Trauer um die Getöteten im Gazastreifen

Israel: Islamischer Jihad verursachte Krankenhaus-Angriff

Dienstag, 17. Oktober 2023 | 22:49 Uhr

Israel hat den Islamischen Jihad für den Angriff auf ein Krankenhausgelände in Gaza verantwortlich gemacht. “Die ganze Welt sollte es wissen: Es waren barbarische Terroristen in Gaza, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben”, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Dienstag. Es sei nicht das israelische Militär gewesen. Zuvor hatte die Hamas Israel verantwortlich gemacht und von 200 bis 300 getöteten Menschen gesprochen.

“Diejenigen, die unsere Kinder brutal ermordet haben, ermorden auch ihre eigenen Kinder”, teilte Netanyahu weiter mit. “Nach den Informationen der Geheimdienste, die auf mehreren uns vorliegenden Quellen basieren, ist der Islamische Jihad für einen fehlgeschlagenen Raketenangriff verantwortlich, der das Krankenhaus getroffen hat”, hieß es seitens der israelischen Armee am Dienstagabend.

Weiter erklärte die israelische Armee, eine Analyse der operativen Systeme weise darauf hin, dass “eine Raketensalve von Terroristen in Gaza abgefeuert wurde, die in unmittelbarer Nähe des Ahli-Krankenhauses vorbeizog, als dieses getroffen wurde”. Das Gesundheitsministerium der im Gazastreifen herrschende Hamas erklärte, “hunderte Opfer” seien noch unter den Trümmern der zerstörten Gebäude.

Zuvor hatte das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mitgeteilt, dass bei einem israelischen Luftangriff eine von ihr geführte Schule getroffen worden sei, in der tausende Menschen Zuflucht gesucht hätten. Dabei seien mindestens sechs Menschen getötet worden. Die UNRWA bezeichnete den Vorfall als “skandalös”. Er zeige einmal mehr die “unverhohlene Verachtung für das Leben der Zivilisten”. Es habe auch zahlreiche Verletzte gegeben, darunter auch Mitarbeiter des UNRWA.

In der Klinik, die auch Vertriebene beherbergt habe, seien nach ersten Berichten Hunderte Menschen getötet und verletzt worden, hieß es am Dienstagabend in einer Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die UN-Gesundheitsorganisation ließ in der Stellungnahme offen, wer für den Beschuss verantwortlich war.

Die WHO kritisierte erneut, dass Israel zur Evakuierung von Krankenhäusern im Norden des Gazastreifens – darunter die nun getroffene Klinik – aufgerufen hatte. “Die Evakuierung war bisher unmöglich”, betonte die WHO und verwies auf die Sicherheitslage, den Zustand der Patienten, sowie den Mangel an Krankenwagen, Personal und alternativen Krankenhäusern. “Die WHO fordert den sofortigen Schutz der Zivilisten und des Gesundheitswesens”, hieß es in der Stellungnahme, in der auch darauf hingewiesen wurde, dass Gesundheitseinrichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nie angegriffen werden dürfen.

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas ordnete an, die Fahnen für drei Tage auf halbmast zu setzen und der “Märtyrer” in dieser Zeit zu gedenken. Nach Angaben seines Beraters brach Abbas einen Besuch in Jordanien frühzeitig ab, um ein Krisentreffen in Ramallah einzuberufen. Für Mittwoch war ursprünglich in Jordanien ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden geplant. Unklar war, ob dieses dennoch stattfinden wird. Die Entscheidung sei “eine Reaktion auf die Gräueltaten, die das palästinensische Volk heute Abend nach dem verbrecherischen Bombenangriff auf das Baptistenkrankenhaus in Gaza heimgesucht haben”, hieß es aus dem Büro von Abbas.-

Das ägyptische Außenministerium sprach am Dienstagabend von “vorsätzlichen Bombardierungen von Zivilisten”. Diese seien ein Verstoß “gegen die grundlegenden Werte der Menschheit”. Ägypten forderte das Nachbarland auf, seine “kollektive Bestrafung der Menschen im Gazastreifen sofort einzustellen”.

Der Beschuss eines Krankenhauses, in dem Frauen, Kinder und unschuldige Zivilisten untergebracht seien, sei das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, die frei seien von den grundlegendsten menschlichen Werten, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstagabend auf Twitter mit. Er rief die gesamte Menschheit dazu auf, diese in “in der Geschichte beispiellose Brutalität” zu stoppen.

Am Dienstag hatte die Hamas mitgeteilt, die Zahl der Toten im Gazastreifen sei auf 3.000 gestiegen. Rund 12.500 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Terroristen im Auftrag der Hamas hatten am Samstag vor einer Woche ein Massaker an israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Es war das schlimmste Blutbad der israelischen Geschichte, über 1.400 Menschen kamen in Israel ums Leben. Militante Palästinenser verschleppten an dem Tag zudem mindestens 199 Menschen.

Israel reagierte mit massiven Luftangriffen auf Ziele in dem dicht besiedelten Küstenstreifen. Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in dem Gebiet am Mittelmeer. Israel bereite sich im Gazastreifen auf “die nächsten Stufen des Krieges” gegen die dort herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas vor. “Alle sprechen von einer Bodenoffensive, aber es könnte etwas anderes sein”, sagte Armeesprecher Richard Hecht am Dienstag.

Von: APA/dpa/AFP/Reuters