Sich stark vermehrende russische Wölfe wandern nach Finnland – VIDEO

Grausam: Finnische Rentiere werden Opfer des Ukraine-Kriegs

Montag, 29. Dezember 2025 | 07:52 Uhr

Von: ka

Kuusamo (FIN) – Wie Tierschützer und Wildtierforscher betonen, hat der russisch-ukrainische Krieg tiefgreifende Auswirkungen auf die Tierwelt. Für finnische Rentierzüchter und alle, die vom Rentiertourismus leben, sorgen diese jedoch für schiere Verzweiflung. Grund dafür ist der Heißhunger der Wölfe, die besonders in den nördlichen, waldreichen Gebieten des Landes immer häufiger anzutreffen sind. Während die finnischen Wölfe im Durchschnitt jahrelang „nur” einige hundert Rentiere gerissen hatten, stieg die Zahl der Risse nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sprunghaft an.

Allein im Jahr 2025 töteten Wölfe in Finnland etwa 1.950 Rentiere, was einer Steigerung von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Wie Rentierzüchter gegenüber CNN berichten, fürchten sie mittlerweile um ihre Existenz. Laut Wildtierforschern sind die stark ansteigenden Wolfsrisse vor allem auf aus Russland einwandernde Wölfe zurückzuführen, die die finnische Wolfspopulation stark vergrößern. Der Grund, warum sich die russischen Wölfe stark vermehren und zu wandern beginnen, hängt direkt mit dem Krieg in der Ukraine zusammen.

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Die finnischen Rentierzüchter sind verzweifelt. Seit Jahresbeginn wurden in Finnland mehr als 2.000 Wolfsangriffe auf Rentiere gemeldet. Dies ist die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2013, als es lediglich 539 solcher Angriffe gab. Allein im Jahr 2025 töteten Wölfe schätzungsweise 1.950 Rentiere, was einer Steigerung von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Das finnische Ministerium für Landwirtschaft und Forsten hat errechnet, dass ein Rentierhalter im Durchschnitt einen Verlust von 1.572 Euro erleidet, wenn eines seiner Tiere getötet wird. Die Züchter beklagen, dass sie viel Zeit damit verbringen müssen, Entschädigungen von der Regierung zu fordern, die ihrer Meinung nach nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. „Es gibt so viele Wölfe, dass sie hier die gesamte Wirtschaft bedrohen. Sie sind sehr hungrig und töten einfach, sie töten und töten“, sagt Juha Kujala, dessen Familie seit über 400 Jahren in Kuusamo im Norden Finnlands Rentierhaltung betreibt.

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„Wenn wir jetzt nichts unternehmen, wird es in wenigen Jahren in ganzen Gebieten keine Rentiere mehr geben. Das wäre sehr traurig, denn die Rentierzucht ist das älteste Gewerbe Finnlands“, blickt Kujala wenig optimistisch in die Zukunft.

Die Rentierzucht ist tief in der finnischen Kultur verankert und auch für den Tourismus von großer Bedeutung. Lappland, die nördlichste Region Finnlands, gilt als die offizielle Heimat des Weihnachtsmanns. Hunderttausende von Rentieren, die in der Gegend umherstreifen, ziehen Touristen an.

Finnische Rentierhalter bringen die Rekordzahl an Wolfsangriffen mit dem Krieg in der Ukraine in Verbindung. Nachdem russische Jäger an die Front einberufen wurden, schwächte sich auf der russischen Seite der finnisch-russischen Grenze die Kontrolle über die Raubtierpopulation ab. Das führte dazu, dass sich die russischen Wölfe stark vermehrten. In der Folge überschritten viele Rudel und Einzelwölfe die mehr als 1.300 Kilometer lange Grenze und begannen, in Finnland ihr „Glück” zu suchen.

„Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich die Lage zunehmend verschlechtert. Immer mehr Wölfe kommen von der russischen Seite. Die Russen sind in den Krieg gezogen und jagen keine Wölfe mehr“, erklärt Kujala und zeigt auf die nur 40 Kilometer entfernte russische Grenze.

