Lebensmittel werden dringend gebraucht im Gazastreifen

Erneut Tote bei Schüssen nahe Gaza-Verteilungszentrum

Donnerstag, 12. Juni 2025 | 14:37 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben erneut mehrere Menschen in der Nähe von Verteilzentren für humanitäre Hilfsgüter getötet worden. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete am Donnerstag von 13 Toten durch Schüsse der israelischen Armee unweit des Verteilungszentrums im Bereich des Netzarim-Korridors im Zentrum des Küstengebiets. Am Mittwochabend wurden indes acht Helfer der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) bei einem Hamas-Angriff getötet.

Bei dem Angriff auf das Verteilungszentrum sollen am frühen Morgen rund 200 Personen verletzt worden. Quellen aus dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium bestätigten den Vorfall. Demnach seien zehn Menschen getötet und mindestens 120 weitere verletzt worden.

Im Norden des Küstengebiets sind nach Angaben von Wafa außerdem fünf Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden, als sie auf Hilfsgüter nahe eines Verteilzentrums dort warteten. Die Angaben konnten zunächst allesamt nicht unabhängig geprüft werden. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu den Berichten.

Insgesamt seien innerhalb eines Tages mehr als 100 Tote durch israelische Angriffe im Gazastreifen registriert worden. Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium meldete 103 Tote sowie 427 Verletzte in den vergangenen 24 Stunden. Das Ministerium unterscheidet allerdings nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten. Die Angaben lassen sich derzeit nicht verifizieren.

Letztes verbliebene Glasfasernetz im Gazastreifen zerstört

Unterdessen fielen m gesamten Gazastreifen die Telekommunikationsdienste aus. Das letzte verbliebene Glasfasernetz sei bei einem Angriff getroffen worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf die palästinensische Telekommunikationsbehörde. Alle Internet- und Festnetzverbindungen seien abgebrochen. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als 20 Monaten ist es immer wieder zu solchen Ausfällen der Telekommunikationsversorgung, die zuständige Behörde warnte jedoch vor “den humanitären und sozialen Folgen des Ausfalls” und rief zu einer raschen Wiederherstellung der Versorgung auf.

GHF-Stiftung “brutal angegriffen”

Zu dem Angriff auf die Helfer der GHF-Stiftung kam es am Mittwoch gegen 22.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ). Mehr als zwei Dutzend Mitarbeiter der Hilfsorganisation seien auf dem Weg zu einer Verteilstelle gewesen, als ihr Bus “brutal angegriffen” worden sei, erklärte die in Washington ansässige GHF. Es gebe acht Tote, zahlreiche Verletzte und die Befürchtung, dass einige der Teammitglieder als Geiseln genommen wurden, hieß es. Das Team sei unterwegs zu einem Verteilungszentrum westlich von Khan Younis gewesen.

“Wir verurteilen diesen abscheulichen und gezielten Angriff aufs Schärfste”, hieß es in der Mitteilung. “Es handelte sich um Helfer. Humanitäre Helfer. Väter, Brüder, Söhne und Freunde, die täglich ihr Leben riskierten, um anderen zu helfen.” Der Angriff sei nicht in einem Vakuum geschehen. Seit Tagen habe die Hamas das Team sowie die Zivilisten, die Hilfe annehmen, bedroht.

“Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Hamas umgehend für diesen unbegründeten Angriff und die anhaltende Bedrohung unserer Mitarbeiter zu verurteilen, die lediglich versuchen, die palästinensische Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen”, schrieb die GHF weiter.

Stiftung umstritten

Der Einsatz der GHF hatte im vergangenen Monat nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Diese sollte eine Alternative zum Einsatz der UNO und internationaler Hilfsorganisationen darstellen. Israel und die USA wollen mit dem Einsatz von GHF verhindern, dass sich die Hamas humanitäre Hilfsgüter aneignet.

Die Stiftung ist jedoch umstritten, zuletzt kam es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen in der Nähe ihrer Verteilungszentren. Erst am Mittwoch wurden laut palästinensischen Angaben mehr als 42 Palästinenser getötet nahe Verteilungszentren durch Schüsse der israelischen Armee getötet.

UNO-Vollversammlung stimmt über Resolution für Waffenruhe ab

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen plant unterdessen für den heutigen Donnerstag die Abstimmung über eine Resolution, die einen sofortigen, bedingungslosen und dauerhaften Waffenstillstand im Gaza-Krieg fordert. Diplomaten zufolge wird das 193 Mitglieder umfassende Gremium den Textentwurf wahrscheinlich mit überwältigender Mehrheit annehmen, obwohl Israel sich dagegen ausgesprochen hat und die USA eine ähnliche Resolution kürzlich im UNO-Sicherheitsrat per Veto gestoppt haben. Anders als im Sicherheitsrat gibt es in der Vollversammlung kein Vetorecht. Allerdings sind die Resolutionen des größeren Gremiums auch nicht bindend.

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