Putins Wiederwahl gilt als sicher

Cyberangriff auf elektronisches Wahlsystem in Russland und andere Desaster

Samstag, 16. März 2024 | 11:39 Uhr

Überschattet vom Krieg und unter Ausschluss der Opposition hat Russland am Samstag seine Präsidentenwahl zum Machterhalt von Kremlchef Wladimir Putin fortgesetzt. Bereits am Nachmittag des zweiten von drei Abstimmungstagen gab Russlands zentrale Wahlkommission die Wahlbeteiligung mit mehr als 50 Prozent an. Beobachter verwiesen jedoch auf Betrug und Manipulation. Insbesondere Staatsbedienstete wurden Berichten zufolge bereits massenhaft zur Abstimmung gedrängt.

Vor einer geplanten Protestaktion am Sonntag berichteten Kremlgegner in Moskau zudem von Drohnachrichten. Um 16.00 Uhr Moskauer Zeit (14.00 Uhr MEZ) am Samstag habe schon mehr als jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme entweder in einem Wahllokal oder online abgegeben, sagte der Vizechef der Wahlkommission, Nikolai Bulajew, der Agentur Interfax zufolge. Die Wahlbeteiligung gilt für den Kreml als wichtiger Wert, damit Putin am Ende zeigen kann, dass angeblich ein Großteil der Bevölkerung ihn und seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine aktiv unterstützt. Orientiert man sich an den Daten staatlicher Meinungsforscher, dann strebt der Kreml eine Beteiligung von mehr als 70 Prozent an.

Berichten unabhängiger Beobachter zufolge wurden allerdings Angestellte von Staatsbetrieben in großer Zahl zur Abstimmung gedrängt. Hunderte Firmen veröffentlichten demnach bereits in sozialen Netzwerken Gruppenfotos von ihren Belegschaften vor dem jeweiligen Wahllokal. Auf Videos war außerdem zu sehen, wie Menschen in Bussen zu Abstimmungsorten gefahren wurden. Auch über großen Druck auf ukrainische Menschen wurde berichtet. Diese sollen in den besetzten Gebieten an Abstimmungen teilnehmen, die völkerrechtswidrig und somit international nicht anerkannt sind.

Die Abstimmung in Russland, die Putin eine fünfte Amtszeit als Präsident sichern soll, geht noch bis Sonntagabend um 19.00 Uhr MEZ. Echte Gegenkandidaten hat der 71 Jahre alte Kremlchef nicht. Ernstzunehmende Oppositionelle wurden entweder nicht als Kandidaten zugelassen, sind ins Ausland geflohen oder sitzen im Straflager. Kremlgegner rufen deshalb zu Protestaktionen auf.

Am ersten Wahltag am Freitag kippten Männer und Frauen in verschiedenen Wahllokalen Farbe in die Wahlurnen, um die darin liegenden Stimmzettel ungültig zu machen. Teils legten sie sogar kleinere Brände. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Am Samstag wurde eine Frau in Jekaterinburg am Ural von Polizisten am Versuch gehindert, grüne Flüssigkeit in eine Wahlurne zu gießen.

Außerdem waren mehrere Brände gelegt worden.

Auf der anderen Seite serviert das Regime in den Wahllokalen Wodka und Snacks, um den Bürgern die Wahl “schmackhaft” zu machen und möglichst viele zur Wahl zu animieren.

Die Hauptprotestaktion ist jedoch für Sonntag geplant: Verschiedene Oppositionelle rufen die Russen dazu auf, in dem Riesenland mit seinen elf Zeitzonen um exakt 12.00 Uhr der jeweiligen Ortszeit vor den Wahllokalen zu erscheinen. An den langen Warteschlangen – so die Hoffnung – soll sich dann die Unzufriedenheit im Land ablesen lassen. Befürchtet wird, dass es auch hierbei wieder zu Festnahmen kommen wird. Russische Behörden haben bereits vor einer Teilnahme an der Aktion gewarnt und behauptet, dass sie “Anzeichen extremistischer Aktivitäten” darin sähen.

