montag, 19. Mai 2025 | 16:46 Uhr

Von: mk

Meran – Nach 15 Jahren kehrt das Bürgermeisteramt in Meran zurück zur deutschen Sprachgruppe. Die 32-jährige Anwältin Katharina Zeller, die für die Südtiroler Volkspartei (SVP) ins Rennen ging, setzte sich bei der Stichwahl durch und zeigte sich über das Ergebnis hocherfreut. Bereits im ersten Wahlgang hatte sie die Unterstützung der italienischen Bürgerliste “Mutiges Meran – Merano coraggiosa” erhalten und sich somit als Bürckenbauerin zwischen den Sprachgruppen erwiesen.

“Ich hoffe wirklich, dass die ethnische Teilung in Meran kein Thema mehr ist, und das Wahlergebnis scheint uns Recht zu geben. Die Überwindung dieser Barrieren ist nur gut für die Stadt”, erklärte die strahlende Wahlsiegerin Katharina Zeller. Sie betonte, dass sie im Wahlkampf von vielen italienischsprachigen Bürgern angesprochen worden sei, was die parteiübergreifende Unterstützung ihres Projekts unterstreiche.

“Wir sind sehr glücklich, dass die Wähler unser Projekt angenommen haben”, so Zeller weiter. “Wir machen uns sofort an die Arbeit, bereits morgen beginnen wir mit den Konsultationen. Zuerst werden wir mit allen im Gemeinderat vertretenen Kräften sprechen. Ziel ist es, so schnell wie möglich eine Stadtregierung zu bilden, um die wichtigsten Projekte für unsere Stadt voranzutreiben.”

Bezüglich potenzieller Koalitionspartner verwies die scheidende Vizebürgermeisterin auf die gute Zusammenarbeit mit Nerio Zaccaria von der Liste “Alleanza per Merano”. Dieser hatte jedoch im Wahlkampf den bisherigen Bürgermeister Dario Dal Medico zusammen mit zwei weiteren Bürgerlisten unterstützt, schreibt die Nachrichtenagentur Ansa.

Video sorgt für Aufsehen

Für Aufsehen sorgte Zeller unterdessen bei der offiziellen Amtsübergabe. Als der scheidenden Bürgermeister Dario Dal Medico ihr die Trikolore um die Schulter legt, zögert die neue Bürgermeisterin kurz. Anschließend legt sie die Schleife wieder ab und hält stattdessen den Schlüssel der Stadt Meran in die Höhe. Das Video, das der Corriere della Sera auf Facebook veröffentlicht hat, sorgte allem bei Italienern für Empörung.

Spagnolli: “Ein Fehler, aber keine Respektlosigkeit”

Der PD-Senator und ehemalige Langzeitbürgermeister in Bozen Luigi Spagnolli hat sich in der Angelegenheit zu Wort gemeldet und versucht, die Wogen zu glätten. “Ich glaube, dass Katharina Zeller etwas im Sinn hatte, das nichts mit der Trikolore zu tun hatte. Sie hat unbedacht gehandelt und war sich einfach nicht bewusst, dass sie damit legitime Empfindlichkeiten verletzen würde”, erklärte Spagnolli.

Der Senator erinnerte daran, dass SVP-Bürgermeister traditionell den Schlüssel mit dem Gemeindewappen als Amtssymbol bevorzugen. Sie seien daher nicht so sehr an die Trikolore gewöhnt, so Spagnolli.

Spagnolli, der vor genau 15 Jahren, am 19. Mai 2010, sein Amt als Bozner Bürgermeister antrat, bezeichnete den Vorfall als “Fehler”, schloss jedoch eine absichtliche Respektlosigkeit gegenüber der italienischen Trikolore aus. “Wenn man Bürgermeister wird, häufen sich eine Vielzahl von Gedanken im Kopf an, und es kann passieren, dass man etwas falsch macht”, sagte er.

Wie Spagnolli erklärt, habe er sich als Bürgermeister eine klare Regel gegeben. “Bei Veranstaltungen, bei denen ich die offizielle Funktion des Bürgermeisters als Vertreter der Regierung ausübte, wie etwa bei Zeremonien, offizielle Treffen usw., trug ich  immer die Trikolore, bei Festen in den Gemeinden, bei denen ich die Stadt Bozen, aber nicht den Staat vertrat, das Medaillon und in allen Zweifelsfällen beides. Ich erinnere mich nicht an Polemiken”, schloss Spagnolli.

Gratulation auch von den Freiheitlichen

Unterdessen gratulieren der neuen Bürgermeisterin von Meran auch die Freiheitlichen. „Wir hoffen auf einen politischen Stil, der zuhört, handelt und die Bürgerinnen und Bürger von Meran wieder in den Mittelpunkt stellt“, schreibt Obmann Roland Stauder in einer Medienaussendung. Viele Bürger würden ihre Hoffnung auf klare Maßnahmen in den Bereichen Sauberkeit, Drogenbekämpfung, Sicherheit und Transparenz bei Großprojekten legen.

Bezirk: Burggrafenamt

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