Die Emotionen kochen hoch

Hamas-Behörde: 200 Patienten aus Klinik in Gaza evakuiert

Montag, 20. November 2023 | 23:13 Uhr

Das von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat die Evakuierung von rund 200 Patienten aus einem angegriffenen Krankenhaus gemeldet. Die Evakuierung aus dem indonesischen Krankenhaus in Jabalija im Norden des Gazastreifens sei mit Hilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erfolgt, sagte ein Ministeriumssprecher am Montagabend. Beim Beschuss der Klinik waren zuvor laut Hamas zwölf Menschen getötet worden.

Die Evakuierten seien mit Bussen in das Nasser-Krankenhaus in Khan Junis im Süden des Gazastreifens gebracht worden. Ein AFP-Reporter in der Stadt sah zwei Busse, die am Nasser-Krankenhaus in Begleitung des Roten Kreuzes ankamen.

Den Hamas-Angaben zufolge befinden sich noch 400 Patienten in der indonesischen Klinik. Es werde mit dem IKRK an deren Evakuierung gearbeitet, sagte der Sprecher weiter. Zudem befänden sich rund 2.000 Vertriebe in der Klinik und um sie herum. Die israelische Armee belagere das Krankenhaus.

Ein unbestätigter Medienbericht, wonach am Montag eine Kampfpause zur Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas beginnen sollte, bestätigte sich bis zum Abend nicht. US-Präsident Joe Biden geht aber davon aus, dass eine Einigung zur Befreiung vieler Geiseln in Reichweite sein könnte. Auf die Frage eines Journalisten, ob ein solcher Deal absehbar sei, sagte Biden am Montag in Washington: “Ich glaube schon.” Vermittler Katar hatte am Sonntag von Fortschritten in den Gesprächen mit der Hamas und Israel zu einer solchen Vereinbarung berichtet.

Israel wirft der Terrororganisation Hamas vor, Krankenhäuser im Gazastreifen für militärische Zwecke zu nutzen. Nach Angaben der Armee soll auch das indonesische Krankenhaus von “Terror-Infrastruktur” umgeben sein. Die Klinik sei etwa auf einem Tunnelsystem der Hamas gebaut worden. Unabhängig waren auch diese Angaben zunächst nicht zu überprüfen. Die Vorwürfe schürten jedoch Sorgen vor einem möglichen Einsatz in dem Krankenhaus-Komplex.

Unterdessen kamen 28 der evakuierten Frühgeborenen aus dem umkämpften Shifa-Krankenhaus in Gaza zur Behandlung in Ägypten an. Einige befinden sich der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge aber in Lebensgefahr. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira zeigte Babys in Brutkästen, die am Grenzübergang Rafah an ägyptische Krankenwagen übergeben wurden. Der Palästinensische Rote Halbmond bestätigte den Transfer.

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen sind nach einem israelischen Luftangriff in der Stadt Khan Junis mindestens 70 Tote gezählt worden. Dutzende Patienten, darunter viele Kinder und Jugendliche, hätten im Nasser-Krankenhaus am Sonntag wegen schwerer Brandwunden behandelt werden müssen, erklärte die Hilfsorganisation unter Berufung auf ihre Mitarbeiter in der Klinik.

Die israelische Armee veröffentlichte zunächst keine Mitteilung zu den Berichten über Angriffe im Süden des Gazastreifens. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Galant hatte am Samstag angekündigt, die Angriffe im Gazastreifen würden in Kürze auf den Süden ausgeweitet.

Extremistische Palästinenser im Gazastreifen feuerten indes erneut Raketen auf Israel ab. Es sei mehrfach Raketenalarm ausgelöst worden, auch in der Küstenmetropole Tel Aviv, teilte die Armee am Montag mit. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf die Polizei, am frühen Abend sei in der Stadt Kholon bei Tel Aviv Raketensplitter gelandet. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Die Hamas übernahm die Verantwortung für den Beschuss.

Aus dem Libanon wurden nach Angaben der israelischen Armee am Montag rund 25 Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehrere Ziele im nördlichen Nachbarland an. Die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah bestätigte Angriffe in Israel und registrierte nach eigenen Aussagen mehrere Treffer.

Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübten. Auf israelischer Seite wurden mehr als 1.200 Menschen getötet und rund 240 Geiseln, darunter auch aus Deutschland, nach Gaza verschleppt.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffe, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas mehr als 13.300 Menschen getötet.

Von: APA/dpa