Im Vorfeld berichteten kremlkritische Menschen in der Hauptstadt Moskau von Droh-SMS, die sie auf ihre Handys erhalten hätten. Unter anderem veröffentlichte das unabhängige Portal Meduza Screenshots von einer Sammelnachricht, in der es heißt: “Unabhängig davon, dass du Ideen extremistischer Organisationen unterstützt, freuen wir uns, dass du in Moskau wählen wirst.” Dann folgt eine Aufforderung, “ruhig” an der Wahl teilzunehmen – “ohne Warteschlangen und Provokationen”. Wer hinter den Nachrichten, die auf Telegram und Signal verschickt wurden, steckt und wie die Empfänger ausgewählt wurden, war zunächst nicht bekannt.

Am zweiten Tag der russischen Präsidentenwahl hat die Ukraine zudem einen erfolgreichen Cyberangriff auf das elektronische Wahlsystem des Kriegsgegners vermeldet. “Die Website der russischen Behörden ist abgestürzt. Das Wahlsystem ist abgestürzt”, verlautete am Samstag aus Geheimdienstkreisen in Kiew gegenüber der Nachrichtenagentur Ukrinform. Hacker des Geheimdienstes hätten alle Sicherheitssysteme umgehen können. “Das wird jetzt bis zum Ende der Abstimmung weitergehen.”

Außerdem würden Angriffe auf die Präsenz der Kreml-Partei Einiges Russland durchgeführt, hieß es von dem ukrainischen Geheimdienstvertreter. Die einst mit der FPÖ befreundete russische Regierungspartei hatte zuvor von einem Hackerangriff berichtet. Demnach wurde die Online-Präsenz von Einiges Russland durch einen “Denial of Service”-Angriff lahmgelegt. Alle nicht unbedingt erforderlichen Dienste seien eingestellt worden.

Insgesamt ruft Moskau 114 Millionen Menschen zu der als völlig undemokratisch kritisierten Abstimmung auf – mehr als 4,5 Millionen davon in den besetzten Teilen der ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson. Auch auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die Moskau bereits 2014 annektierte, werden Abstimmungen organisiert. Kremlgegner rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, das Ergebnis nicht anzuerkennen.

Doch auch auf russischem Staatsgebiet wird die Abstimmung überschattet vom Krieg, den Putin vor mehr als zwei Jahren angeordnet hat. Auch am zweiten Wahltag meldete die Grenzregion Belgorod wieder starken Beschuss. Laut Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow wurden am Samstag zwei Menschen getötet. Weit weg von der Front im Gebiet Samara gab es laut russischen Behörden zudem Drohnenangriffe auf zwei Ölraffinerien. In einer Anlage brach demnach ein Brand aus. Quellen im ukrainischen Geheimdienst SBU sprachen von drei angegriffenen Raffinerien.

Von: APA/Ukrinform/Reuters/dpa

Kommentare

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24 Kommentare auf "Cyberangriff auf elektronisches Wahlsystem in Russland und andere Desaster"


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Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
1 Monat 12 Tage

Immerhin wird in Russland gewählt, während in der Ukraine die Parlamentswahlen vom Oktober und die Präsidentschaftswahl vom März kurzerhand ausgesetzt wurden.

Buergerle
Buergerle
Tratscher
1 Monat 12 Tage

das nennst du eine Wahl?
Entweder du bist ein troll oder einfach nur naiv.

real1st
real1st
Tratscher
1 Monat 12 Tage

du hast vergessen zu erwähnen dass dies wegen des Angriffskriegs Russland passiert ist… solche Vergleiche sind lächerlich welche Aussage hätte eine Wahl wenn ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung entweder im Ausland, beim Militär oder in russischer Gefangenschaft ist

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 12 Tage

…du bist aber schon ein Witzbold…
😝

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 12 Tage

Mit Abstrichen hast du sogar Recht. Wobei man sagen muss, wenn 1 Viertel des Landes okupiert ist und nicht wählen darf..! Hunter vorgehaltener Hand wird trotzdem vermutet das Selenski dann nicht erneut Präsident würde. Israel das selbe, Wahlen werden ausgesetzt… nie und nimmer wäre in normalen Zeichen Netanyahu Machthaber.

