Kein Ende der Kämpfe absehbar

Internetportal: Israel bietet zweimonatige Feuerpause an

Montag, 22. Januar 2024 | 21:43 Uhr

Israel bietet dem Nachrichtenportal Axios zufolge eine zweimonatige Feuerpause im Gazastreifen an. Im Gegenzug müssten alle Geiseln freigelassen werden, berichtete Axios unter Berufung auf zwei israelische Vertreter. Der Vorschlag sei der Hamas über katarische und ägyptische Vermittler überbracht worden. Unterdessen weitete das israelische Militär seine Offensive im südlichen Gazastreifen aus. Der Palästinensische Rote Halbmond sprach von Dutzenden Toten und Verletzten.

Augenzeugen berichteten am Montag von heftigen Zusammenstößen zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der islamistischen Hamas-Miliz im Westen von Khan Younis. Die Kämpfe hätten sich in unmittelbarer Nähe zweier Krankenhäuser sowie bei Zeltstädten für Flüchtlinge aus dem Norden des Gazastreifens abgespielt.

Das Militär bestätigte israelischen Medienberichten zufolge, im Westen von Khan Younis einen größeren Vorstoß in ein Gebiet unternommen zu haben, in das es bisher nicht eingerückt war. Der Einsatz könne mehrere Tage dauern. Ziel sei es, die Hamas-Brigade von Khan Younis kampfunfähig zu machen. Bisher seien 50 Hamas-Kämpfer, unter ihnen ein Kompaniekommandant, getötet worden. Auf israelischer Seite seien drei Soldaten gefallen, teilte die Armee mit.

Die Armee sei sich im Klaren darüber, dass sie in einem äußerst dicht bevölkerten Areal operiere, hieß es weiter. Zugleich sei sie aber damit konfrontiert, dass Hamas-Terroristen sie immer wieder aus Krankenhäusern, Moscheen und Wohngebieten heraus angriffen.

Khan Younis gilt als Hochburg der Hamas. Ihr Anführer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, stammt von dort. Wie im gesamten Küstengebiet hat die Hamas auch unter Khan Younis ein weitläufiges Tunnelsystem angelegt. Wo sich Al-Sinwar und seine Führungsriege verstecken, ist allerdings nicht bekannt.

Auch im Norden Israels an der Grenze zum Libanon gehen die Kämpfer unverdrossen weiter. Israels Militär und die Schiitenmiliz Hisbollah im Südlibanon berichteten auch am Montag von gegenseitigem Beschuss.

Die israelische Armee teilte mit, Kampfjets hätten ein militärisch genutztes Gebäude in Marun al-Ras im Süden des Libanons bombardiert, in dem sich mehrere “Terroristen” aufgehalten hätten. Dazu wurde ein Video veröffentlicht, das den Angriff mit einer gewaltigen Explosion sowie mehrere Folgeexplosionen zeigen sollte. Die Detonationen seien ein Hinweis darauf, dass sich dort Waffen befunden hätten, betonte die Armee. Weitere Angriffe habe es bei den Orten Maruahin, Chihine, Taibi, Tajir Harfa sowie bei Kfarkila und Blida gegeben.

Die Hisbollah wiederum griff nach eigenen Angaben drei verschiedene Ziele in Israel an. Die Miliz hat seit Beginn der Kämpfe am 7. Oktober nach dem blutigen Hamas-Überfall auf Israel bereits von 167 Toten in ihren Reihen berichtet. Das hochrangige Mitglied der Hisbollah, der libanesische Parlamentarier Hassan Fadlallah, sagte, Israel sei mit seinen Angriffen in den vergangenen Wochen zu weit gegangen und habe nichts aus früheren Kämpfen gelernt. “Für das Blut eines jeden Märtyrers, der dieses Land bewässerte, wurden Tausende Mujaheddin geboren”, sagte Fadlallah. Mit Mujaheddin sind in der Regel Kämpfer islamistischer Gruppen gemeint.

Israels Verteidigungsminister Yoav Galant bekräftigte bei einem Treffen in Tel Aviv mit seinem französischen Kollegen Sébastian Lecornu, Israel werde die Hisbollah so lange beschießen, bis die Bewohner im Norden Israels wieder sicher vor Angriffen aus dem Nachbarland seien. Derzeit sind Zehntausende Israelis von dort in andere Landesteile in Sicherheit gebracht worden. Israel fordert einen Rückzug der Hisbollah-Miliz von der Grenze. “Ein Krieg im Norden wird für Israel eine Herausforderung, für die Hisbollah und den Libanon wird es jedoch verheerend sein”, warnte Galant.

Seit Beginn des Gaza-Krieges kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

Von: APA/dpa/Reuters