Laut CNN passt die Darstellung, Russland für die Probleme des Landes verantwortlich zu machen, gut zur allgemeinen antirussischen Stimmung unter den Finnen. Seit Kriegsbeginn bereiten sie sich auf einen möglichen zukünftigen Konflikt mit ihrem Nachbarn vor. Die Vermutung der Züchter wird von Wissenschaftlern der Wildtierforschung gestützt.

In den letzten zehn Jahren hat das Finnische Institut für natürliche Ressourcen Tausende von Wolfsproben analysiert, die häufig aus Kot- oder Urinproben aus dem ganzen Land gewonnen wurden. Das Institut stellte kürzlich einen starken Anstieg von Wölfen mit DNA-Markern fest, die in Finnland zuvor unbekannt waren. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass diese Raubtiere höchstwahrscheinlich aus Russland eingewandert sind. Statistiken des Instituts bestätigen einen starken Anstieg der Wolfspopulation in Finnland in den letzten Jahren. Während im Frühjahr 2024 noch etwa 295 Wölfe gezählt wurden, sind es heute etwa 430 – die höchste Zahl seit einem Jahrzehnt.

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„Ich halte die Darstellung der Rentierhirten für durchaus realistisch. Der wichtigste Hinweis darauf ist, dass die Wolfsjagd in Russland zurückgegangen ist. Vor dem Krieg in der Ukraine wurden Wölfe in Russland sehr intensiv bejagt, denn der russische Staat zahlte eine hohe Prämie für jeden erlegten Wolf“, sagt Katja Holmala, leitende Forscherin und Leiterin der Analyse von Wolfs-DNA-Proben.

John Helin, Experte bei der Black Bird Group, der sich auf die Beobachtung des Krieges in der Ukraine und die Bemühungen Russlands zur Unterstützung dieses Krieges im eigenen Land spezialisiert hat, stimmt dem zu. Er verweist auf erhebliche finanzielle Anreize für russische Männer, die bereit sind, sich der Armee anzuschließen, sowie auf einen allgemeinen Rückgang der Arbeitslosenquote in Russland. Die Forscher merken jedoch an, dass sich diese Theorie aufgrund des undurchsichtigen russischen Aufzeichnungssystems noch nicht beweisen lässt. Die Zahl der männlichen Jäger in Russland ist hingegen eindeutig zurückgegangen.

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Obwohl Wölfe in Finnland nach wie vor als vom Aussterben bedroht eingestuft werden, hat die Regierung im vergangenen Monat die Wolfsjagd genehmigt. Naturschützer äußerten sich besorgt, doch das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten erkennt die Notwendigkeit einer Populationskontrolle an. „Diejenigen, die es für falsch halten, Wölfe zu töten, sollten einmal hierherkommen. Sie sollten unser Leben leben und den Schmerz spüren, den wir empfinden, wenn wir eines unserer Rentiere verlieren”, sagt Juha Kujala. Er hofft, seine Rentierzucht eines Tages an seine vier Söhne übergeben zu können.

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In Gebieten, in denen Rentierzucht betrieben wird, wurden bereits spezielle Jagdscheine ausgestellt. Die Hirten begeben sich oft mit Jagdhunden und Gewehren auf die Suche nach Wolfsspuren im Schnee. Viele Züchter sind jedoch der Meinung, dass nur ein baldiges Ende des Krieges und die damit verbundene Rückkehr der russischen Jäger zur Wolfjagd die Wolfspopulation verringern könne. Zu ihnen gehört auch Juha Kujala.

Er hofft, dass die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump nach fast vier Jahren Krieg Frieden in die Ukraine bringen werden. „Ich hoffe wirklich, dass der Krieg endet“, sagt er. „Wenn Sie mich hören können, Herr Trump: Tun Sie alles. Tun Sie mehr, als Sie bisher getan haben. Versuchen Sie, diesen Krieg zu beenden. Beenden Sie den Krieg.“

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Auch in den finnischen Wäldern ist der Krieg angekommen. Während immer mehr finnische Männer für den militärischen Ernstfall üben, reißen „russische” Wölfe immer häufiger finnische Rentiere. Könnten Südtiroler Jäger helfen?

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