Von: mk
Bozen/Wien – Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind in ganz Europa spürbar, einerseits durch den steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung und Pflegeleistungen, andererseits durch den Mangel an Pflegekräften und Fachärzten.
Die nachhaltige Sicherung des Medizinstudiums in Österreich für Südtiroler Studierende und die Beteiligung Südtirols an der in Planung befindlichen Medical School Tirol, vor allem aber die Fragen, wie eine grenzüberschreitende Facharztausbildung erneut möglich sein kann, standen im Mittelpunkt der Gespräche, die Sozial- und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker heute Nachmittag in Wien führte. Erst traf sie mit der österreichischen Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Beate Hartinger-Klein und ihrem Sektionschef Gerhard Aigner zusammen, gemeinsam mit der Spitze der Österreichischen Ärztekammer. Begleitet wurde Stocker von Ressortdirektor Michael Mayr und der Direktorin des Landesamtes für Gesundheitsordnung, Veronika Rabensteiner sowie von Präsidentin Monica Oberrauch und dem Sekretär der Südtiroler Ärztekammer Michael Engl. Am Treffen nahm auch der Leiter der Südtirolabteilung des Außenministeriums und profunden Kenner der Materie Thomas Wunderbaldinger teil.
“Über Jahrzehnte machte es die gute Zusammenarbeit mit der Österreichischen Ärztekammer und mit der Ärztekammer Tirol möglich, dass junge Mediziner ihre Facharztausbildung zum Teil auch in unseren Krankenhäusern machen konnten“, erklärt Stocker. Das Modell habe nicht nur eine praxisnahe Ausbildung ermöglicht, sondern auch die Verbindung der jungen Ärzte zu Südtirol gestärkt. Das italienische Gesundheitsministerium erkannte den österreichischen Facharzttitel schließlich an – bis zum Jahr 2013. “Seither ist es nicht mehr möglich, Fachärzte in den Südtiroler Krankenhäusern nach österreichischem Modell auszubilden“, sagt Stocker. Ein Teil des Fachärztemangels in Südtirol sei auch darauf zurückzuführen, erklärt sie.
Inzwischen sei es gelungen, sicherzustellen, dass Italien die Ausbildungen nach österreichischer Ordnung wieder anerkennt, Ende September 2017 seien zudem insgesamt 73 Abteilungen und Dienste des Südtiroler Sanitätsbetriebes für die Facharztausbildung beim Gesundheitsministerium in Rom akkreditiert worden. Dies hatte die Österreichische Ärztekammer gefordert. “Heute ging es darum, noch einmal zu zeigen, wie wichtig diese Zusammenarbeit für Südtirol ist“, sagte Stocker. Das Ziel sei es, den jungen Ärzten die Sicherheit zu geben, dass ihre grenzüberschreitende Facharztausbildung anerkannt wird – ganz im Sinne der europäischen Bildungsfreiheit, wie Stocker betonte.
“Gemeinsam mit Bundesministerin Beate Hartinger-Klein und den Vertretern der Ärztekammern Österreich und Südtirol haben wir sehr konstruktiv einen wichtigen weiteren Schritt gesetzt, der nun zu einigen inhaltlichen Punkten vertieft wird. Allen Beteiligten gilt mein aufrichtiger Dank für den lösungsorientierten Ansatz in der Planung der nächsten Schritte,” erklärte Stocker sichtlich zufrieden über das positive Ergebnis der Wienreise.
Da Hartinger-Klein auch für die Arbeits- und Sozialagenden zuständig ist, wurden am Rande des Gesprächs auch die Strategien zur Bewältigung des steigenden Pflegebedarfs – inklusive der Qualifizierung von Hauspflegekräften – und Maßnahmen zur Inklusion in den Arbeitsmarkt von Menschen mit Behinderung sowie von Menschen mit Migrationshintergrund angesprochen.