25. November Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen

„Gewalt gegen Frauen auch im beruflichen Umfeld entgegenwirken”

Donnerstag, 23. November 2023 | 12:18 Uhr

Von: mk

Bozen – Jedes Jahr am 25. November wird der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen begangen. Dieser wurde im Jahr 1999 von den Vereinten Nationen ausgerufen, um an die Mirabal-Schwestern zu erinnern, die 1960 in der Dominikanischen Republik brutal ermordet wurden, weil sie als Widerstandskämpferinnen angesehen worden waren. Das Datum markiert zudem den Beginn der 16 Aktionstage gegen geschlechtsspezifische Gewalt, eine 1991 vom Women’s Global Leadership Institute ins Leben gerufene internationale Kampagne. Während diesem Zeitraum werden auf den Social-Media-Kanälen der Gleichstellungsrätin verschiedene Beiträge zum Thema veröffentlicht, darunter Definitionen, gesetzliche Bestimmungen, Inhalte aus den Beratungen der Gleichstellungsrätin, Daten und Anlaufstellen vor Ort, an die Betroffene sich wenden können.

Ziel der Initiative, die am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, endet, ist es, das Bewusstsein für Diskriminierung und Gewalt in der Arbeitswelt zu erhöhen und zu schärfen und für das Phänomen zu sensibilisieren. „Wenn wir uns mit dem Thema Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz befassen, können wir keinen Raum für Subjektivität lassen. Die Gesetzgebung in diesem Bereich ist klar und lässt keinen Interpretationsspielraum zu”, unterstreicht Gleichstellungsrätin Michela Morandini. „Diese Aktionstage sind eine Gelegenheit, Informationen zu verbreiten und zu einem kulturellen Wandel aufzurufen, der Gewalt gegen Frauen – auch im beruflichen Umfeld – entgegenwirkt.”

Die 16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen werden auch von der UNO unterstützt, und zwar mit der Kampagne UNiTE. Diese legt heuer den Schwerpunkt auf Investitionen in die Prävention von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Dabei steht die Farbe Orange in diesem Jahr erneut als Symbol für eine Zukunft frei von Gewalt gegen Frauen und Mädchen und wird genutzt, um weltweit auf Initiativen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.

Die Formen der Gewalt gegen Frauen sind vielfältig und oft miteinander verbunden. Laut ASTAT-Daten von 2022 steht psychologische Gewalt an erster Stelle, gefolgt von physischer und ökonomischer Gewalt. „Und die Frauen in der Arbeitswelt bleiben nicht von Gewalt, Belästigungen und Diskriminierungen verschont; diese können direkt, indirekt, intersektionell oder strukturell sein“, erklärt Morandini. „Laut den europäischen EIGE-Daten von 2021 haben etwa ein Drittel der Frauen, die sexuelle Belästigung in der EU erlebt haben, diese am Arbeitsplatz erfahren. Auf nationaler Ebene haben den jüngsten ISTAT-Daten zufolge 1.404.000 Frauen im Laufe ihrer beruflichen Laufbahn physische Belästigungen oder sexuelle Erpressungen am Arbeitsplatz erlebt.“

Die Gleichstellungsrätin betont, dass Gewalt am Arbeitsplatz erhebliche negative Auswirkungen auf individueller Ebene hat, die physische und psychische Gesundheit beeinträchtigt und alle Aspekte des Lebens beeinflusst, von der persönlichen Sphäre bis hin zu den beruflichen Entwicklungsperspektiven. „Es ist besorgniserregend“, so Morandini, „dass nur wenige Frauen in der Lage sind, solche Erfahrungen offen zu teilen, und noch weniger die Kraft haben, sie zu melden“.

Südtiroler Monitoringausschuss gegen Gewalt an Mädchen und Frauen mit Behinderungen
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Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, der 1999 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen wurde und jedes Jahr am 25. November begangen wird, ist auch eine Gelegenheit, um sich klar gegen Gewalt an Frauen und Mädchen mit Behinderungen auszusprechen.

Aus diesem Grund wird sich auch der Südtiroler Monitoringausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen an der 16-tägigen internationalen Kampagne gegen geschlechtsspezifische Gewalt beteiligen, die 1991 vom Women’s Global Leadership Institute ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, ein wichtiges Zeichen gegen Gewalt an Frauen mit Behinderungen zu setzen. Denn diese ist noch immer ein Tabuthema. Durch verschiedene Beiträge in den sozialen Medien des Ausschusses soll das gesellschaftliche Bewusstsein für diese Problematik geschärft werden. Dazu werden Videos, Fotos, Texte, Zahlen und Fakten geteilt, um über Gewalt an Frauen mit Behinderungen zu informieren und für die Thematik zu sensibilisieren. Hervorgehoben wird dabei die Farbe Orange als leuchtende und optimistische Farbe, die von den Vereinten Nationen für die Kampagne UNiTE zur Unterstützung der 16 Aktionstage als Zeichen für eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen und Mädchen ausgewählt wurde. Die Initiative legt heuer ihren Fokus auf die Bedeutung von Investitionen in Präventionsmaßnahmen gegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind gemäß Artikel 6 der UN-Behindertenrechtskonvention täglich mehrfachen Diskriminierungen ausgesetzt. Laut dem European Disability Forum (Stand 2021) erfahren Frauen mit Behinderungen nicht nur häufiger Gewalt als Frauen ohne Behinderungen, sondern treffen zudem auf zusätzliche Hindernisse, wenn es darum geht, Anzeige zu erstatten, Zugang zur Justiz zu erhalten und Unterstützungsmaßnahmen und Anordnungen zum Schutz vor Missbrauch und Gewalt in Anspruch zu nehmen. Zudem zeigen die Daten der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) aus dem Jahr 2014, dass 34 Prozent der Frauen mit Behinderungen oder mit gesundheitlichen Problemen körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner erlebt haben, im Vergleich zu 19 Prozent der Frauen ohne Behinderungen. Darüber hinaus haben 61 Prozent der Frauen mit gesundheitlichen Problemen oder Behinderungen in ihrem Leben sexuelle Belästigung erlebt, im Vergleich zu 54 Prozent der Frauen ohne Behinderungen.

„Mit dieser Kampagne machen wir auf ein Tabu aufmerksam – wir sprechen über Gewalt und sexuelle Gewalt an Frauen mit Behinderungen“, sagt Michela Morandini, Vorsitzende des Südtiroler Monitoringausschusses. „Gleichzeitig fordern wir dazu auf, dem erhöhten Risiko und den Hindernissen, auf die Frauen mit Behinderungen treffen, die sexuelle Gewalt erlebt haben, Rechnung zu tragen und gezielte Hilfsangebote zu geben.“

Bezirk: Bozen