Ein Kommentar

Es geht um das Wohl aller Kinder

Dienstag, 01. Oktober 2024 | 00:51 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Klasse an der Goetheschule in Bozen für Kinder, die kein Deutsch sprechen, hat viel Staub aufgewirbelt. Dabei ist das Problem allseits bekannt: Weil zunehmend Kinder aus italienischsprachigen Familien und aus Familien mit Migrationshintergrund in deutsche Schulen eingeschrieben werden, beherrscht in manchen Klassen die Mehrheit der Schüler die deutsche Sprache nicht oder nur unzureichend.

Nicht nur Bozen ist davon betroffen, sondern auch in anderen Gemeinden gibt es Brennpunktschulen. Während Politik und Schulamt auf Studien und Ergebnisse der Lernstandserhebungen verweisen, wonach deutschsprachige Kinder der Bozner Schulen keine schwächeren Leistungen als jene in anderen Schulen erzielen, erleben betroffene Lehrkräfte und Direktoren den Schulalltag anders: Unterricht, wie er sein sollte, ist demnach kaum möglich.

Entweder man bringt einem Teil der Schüler eine für sie neue Sprache bei oder man vermittelt Unterrichtsstoff, den diese Schüler nicht verstehen. Beides gleichzeitig geht nicht.

Eine mögliche Lösung wäre keine „Sonderklasse“, wie die Politik den Vorstoß an der Goethe-Schule bezeichnet hat, sondern eine „Förderklasse“, wie sie dort tatsächlich auch geplant war. Dabei stand von vorne herein fest: Der Unterricht in musischen Fächern und in Turnen erfolgt gemeinsam. Auch auf dem Pausenhof sollten Begegnungen zwischen Schülern unterschiedlicher Muttersprache ermöglicht werden.

Kernfächer sollten unterdessen nur so lange wie nötig getrennt unterrichtet werden. Beherrschen Kinder die deutsche Sprache ausreichend, wäre ein Wechsel – je nach Kenntnisstand – in der zweiten oder dritten Klasse möglich. Dadurch wird die Schule auch ihrer Aufgabe gerecht, Kindern unterschiedlicher Lebenslagen und Vorerfahrungen als eine „Gemeinschaft der Verschiedenen“ den Erwerb von Wissen und die Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen.

Ziel ist es nicht, Kinder auszugrenzen, sondern es geht um das Wohl aller Kinder. Warme Wort und Sonntagsreden, wie sie von Politik und Schulamt bislang kamen, werden allerdings nicht viel helfen.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 10 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen