Wahlkampf-Endspurt der Demokratin an symbolträchtigem Ort

Harris warnt vor Tyrann Trump und will “Drama” beenden

Mittwoch, 30. Oktober 2024 | 04:34 Uhr

Von: APA/dpa

Im Endspurt des US-Wahlkampfs hat die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zum Ende von Chaos, Spaltung und Drama unter Donald Trump aufgerufen. “Es handelt sich um einen labilen, von Rachegelüsten besessenen Menschen, der von Missgunst zerfressen und auf unkontrollierte Macht aus ist”, sagte Harris bei einer Großkundgebung beim Weißen Haus in Washington. Dort hatte Trump 2021 seine Anhänger vor dem Sturm auf das US-Kapitol mit einer Rede aufgewiegelt.

Harris nutzte den Auftritt vor zahlreichen Anhängern – laut den Veranstaltern waren es 75.000 – an dem symbolträchtigen Ort, um wenige Tage vor der Wahl zum Zusammenhalt im Land aufzurufen und vor einer weiteren Trump-Präsidentschaft zu warnen. Ihren Kontrahenten umschrieb sie als “Tyrannen” und “Möchtegern-Diktator”.

Trump hatte seine Unterstützer an gleicher Stelle am 6. Jänner 2021 mit der unbelegten Behauptung angestachelt, die Demokraten hätten ihn bei der Präsidentenwahl 2020 durch Betrug um einen Sieg gebracht. Ein gewalttätiger Mob zog daraufhin zum nahe gelegenen Kapitolshügel und stürmte das Parlamentsgebäude. Dort war der Kongress gerade dabei, den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden gegen Trump formal zu bestätigen.

Trump hat seine Wahlniederlage gegen Biden bis heute nicht eingestanden und behauptet auch im laufenden Wahlkampf, die Demokraten wollten ihm mit unlauteren Mitteln einen Sieg stehlen. Gewählt wird am kommenden Dienstag, und es gibt Sorge, dass es erneut zu ähnlichen Verwerfungen wie nach der Wahl 2020 kommen könnte. Trumps Äußerungen im Wahlkampf lassen stark daran zweifeln, ob er eine Niederlage diesmal akzeptieren würde.

Harris sagte, Trump habe damals einen bewaffneten Mob zum Kapitol geschickt. Eine seiner Prioritäten bei einem erneuten Einzug ins Weiße Haus sei, die gewalttätigen Extremisten vom 6. Jänner 2021 freizulassen und strafrechtlich gegen seine Feinde vorzugehen. Trump wolle außerdem das US-Militär gegen Amerikaner einsetzen, die nicht seiner Meinung seien. Harris mahnte, frühere Generationen hätten nicht für Grundfreiheiten gekämpft, um das Land nun dem Willen eines “Tyrannen” zu unterwerfen. Und die USA seien auch kein Schauplatz für das Gebaren von “Möchtegern-Diktatoren”.

“Donald Trump hat ein Jahrzehnt lang versucht, das amerikanische Volk zu spalten und in Angst voreinander zu versetzen”, kritisierte die 60-Jährige. Damit müsse Schluss sein. “Es ist an der Zeit, dass wir das Drama und den Konflikt, die Angst und die Spaltung hinter uns lassen.” Es sei an der Zeit für eine neue Führungsgeneration in Amerika.

“Ich verspreche, eine Präsidentin für alle Amerikaner zu sein und das Land immer über die Partei und mich selbst zu stellen”, rief die Demokratin in die Menge. Sie wolle Kompromisse suchen, mit gesundem Menschenverstand Lösungen finden. “Ich bin nicht perfekt. Ich mache Fehler”, räumte Harris ein. “Aber ich verspreche euch, dass ich euch immer zuhören werde. Auch wenn ihr mich nicht wählt.” Sie sehe Andersdenkende nicht als Feinde.

Harris schlug bei dem Auftritt ernste Töne an, während sie in den vergangenen Wochen bei Wahlkampfauftritten oft versucht hatte, etwas Leichtigkeit und gute Laune als Kontrapunkt zu Trump zu setzen. Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Die Stimmung war friedlich, viele Menschen wedelten mit US-Flaggen. Immer wieder wurde die Demokratin von “Kamala”-Sprechchören unterbrochen.