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 12 Tage

…hoi speedy, hast a grosse Auswahl…

😆

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
1 Monat 12 Tage

@N. G.
Und wieder vom Thema ablenken!
Wenn dem Möchtegernzar schon V O R der Wahl zu seinem überragenden Wahlergebnis gratulieren kann dann sind es einfach keine Wahlen!
Alle Konkurrenten wurden entweder unter fadenscheinigen Gründen verurteilt und wohl ermordet oder nicht zur Wahl zugelassen und hier gibt es genug ganz helle die blind einem potentiellen Nachfolger von Hitler nach laufen mit unter Umständen gleichen Ergebnis!

nikname
nikname
Universalgelehrter
1 Monat 12 Tage

wird gewählt, 😂🤣😂 lustig das einige noch von einer Wahl sprechen 🤣😂🤣

Look_at_Yourself
Look_at_Yourself
Universalgelehrter
1 Monat 12 Tage

Speedy, dein Ernst?? 🤮

Staenkerer
1 Monat 12 Tage

WÄHLN tat i des woll nit nennen ….

sophie
sophie
Kinig
1 Monat 12 Tage

@Buergerle

ODER BEIDES,

Sorry,
denn so eine verlogene,
manipulierte Farce…..
Was ist das denn für eine Wahl.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 11 Tage

@OrtlerNord Wieso? Hab ich das bestritten? Was saugst du dir da wieder aus den Fingern? Steht irgendwo das ich diese “Wahl” als echte Wahl sehe?
NEIN, also woher hast du deine Infos um mir das zu unterstellen? In meunem Kommentar stehen sie jedenfalls nicht. Hör endlich auf grundlos etwas zu behaupten was da gar nicht steht. Hör auf zu phantasieren!

bon jour
bon jour
Kinig
1 Monat 11 Tage

hast dein hirn verbrannt?

Buergerle
Buergerle
Tratscher
1 Monat 12 Tage

diese Wahl ist nicht die Schlagzeile wert

mayway
mayway
Tratscher
1 Monat 12 Tage

warum ist es nicht möglich dass der Westen die russische Bevölkerung aufklärt wer der das Opfer u. wer der Schuldige ist…

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 Monat 12 Tage

@mayway
schwierig…in jeder hinsicht.

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
1 Monat 12 Tage

@mayway ist doch bei uns schon schwierig, es rennen hier tatsächlich Idioten herum die behaupten der Amerikaner ist am russischen Angriffskrieg Schuld.

Staenkerer
1 Monat 12 Tage

unter der bevölkerung wern sell schun viele wissn, ober wenn jemand oan fuaß im gfängnis hot und a knarre im nackn sog der besser wos der, der knarre heb, hearn will….

Plusminus
Plusminus
Tratscher
1 Monat 12 Tage

Das ist keine Wahl, sondern eine erzwungene Machtbestätigung. Der Witz wäre, wenn Europäische Staaten dem Tyrann auch noch zur Wiederwahl gratulieren würden.

doco
doco
Superredner
1 Monat 12 Tage

Putin könnte man schon vor den Wahlen als Wahlsieger gratulieren
dennl die Wahlen sind nur eine Farce bezw.Show.

Skye
Skye
Tratscher
1 Monat 12 Tage

Ich finde die heutige Karikatur in den Dolomiten passend. Abgebildet ist ein russischer Wahlzettel mit folgenden 3 Auswahlmöglichkeiten zum ankreuzen: Putin, Putin und Putin

gutergeist
gutergeist
Superredner
1 Monat 12 Tage

Die westlichen Staaten müssten diesen Diktator als “selbsternannten Präsidenten” ignorieren. Solange Mörder eine Bühne bekommen,…..

Staenkerer
1 Monat 12 Tage

😂😅😆 putin kannt eigendlich glei schun ungekreizelte wohlzettl austoaln lossn …..

bon jour
bon jour
Kinig
1 Monat 11 Tage

Wie steht denn Kicklfreund JWA zum Diktator?

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