Ein Kommentar

DNA, da war doch was!

Dienstag, 03. September 2019 | 10:08 Uhr

Bozen – Anlässlich des Geburtstags von Ettore Tolomei am 16. August haben die Schützen mit einer provokanten Aktion für Aufsehen gesorgt. Die deutschen Namen auf rund 600 Ortsschildern wurden zwölf Stunden lang mit dem Kürzel überklebt, um an die Italianisierung Südtirols zu erinnern. Doch wie geht es weiter?

„DNA seit 97J (deutsch nicht amtlich seit 97 Jahren)“ lautete das Kürzel auf den Klebebändern. Das Medienecho war gewaltig und auch nationale Medien wurden hellhörig.

Schützenbund

Nun zwei Wochen später, fast schneller als man Sommerloch sagen kann, hört man nichts mehr – als sei alles Schall und Rauch gewesen.

Auch rechte italienische Parteien, die wie üblich getobt haben, scheinen die Sache nicht weiter zu verfolgen. Doch gerade deren Geschrei lässt vermuten: Man hat den Finger auf eine offene Wunde gelegt.

Die Ortsnamengebung beruht in Südtirol immer noch auf den faschistischen Dekreten des Jahres 1922 und großteils auf den Namenserfindungen Ettore Tolomeis. Die gewachsenen Ortsnamen sind dagegen nur inoffiziell geduldet und die Gemeinden dürfen auch nicht selbst ihre Ortsnamen regeln.

Die derzeitige Situation in Sachen Toponomastik ist einer Autonomie und eines Staates, der den Minderheitenschutz ernstnehmen will, einfach nicht würdig. Insofern sind Aktionen wie „DNA seit 97J“ als Mahnruf gar nicht mal so schlecht.

Man mag zu den Schützen stehen, wie man will und vielleicht sind sie in ihren Forderungen zu extrem. Doch die Ortsnamensfrage gehört geregelt. Gerne auch nach der Sommerpause.

Von: mk

Bezirk: Bozen