Einzelne Zuschauer wirkten nachdenklich und still angesichts der eindringlichen Worte von Harris. Manche hielten sich in den Armen. Auch weit außerhalb des umzäunten Geländes versammelten sich viele Menschen. Vereinzelt waren Rufe von Demonstranten zu hören, die die Veranstaltung stören wollten. Ihre Worte richteten sich vor allem gegen die Nahost-Politik der Biden-Harris-Regierung.

Harris versuchte, sich bei der Rede betont von Biden abzugrenzen. Es sei ihr eine Ehre gewesen, als dessen Vizepräsidentin zu dienen, sagte sie. “Aber ich werde meine eigenen Erfahrungen und Ideen in das Oval Office einbringen. Meine Präsidentschaft wird anders sein, denn die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind andere.”

Dem Auftritt seiner Stellvertreterin, für die er im Wahlkampf auf Druck seiner Partei hin Platz gemacht hatte, wohnte Biden nicht bei. Der 81-Jährige verfolgte die Rede aus dem Weißen Haus. Auf die Frage von Reportern, warum er nicht teilnehme, hatte er im vorhinein gesagt: “Das ist ihr Abend.”

Biden ist in Harris’ Wahlkampf generell kaum in Erscheinung getreten. Es schien Strategie der Demokraten, die Zahl seiner Auftritte gering zu halten – nach seinen vielen peinlichen Auftritten der vergangenen Monate, die zu seinem Rückzug geführt hatten.

Trumps Wahlkampfteam kritisierte Harris’ Auftritt als rückwärtsgewandt: Sie wolle nur von ihren eigenen Versäumnissen in der Regierungszeit mit Biden ablenken. Trump selbst trat parallel rund 300 Kilometer entfernt in Allentown im besonders umkämpften und möglicherweise wahlentscheidenden Bundesstaat Pennsylvania auf. Der 78-Jährige spulte dort sein übliches Wahlkampfprogramm ab. Er versprach, “die Invasion von Verbrechern” in die USA zu stoppen, warf Harris und den Demokraten vor, das Land zu zerstören, und sagte, sein Wahlsieg könnte “der größte Moment in der Weltgeschichte” werden.

Der Republikaner äußerte sich nicht weiter zur Kritik an dem geschmacklosen Scherz eines Comedians, der das US-Gebiet Puerto Rico bei einer großen Trump-Kundgebung in New York als “schwimmende Müll-Insel” bezeichnet hatte. In Puerto Rico sorgte der Satz für Empörung – und allein in Pennsylvania leben rund 500.000 Puerto Ricaner. Trump mühte sich dort um Schadensbegrenzung, holte eine Politikerin aus Puerto Rico auf die Bühne, die ihn anpries. Und er sagte, niemand liebe die puerto-ricanische Gemeinde mehr als er.

Kommentare

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17 Kommentare auf "Harris warnt vor Tyrann Trump und will “Drama” beenden"


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Ralph
Ralph
Universalgelehrter
6 Tage 3 h

Trump ein Tyrann?
Diese Stimmungsmache wird wohl nach hinten losgehen. Wahlkämpfe gewinnt man,indem man ein Programm gat und Lösungen anbietet. Die Konkurrenz schlecht machen zu wollen funktioniert nie. Im Gegenteil. Siehe D und Ö: Afd u Fpö werden schlecht gemacht, von den Altparteien und noch mehr von den Medien, die eigentlich nur berichten dürften ohne zu werten und was passiert?
Sie werden immer stärker.
Die Wahlen wird wohl Trump gewinnen. Aber was bildet sich Eiiropa überhaupt ein, soch im US wahlkampf einzumischen?
Das ist nur arrogant.

Hustinettenbaer
6 Tage 3 h

@Ralph
Einmischung ?
Da in dem SN-Artikel kein Piep von/über EU steht, meinst du wohl die Kommentare.
Und du denkst, unschlüssige US-Wähler lassen sich hier online inspirieren ? Trumpisten wählen dann Harris ?

Jonny Cash
Jonny Cash
Tratscher
6 Tage 3 h

Wird er wohl, gewinnen. Aber siehst du bei ihm ein Programm? Macht er die Konkurrenz nicht schlecht? Macht er einfach alles besser, oder was? Solltest das Geschehen in den USA besser verfolgen, um zu verstehen.

machnefliege
machnefliege
Grünschnabel
5 Tage 21 h

sag mal @ralph bist du noch zu retten?” Die konkurrenz schlecht machen zu wollen fnktioniert nie” was tun afd, fpö und all die ewiggestrigen, sie reden alles schlecht was nicht ist wie sie, dabein haben die demokratischen parteien EUropa aufgebaut und zu wohlstand gebracht. wäre neugierig wie es den ungarn ohne den EU hilfen gehen würde, von BRICS werden sie wenig erwarten können.

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
5 Tage 21 h
@Ralph: Pöbeln ist weder ein Programm und schon gar keine Lösung! Das gilt übrigens auch für Afd und Fpö! Sobald man auch nur ein bisschen an der Oberfläche kratzt wird sofort klar, dass alles nur inhaltsleere, unrealisierbare Parolen sind. Mit Schimpftriaden und Lügen wird man die Realität auch nicht ins Positive ändern können, sondern alles würde nur schlechter. Wenn die geopolitische Lage nicht so angespannt wäre, würde ich echt mal neugierig auf eine AFD- oder FPÖ- oder Trumpregierung blicken und deren Scheitern bei all ihren nicht einlösbaren Versprechen beobachten. Und: eine Meinung zu einer Wahl zu haben ist noch lange… Weiterlesen »
65Wendi
65Wendi
Tratscher
5 Tage 14 h

So ist es Ralf

sophie
sophie
Kinig
6 Tage 5 h

Ich hoffe auf einen Sieg Harris, denn der würde Gerechtigkeit und Demokratie bedeuten, und nicht auf Lügen, verdrehte Tatsachen und Egoismus und noch Putin Freundschaft bedeuten, und noch mejr Schwächung der NATO UND EUROPA BEDEUTEN.

N. G.
N. G.
Kinig
5 Tage 12 h

Na ja, Gerechtigkeit erwarte ich auch von Harris nicht aber Demokratie.

Mico
Mico
Universalgelehrter
5 Tage 22 h

hoffentlich kommt diese Frau nicht an die Macht…. sonst haben wir zu 100% den 3 Weltkrieg

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
5 Tage 11 h

@Mico: interessant! Ich sehe es genau umgkehrt!

Faktenchecker
6 Tage 11 h

Es wird Zeit:
” “Kontrolle” über Ministerium?
Trump verspricht Impfgegner Kennedy Stelle in Gesundheitspolitik”

https://www.n-tv.de/politik/US-wahl-2024/Trump-verspricht-Impfgegner-Kennedy-Stelle-in-Gesundheitspolitik-article25324735.html

Doolin
Doolin
Kinig
6 Tage 10 h

…der Trumpel verspricht seinem Kumpel Musk das Wirtschaftsministerium…

N. G.
N. G.
Kinig
6 Tage 3 h

@Doolin Du liest Pravda?

So ist das
6 Tage 4 h

Das Drama endet erst, wenn Trump endlich im Gefängnis sitzt 🤔

Doolin
Doolin
Kinig
6 Tage 2 h

…dort gehört ein verurteilter Straftäter hin…

Selbstbewertung
Selbstbewertung
Universalgelehrter
5 Tage 21 h

Die westliche Welt scheint großen Gefallen daran zu finden, sich selbst abzuschaffen. Wir taumeln an vielen Gefahrenstellen gefährlich nah am Abgrund. Die Diktatoren und Autokraten von China über Moskau bis nach Caracas reiben sich die Hände. Unsere zunehmende Verblödelung führt dazu, dass wir Gefahr laufen, in ihren Fängen zu enden. Und das auch noch ganz freiwillig. So unblutig kann in Zeiten der neuen Medien Krieg sein….zumindest vorläufig!

N. G.
N. G.
Kinig
5 Tage 12 h

Wrnn man die Kommentare und die dazugehörigen User genau verfolgt dann bemerkt man, dass viele zwar gegen Trump sind aber in Europa die selbe Ideologie bevorzugen und wahrscheinlich auch wählen.
Politische Bildung gleich NULL!

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