Von: mho
Berlin – Analysten zufolge scheint das bezeichnende EU-Wahlergebnis in Deutschland zu guten Teilen auf den Meinungs-Effekt eines so genannten Influencers zurückzuführen sein, der gerade die jüngeren Wähler am Sonntag zu den Urnen bewog. „Wählt nicht die CDU/CSU, wählt nicht die SPD“, skandierte Deutschlands mittlerweile bekanntester YouTuber mit dem Nicknamen “Rezo” wenige Tage vor der Europawahl in einem seiner millionenfach geklickten Videos.
Die historische Pleite der beiden Großparteien zeigt, dass seine Community dieser Forderung offenbar gefolgt ist. Laut einem Bericht der ARD landete die CDU bei den 18- bis 24-jährigen Wählern nur noch elf Prozent der Stimmen, die SPD gar schwache acht Prozent.
“Die Zerstörung der CDU” blieb ohne Antwort
Mit einem knapp einstündigen Video, das den Titel „Die Zerstörung der CDU“ trägt, dominierte der ansonsten vor allem für lockere Unterhaltung stehende YouTuber die politischen Debatte in der Woche vor dem Wahlsonntag. Bis dahin klickten den Film immerhin rund elfeinhalb Millionen Nutzer an.
Die Christdemkratische Union von Angela Merkel musste am Sonntag einräumen, keine Antwort auf die gut recherchierte Kritik des YouTubers an jahrelanger CDU/CSU-Regierung gefunden zu haben. „Ja, auch wir haben bei dieser Wahlkampagne Fehler gemacht, auch das muss gesagt werden“, räumte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer ein, freilich ohne den Namen Rezo zu sagen.
Klimapolitik in Deutschland dominierendes Thema
Rezo prangert in seinem Video unter anderem soziale Ungerechtigkeiten, aber vor allem eine zerstörende Klimapolitik durch die Regierungsparteien an, welche die Zukunft von jungen Menschen aufs Spiel setzen würde – diese Botschaft traf genau den Nerv vieler Jungwähler, welche durch die Schülerstreiks des Aktionsbündnis Fridays for Future in den letzten Monaten eine Re-Politisierung erfahren haben.
Waren dem ARD-Bericht zufolge der Klima- und Umweltschutz klar das wichtigste Thema der EU-Wahl in Deutschland, scheint die Jugend den regierenden Großparteien CDU/CSU und SPD aber keine Kompetenz mehr zuzutrauen, diese schwierigen Probleme zu lösen. Vielmehr gewannen bei den 18- bis 29-Jährigen die Grünen mit 29 Prozent die klare Zustimmung der jungen Deutschen, mit fast doppelt so vielen Stimmen wie die CDU/CSU.